War lange unschlüssig, ob ich Peles Wunsch nachkommen soll, die irgendwann mal erwähnte Florenz-Geschichte zu erzählen, da es sicherlich mehr als 10 Zeilen werden. Aber vielleicht ist jetzt die geeignete Zeit dafür.
Anno 1984 im Spätsommer - nach 2 Studiensemestern in Essen - ging´s mit einem alten Schulfreund, einem Zelt und zwei Motorrädern Richtung Süden. Grob geplante Ziele nach dem Motto "Schau´mer mal": Toskana und Korsika. Erste Etappen: Oberstdorf mit Übernachtung bei Verwandten (und nächtlichem Kuh-Reiten in angetrunkenem Zustand/Extra-Geschichte), über´s Timmelsjoch zum Gardasee (erster Zeltaufbau im Dunkeln endete in mittlerem Chaos/Extra-Geschichte), südliche Bucht von Venedig mit extrem mückenverseuchtem Campingplatz/Extra-Geschichte), nach dortiger Empfehlung zu einem abseits und am Berghang gelegenen C-Platz zwischen Florenz & Siena, wo wir, weil´s so schön war, ca. eine Woche blieben. Am Timmelsjoch hatte sich ein schwäbelnder Schwabe mit einer 350er Ducati und einem Bw-Zelt (das mit 2 Hälften ohne Boden) zu uns gesellt und hielt uns bis zur Weiterfahrt nach Korsika die Treue. Besagter C-Platz am Berghang zeichnete sich allerdings auch dadurch aus, dass es jeden Abend zur gleichen Zeit einen Wolkenbruchregenguss gab - am ersten Abend durften wir uns über einen fluchenden Schwaben amüsieren, der bis in die Nacht hinein Ablaufgräben um sein bodenloses Zelt aushob, mit einem Bw-Klappspaten, versteht sich. Eine Tagestour ging natürlich nach Florenz - mit 3 Mädels, die wir auf dem Platz kennen- gelernt hatten (honi soit..). Aufgrund der Hitze passten wir uns in puncto Schutzkleidung den Italienern an, also niente. In Florenz trennten wir uns nach einer Weile und gingen oder fuhren verschiedenen Interessen nach. Und hier fängt die eigentliche Geschichte an... Ich kurvte mit meiner 750er Twin-Kawa ziellos durch diverse hübsche Stadtteile, bis ich die Orientierung verlor. Selbige suchend fuhr ich auf einen Kreisverkehr mit begrünter Mittelinsel zu, auf den in unübersichtlicher Weise 5 Straßen zuliefen, teilweise mit Gefälle (Florenz liegt im Tal zwischen Bergen, wenn ich mich recht erinnere). Kurz vor´m Kreisverkehr erblickte ich an der Ausfallstraße gegenüber ein Schild mit vertrauter Ortsangabe, gab entsprechend motiviert Gas, um in fröhlicher Rechts-Links- Rechts-Kipp-Manier den halben Kreis zu nehmen, und ging unbewusst von den gewohnten Vorfahrtsverhältnissen aus. Ich kippte gerade auf Links, als von rechts - vom Hügel kommend - ein Fiesta in den Kreisverkehr preschte, der dummerweise Vorfahrt hatte (was aber eh keine Rolle mehr spielte). Der Rest lief in Sekundenbruchteilen ab, d.h. ohne Zeit für sozialarbeiterisch reflektierte Hilfeplanungen: Ich war zu schnell und es gab keine Ausweichmöglichkeiten - ich kippte reflexhaft mit dem Motorrad nach links und crashte, auf der linken Seite rutschend und durch weiteres Drehen fast parallel zum Fiesta, in dessen linke Seite hinein. Es rummste, knallte und schepperte gewaltig, ich verspürte kurz einen stechenden Schmerz auf der rechten Seite, konnte mich aber auf dem Motorrad halten und kurz darauf auch absteigen bzw. herausziehen. Dann richteten sich meine Sinne erstmal nur auf´s Motorrad, dessen ramponiertes Erscheinungsbild sofor- tigen Katzenjammer auslöste: Mopped kaputt, Urlaub vorbei und massig Stress im Anflug! Shit, merde, merda !! Im zweiten Atemzug stellten sich plötzlich heftige Schmerzen in der rechten Nierengegend ein, ich bekam Atemnot und zog mich für eine Auszeit auf die Mittelinsel zurück. Ich weiß nicht, wie lange ich dort lag, es kam mir relativ kurz vor, auf jeden Fall kam dann ein Klein- oder Minibus (so ähnlich wie diese schmalen und dadurch hoch wirkenden Suzukiteile) mit irgendeiner Aufschrift angefahren, heraus stiegen 2 Männer in mönchsähnlichen Kutten (so einfache braune mit Kordel wie in "Name der Rose") und wollten mich auf eine Tragbahre legen. Ich wollte eher nicht, eine Verständigung war aber nicht möglich und schließlich fügte ich mich meinem Schicksal, das in einem düsteren Flur eines düsteren Krankenhauses seinen ungewissen Fortgang nahm.
