Wenn das stimmt, Herr M.F: Bekommt Eule langsam einen dicken Hals.
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Konrad Freiberg im Interview mit der Frankfurter Rundschau (FR)
"Es geht um Sklaverei"
Berlin. FR-Redakteurin Monika Kappus sprach mit dem GdP-Vorsitzenden Konrad
Freiberg über die so genannte Visa-Affäre, Menschenhandel und
Zwangsprostitution. Freiberg, so die FR, vermisst in der Visa-Affäre das
Interesse an den Opfern.
Hier das Interview im Wortlaut (FR, 17. Februar 2005):
Frankfurter Rundschau: Schon vor dem Volmer-Erlass konnten Visa-pflichtige
die deutsche Botschaft umgehen. Was hat der Erlass geändert?
Konrad Freiberg: Es gab stets einen gewissen Widerspruch zwischen
Reisefreiheit und innerer Sicherheit. Verändert hat sich die Anzahl des
Missbrauchs, also die Möglichkeit der legalen Einreise für Personen, die
uns Sorgen machen in puncto legale Arbeitsaufnahme und Zwangsprostitution.
Sie sind sicher, dass die zusätzlich ausgestellten Visa für illegale
Machenschaften missbraucht wurden?
Unter anderem aus der Ukraine haben wir viele junge Frauen, die per
Touristenvisum hergekommen und geblieben sind. Es geht um zehntausende
Antragstellerinnen allein aus der Ukraine. Das meiste sind ganz
bedauernswerte Schicksale. Dahinter verbirgt sich nach der legalen Einreise
brutalste Demütigung mit Vergewaltigungen, Schlägen und Drohungen wie: Wenn
Du fliehst, bringen wir Deine Eltern daheim um. Der Begriff
Zwangsprostitution ist sehr verniedlichend. Es ist Sklaverei. Jeder konnte
den Anstieg sehen. Allein anhand der Annoncen, wo massenhaft Ukrainerinnen
angeboten wurden. Wir haben früh auf diese Welle hingewiesen ebenso wie
Bundeskriminalamt und Bundesinnenministerium.
Die Zahl illegaler Grenzübertritte ging merklich zurück, die der legalen
deutlich nach oben. Wären die Menschen also ohnehin gekommen?
Sicher wäre auf uns eine Welle zugekommen auch im Rahmen einer illegalen
Einreise. Aber kaum so viele.
Trocknet die Chance zur legalen Einreise nicht den mafiösen Sumpf der
Schleuser und Schlepper aus?
Nein. Wir können uns zwar auch vor illegaler Einreise nur begrenzt
schützen. Aber was möglich ist, muss der Staat tun, um Zuwanderung zu
kanalisieren oder zu verhindern. Das fängt bei der Visavergabe an. Es geht
um ein sehr ernsthaftes Problem. Es stört mich, dass die Zwangsprostitution
die Öffentlichkeit nur interessiert, wenn ein Prominenter mit solchen
Frauen erwischt wird oder sich daran ein parteipolitischer Streit
entzündet.
Befürchten Sie, dass die Visa-Affäre dem Kampf gegen Zwangsprostitution
nichts nutzen wird?
Genau. Sie wird nur als parteipolitischer Hebel benutzt. Die Opfer
interessieren nicht. Die Frauen werden abgeschoben, kehren arm und
gebrochen zurück, die Menschenhändler machen weiter - übrigens oft auch
Deutsche, die mit Osteuropäern zusammenarbeiten. Die holen neue Frauen für
die Kunden hier, die unsere Täter sind.
Die Grüne Bärbel Höhn sagt, Prostituierte befänden sich häufig in einer
schlimmeren Lage, wenn sie illegal hier sind, als mit gültigem Visum.
Auch wenn die Frauen legal einreisen, werden sie hier sofort abhängig
gemacht. Ihnen wird der Pass abgenommen, sie werden sofort gewaltsam der
Prostitution zugeführt. Sobald sie hier eine Tätigkeit aufnehmen, befinden
sie sich in der Illegalität. Auch wenn das Visum noch nicht abgelaufen ist,
erlaubt es keine Erwerbstätigkeit. Das macht die Frauen abhängig und geht
mit totaler Isolation einher.
Wer sind die Ausbeuter?
Mit der Welle einreisender Frauen kamen auch deutlich mehr Männer aus
Osteuropa - Menschenhändler und Zuhälter, die dieses Geschäft betrieben
haben. Das ist statistisch belegt. Der Bereich illegaler Arbeitsaufnahme
außerhalb des Rotlichtmilieus etwa auf Baustellen ist für uns noch schwerer
zu durchschauen.
Hat das Außenamt das Geschäft der Menschenhändler betrieben?
Ich unterstelle, dass jeder aus seiner Sicht aus ehrenwerten Motiven
gehandelt hat. Aber wenn ich eine Visapolitik mache, die jedem ermöglicht,
hierher zu kommen, auch wenn ich weiß, dass es keine Touristen sind, ist
das sehr leichtfertig. Erkennt man die Folgen, muss man sofort reagieren.
Interview: Monika Kappus (FR, 17.2.05)