vor ein paar Wochen sind zwei Freunde und ich mit den Motorrädern durchs wunderschöne Trentino getourt. Auf dem Weg dorthin durch Österreich und Südttirol sind wir über die schönsten Pässe die es so gibt gefahren. Timmelsjoch, Hantennjoch, Penserjoch, Jaufenpass und noch einige andere, die mir so auf die Schnelle nicht einfallen wollen.
Und Ihr wisst ja, wie es so ist wenn man mit seiner 50 PS Möhre, schmal Bereift durch die Alpen cruist. Große, furchteinflößende Big Bikes und Reiseenduros mit denen man vor 20 Jahre easy mal die Paris-Dakar gewonnen hätte, stehen einem zum vollendeten Kurvengenuss, nur so im Weg herum. Man muß, obwohl man eigentlich garnicht so schnell ist, einen nach dem anderen überholen. Dabei kriegt man so langsam den Größenwahn und hält sich, natürlich nach Valentino Rossi, für den tollsten Motorradfahrer überhaupt.
Dann am Passo Manghen angekommen, Nord Süd Richtung. Erst mal eine wunderschöne Walddurchfahrt. Die Straße ist so breit, da kommen 2 Autos nur mit Mühe aneinander vorbei. Nach dem Waldstück kommen die Serpentinen. Die Kurven sind so eng, daß man teilweise in den ersten zurückschalten muß, um herumzukommen. Die Geraden dazwischen sind so kurz, daß es grad mal so reicht um den zweiten knapp auszudrehen. Toll!
In schönsten Serpentinenswing höre ich hinter mit dumpfes, basslastiges 4-Zylinderbrummen. Haha! denke ich, denen zeigst du mal, wo der Bartel den Most holt. Grins. Nun ja. Diesen Gedanken noch nicht bis zum Schlußpunkt ausgedacht, sind meine Rückspiegel ausgefüllt von CB 1300, Bandit 1200 und XJR 1300 Lampen, die mich richtiggehend wegschießen wollen. Und das auf dieser Strecke!
Ich hab sie natürlich sofort vorbeigelassen, mit dem Gedanken, sie nachdem sie mich überholt haben, vor mir her zu hetzten und zu demütigen. Ich vergaß, auf dem letzten Big Bike saß sogar eine Sozia. Also ich mit diesem Vorsatz nen Gang runtergeschaltet hatte und denen so richtig Angst einjagen wollte, da waren sie einfach weg. Weg. Die sind mit ihren schweren Mopeds den Pass hochgeschossen, sowas hab ich noch nicht gesehen. Die hatten nicht nur große Motorräder um anzugeben (Potenzprothese und so...), nein die konnten wirklich damit fahren. Sieht man selten. Hut ab.
Oben an der Passhöhe haben sie Pause gemacht und eine Geraucht. Waren alle so um die 40+. Österreicher.
Ich bin dann gemütlich den Pass auf der anderen Seite runtergetourt und hab die grandiose Landschaft genossen. Da hat man auch viel mehr davon, als von der ewigen Raserei.
nein, ich war leider nicht auf dem Monte Grappa. Der war zwar auf der Tour vorgesehen, aber ich hab mich mit einer Zweidrittelmehrheit umstimmen lassen (leider) und wir sind dann Richtung Pso. Croce Domini (westlich des Gardasees) gefahren. Der wäre zwar auch auf dem Plan gestanden, aber erst am nächsten Tag.
Selber schuld, wenn ich immer mit Hektikern wegfahre und nicht konsequent auf die geplante Tour poche.
Ich hab mir schon überlegt, mal ganz alleine eine Tour zu fahren. Da kann man ohne Rücksicht und Diskussionen lahmarschig die Landschaft angucken und auch mal nen Pass ohne sportliche Ambitionen genießen. Um aber keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen, die Tour war trotzdem große Klasse.
@ Wänna wenn Du den Manghenpass gefahren bist, ist das Kaiserjägersträßchen südlich von Levico Therme unbedingt empfehlenswert. Teilweise einspurig zieht sich der Pass an steilen Felsen empor. Wunderschön. Man braucht halt ne gute Hupe.
eigentlich wollte ich mit meinem Aufsatz garnicht so die Lanschaftlichen Schönheiten im Trentino hervorheben, sondern eher die anderen Motorradfahrer.
Also die, die mit ihren riesengroßen Maschinen so richtig umgehen können und sich nicht von jedem schmalbereiften, zweizylindrigen Mopedle abledern lassen. Die sich ihre Höllenmaschinen tatsächlich zum fahren, und nicht als Minderwertigkeitskomplexkompensator gekauft haben.
Oder ist das Euch noch nie passiert, daß ihr am Pass abgehängt wurdet?
Och, doch, ich kann das gut nachvollziehen. Frag mich nicht mehr an welchem Pass (irgendwo zwischen Umbrail und Bozen) - aber vor ein paar Jahren führ ich an einem Pass an einer Gruppe pausierender Goldwingfahrer (noch die Vierzylinder) vorbei, alle Fahrer etwas älteren Datums. Ich war ähnlich wie du überzeugt, dass die W ein kaum zu schlagendes Pass-Mopped ist und hatte beste Laune. Da tauchten die Wings im Rückspiegel auf und überholten furios bei nächster Gelegenheit, die Radios schallten richtig höhnisch zu mir herüber. Natürlich hängte ich mich dran. So eine Schmach! So sehr ich mich auch anstrengte, der Abstand wurde immer größer - irgendwann waren sie verschwunden. Dann holte ich sie ein, wie sie gerade an einer roten Ampel aufliefen. Der letzte drehte sich um, grinste mich freundlich an und hob anerkennend den Daumen !!! "Für so einen Flachlandtiroler hat er sich ganz ordentlich geschlagen - das kann vielleicht noch mal was werden", schien das auszudrücken. Nach der Ampel lies ich sie dann schön ziehen ... Einige Kilometer weiter sah ich sie dann schon beim Bier in einer Gartenwirtschaft sitzen. Sie winkten alle!
Zu was so eine Seegmüller-Schrankwand fähig ist, wenn ein guter Fahrer drauf sitzt! Grüße Falcone