Sorry, muss hier Pause machen - Teil 2 folgt (ist nicht mehr so viel...).
Danke, dass trotz lang gewordener Pause keiner dazwischengeschwatzt hat. (Ich ignoriere mal die anderen -Gründe, die dies haben kann...)
Also: Mönchskutten und altes, düsteres Krankenhaus mit langen, hohen Fluren, wo ich auf etwas warten musste, was mir weder bekannt noch geheuer war. Es war wirklich wie im "falschen Film" - ich habe nichts hinzugedichtet. Mafiöse Organspende-Szenarien bemächtigten sich meiner Phantasie, bis ein unverdächtig wirkender Arzt eine unverdächtig wirkende Untersuchung vornahm und nichts feststellen konnte (oder wollte), was meinen Verbleib erfordert hätte. Den anschließenden, von leichter Verwirrung geprägten Zwischenakt incl. Auseinander- setzung mit der Polzei, die mein Motorrad weggeschlossen hatte, lass ich mal weg. Der schwäbische Kollege erwies sich am nächsten Tag als begnadeter Schrauber und Reparaturimprovisator und brachte die Maschine wieder zum ausreichend stabilen und sicheren Fahren. Mit nachlassenden Schmerzen, die mich noch ca. 1 Woche begleiteten (eiternde Kniewunde verdarb mir den Appetit auf Gorgonzola...), wuchs der Mut, seinen Reparaturkünsten zu vertrauen - und es wurde noch ein sehr schöner Urlaub, zumal auf Korsika die Nachsaison anfing und die Campingplatzbesitzer ihre Eau-de-Vie-Reserven unter´m Tresen hervorholten . Eine Nachwirkung des Unfalls liegt irgendwo an der Westküste Korsikas, inzwischen verrostet und grün überwuchert: der linke Norton-Auspuff, sowieso schon kein Parade- beispiel solider Schweißarbeit, überlebt die Unfallerschütterungen nicht sehr lange. Immer wieder provisorisch geflickt, fiel er an besagter Stelle ganz ab. Ich hatte kurz vorher auf der engen Küstenstraße ein Wohnmobil, das uns lange quälte, überholt, war dadurch doppelt sauer und kickte das verbeulte Endrohr wütend in den Abgrund. Ein gebogenes Rohr von einem wilden Schrottplatz lenkte den ungefilterten Twin-Sound nach unten und machte ihn etwas, aber nur etwas weniger aufdringlich. Klang aber gut! Und veranlasste erstaunlicherweise niemanden, mich anzuhalten...
Es blieb mein einziger Unfall (toi toi toi), bei dem ich viel Glück im Unglück hatte. Der damalige Thread-Bezug hatte, wie mir jetzt einfällt, irgendwas mit "Schutzengeln" zu tun. Mögen sie euch alle begleiten - unabhängig davon, wofür man selber verantwortlich ist!
Ja, dann antworte ich mal als erster. Schöne Geschichte und schöner/guter Ausgang. Macht neugierig auf weitere Episoden, wenn du Zeit und Lust dazu hast. Gruß Nobbi ALLES wird GUT !!!
Letzte Woche hab` ich noch so gedacht:da war doch mal einer im Forum,der wollte `ne Geschichte rüberrücken,hat aber doch gekniffen oder `s vergessen oder so.Ich wußte den Bezug auch nicht mehr,geschweige denn wer das war.So wurde denn doch noch meine (und vermutlich nicht nur meine) Neugierde befriedigt. Ich finde so Geschichten äußerst interessant und bin für sowas immer empfänglich - muß auch nicht immer irgend was Albernes oder Amüsantes sein.Normalerweise gehen die denn auch abends auf irgendwelchen Treffen `rum - warum nicht auch hier im Forum.Ich find das gut.Dank` Dir!
Danke für die nette Resonanz - vielleicht beschränke ich es trotzdem auf die Adventszeit! Obwohl... mir fällt da gerade die Story ein, wie ich mitten in den nordschottischen Highlands mit der XT500 ohne Benzin liegen blieb und 2 ältere englische Ehepaare in einem alten Rover auf unkonventionelle Weise aushalfen... Aber man muss sich auch was aufheben!
Hi Steve, diese erinnert mich an meine eigene, ein paar Jahre später. Ebenfalls in Florenz. An einem Montag im Frühsommer. Meine damalige Freundin war leidenschaftliche Kunstliebhaberin und wollte unbedingt die in den weltberühmten Museen Florenz befindlichen Kunstwerke live sehen. Wir waren damals auf nem Campingplatz südlich und wollten nicht mit unserem zum Wohnmobil umgebauten Transit in die Stadt rein. Wegen des Verkehrs sowie wegen der Liebe einiger Italiener für die Habseligkeiten anderer So fuhren wir also des morgens mit unseren Fahrrädern zum nächstgelegenen Bahnhof, um von dort nach Florenz zu kommen, so weit, so gut. Dort angekommen gabs zuerst nen Museumsführer und nen billigen Stadtplan, und los ging es.Da wir unseren damals etwa 2 Jahre alten Sohn dabei hatten, ging es halt nicht so schnell, weswegen die junge Dame neben mir immer ungeduldiger wurde. Beim ersten angekommen waren dort die Türen verriegelt, es hing ein Schild dran, auf dem stand: "lunedi ciudo". Also ab durch die halbe Stadt, über diese Brücke mit den ganzen Verkaufsständen, nach einer weiteren Stunde das näxte Museo. Dort waren ebenfalls die Türen zu, und das Schild lautete wieder : "lunedi cuido". So langsam meinte ich, mich dunkel erinnern zu können, das auch in Deutschland Montags Museen oft geschlossen haben, traute mich aber nicht, der erregten Dame neben mir dies mitzuteilen. Gut also weiter zum näxten Museum, doch auch dort ereilte sie das gleiche Schicksal. Mittlerweile ziemlich frustriert starteten wir den näxten Versuch. Dort angekommen ergab sich - natürlich - das gleiche Bild. Da dieses Museum aber in der unmittelbaren Nähe eines berühmten mittelalterlichen Platzes ist, beschlossen wir, uns nun wenigstens diesen anzusehen. Meinen Sohn trug ich mittlerweile überwiegend auf den Schultern, was natürlich auch meine Laune sinken ließ. Also weitergetrabt zu eben jenem Platz, doch was wir dort sahen, war eine riesige Baustelle. Überall alles mit Bauzäunen abgesperrt, metertiefe Löcher auf riesiger Fläche gebuddelt, unten einiges Undefinierbare zu sehen. Von einem anderen Touri erfuhren wir später, das bei Kanalarbeiten unter diesem Platz die Überreste einer wesentlich älteren Siedlung zum Vorschein gekommen waren und nun sich 2 Behörden darum stritten, ob diese nun weiter ausgegraben und erforscht werden würde, oder aber der Platz wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt wird. Auf jeden Fall war auch das ne Nullnummer. Ziemlich niedergeschlagen starteten wir einen letzten Versuch, mittlerweile war es schon nach mittag. Doch auch dieser schlug fehl und so liefen wir ziemlich depremiert durch einen Burgpark oder so was ähnliches. Auf jeden Fall schlenderte nun unser Sohn 20m hinter uns, logisch, war ihm ja nur langweilig. Wir, besonders sie, völlig genervt wollte nun noch unbedingt irgendetwas von Florenz sehen, und lief als strammer. Irgendwann sah ich nach hinten, wo unser Sohnemann immer weiter den Anschluß verlor. Ich blieb stehen, und forderte ihn auf, nun endlich zuzusehen, das er bei kommt. Als ich etwas forscher wurde, fing er an zu rennen. So, und nun beginnt die eigentliche Story.
Doch zuerst Pinkelpause Gruß U- W mit der Fgnr 1291
Sorry Leute, meine Kiddies hatten mich gerade zum Abendbrot gerufen, daher hats länger gedauert. Blöderweise hab ich gleich Spanisch-Unterricht, hoffe, das ich sie vorher noch zu Ende kriege. Also, er fängt an zu rennen, Weg ist etwas abschüssig und aus irgendwelchem Gesteinsgranulat. Erfahrene Eltern können sich denken, was nun kommt. Er wird als schneller, irgendwann ist sein Oberkörper schneller, wie die Beine können, und er fliegt auf die Schnauze. Fängt an zu Heulen, ich hebe ihn auf und sehe, das er einen kleinen Stein an der Stirn "kleben" hat. Ich, liebevoller Vater, nehme den Stein weg, und das Blut schiesst mir entgegen.Na Super, das musste ja so kommen. Wir schaun uns also um Hilfe um und entdecken ein Hinweisschild zu Carabinieris. Das war so ne ganz kleine Polizeistation mit 2 Beamten, offensichtlich so als Parküberwachung. Wir also zu denen und ohne irgendeinen Brocken intalienisch zu können versucht klar zu machen, was los ist, und was wir wollen. Die Carabinieris, hilfsbereit, holten erst mal ein Glas Wasser, ..... für die Mutter, und telefonierten dann eifrig. Nach etwa ner halben Stunde infarnalisches Sirenengeheul und es prescht ein alter klappriger Wellblech-Fiat Kastenwagen an. Heraus springen .......... ja genau solche, wie Steve sie beschrieben hat. Ich denke nur, o Gott, er ist doch nicht tot, was suchen die Pinguine hier ? Will garnicht mitfahren, aber sie lassen einem keine Chance. Also in diese Kiste rein, und los gehts mit diesem Gejaule auf dem Dach durch ne italienische Großstadt. Wer den Straßenverkehr im Süden kennt, hat ne Ahnung davon, wie es uns ging, nur, so ein Einsatzwagenfahrer kennt ja noch weniger Gnade wie ein Zivilist. Wir also durch die halbe Stadt, irgendwann hielten sie, einer sprang raus, lief davon, kam wieder, sprang rein, weiter ging es durch den Rest der Stadt. Dann irgendwann hielten sie wieder, wir mussten aussteigen und wurden in einr runtergekommene Villa gebracht. Ich dachte nur, wenn die uns da festhalten wollen, uns findet da niemals jemand mehr !? Diese Villa offenbarte sich als einfache Kinderarztpraxis. Er wurde dort untersucht, bekam ein Pflaster, und schon wurden wir wieder weggeschickt. Was ein Aufwand, wegen 5 Minuten. Warum hab ich kein Pflaster dabei gehabt ? So, nun standen wir irgendwo in Florenz, eingezeichnet war das in unserer Karte mal garnicht. Also mit ein paar Brocken italoKauderwelsch nach dem Bahnhof gefragt. Zurückgefragt wurde sowas wie :"fahren oder zu Fuß ?" Wir: "zu Fuß !" Darauf wieder: "zu Fuß???" Das hätte uns zu denken geben müssen, hat es aber nicht. Also, wir uns mehrere Minuten erklären lassen, nur die Hälfte verstanden und los ging es. In Abständen von etwa 15 Minuten wiederholte sich dieses Procedere mehrmals und nach etwa eineinhalb Stunden sahen wir das erste Mal ein Schild mit Centro. Na Super, wir sind richtig !! Naja, es waren noch ganze 4 km bis dorthin !! Irgendwann einmal kamen wir im Zentrum an, und von dort aus dauerte es noch ne Weile bis zum Bahnhof. Dort angekommen, gleich geschaut, wann und wo fährt der näxte Zug. Prima, noch 15 Minuten Zeit, also Fahrkarte kaufen. Tja, Rechnung ohne Italien gemacht, dort gab es damals noch Fahrkartenschalter, und da standen etwa 10 Leute vor mir. Und die diskutierten und diskutierten und ich stand da auf heißen Kohlen, bekam meine Fahrkarte um 2 Min vor Abfahrt, jetzt los zum Bahnsteig. Mist, das war der einzige Zug in Italien, der pünktlich war, weg war er, Rücklichter noch zu sehen.
Also, knapp 2 Stunden warten bis zum näxten, der fuhr aber nicht durch, also irgendwo noch umsteigen, dort auch noch mal ne halbe Stunde gewartet und um halbzwölf nachts endlich auf die Fahrräder Richtung Campingplatz. Dort noch Diskussionen, so spät könne man mit dem Fahrrad nicht mehr durch, und endlich, irgendwann mal, lagen wir wieder im Bett. Was ich an diesem Tag von Florenz "gesehen" habe? Naja, irgendwie nicht viel.
So, jetzt muß ich aber Gruß U- W mit der Fgnr 1291
Italien ist immer eine Reise wert! Wie weit ungefähr war denn der Campingplatz von Florenz entfernt? Ich bin nämlich nach meinem Unfall auch mit der Bahn zurückgefahren.
Hallo Steve, in den schottischen Bergen hat sich mal vor mir (VW-Bus und Freundinn) ein SR500 Fahrer"verirrt" und stieg ab (Landung im Kuhzaun, leider Stacheldraht). Warn Deutscher und ich schmiss Ihn und seine lädierte Karre in mein Bus und fuhr in nach Edingburg. Auf seinem Tank stand: ERASCO FEUERTOPF.
War das vielleicht sufällig jemand hier im Forum???
Ich habe da auch noch eine kleine Anekdote aus meinem nicht ganz so reichhaltigem Motorrad-Leben anzubieten.
Andreas, ein Freund von mir und ich planten einen Urlaub in der Türkei. Die Anreise sollte über Venedig gehen, von dort mit der Autofähre nach Antalya und dann weiter. Am ersten Reisetag schafften wir die Strecke bis Verona, wo wir in einer Absteige die Nacht verbrachten.
Ich war mit meiner ersten Karre unterwegs, einer XS400 (alter Typ), der ich gerade eine Woche zuvor den ersten Übermaßkolben spendiert hatte. Andreas war mit einer XJ900 mit neuen (!) Federbeinen unterwegs. Bei der Schrauberei mit dem Übermaßkolben ist mir ein Kolbenbolzen-Splint abhanden gekommen, von dem ich annahm, daß er in das Kurbelgehäuse gefallen sein könnte. Daher hab ich im Hinterkopf die Befürchtung gehabt, daß meine Maschine einem erheblichen technischen Problem zum Opfer fallen könnte. Seis drum, ich hab eine magnetische Ölablassschraube eingesetzt und gehofft, das Teil flog doch in den Dreck der Garage.
Von Verona sind wir dann in wenigen Stunden nach Venedig. Schon während der Fahrt über die Alpen hat Andreas über komische Geräusche geklagt, die sein Moppet absondert. Aber mehrere Untersuchungen auf diversen Park- und Tankplätzen ergab vorerst keinen Befund. Um 12 waren wir dann pünktlich auf der Fähre und haben die anschliessende 2 1/2 tägige Mittelmeerkreuzfahrt sehr genossen. Auf der Fähre haben wir die Bekanntschaft mit einem Pärchen aus Gütersloh (?) gemacht, die mit ihren Guzzies die Reise bereits mehrfach gemacht hatten. Die beiden waren echte Ratbiker, kein Chrom an der Cali und der Quota!
In Antalya hat das Ausschiffen aufgrund der Eigenarten des türkischen Zolls dann mehrere Stunden gedauert (erzähl ich später)! Nachdem wir uns dann von den Güterslohern verabschiedet hatten, waren wir endlich auf unseren Maschinen auf dem Weg die Küste entlang in Richtung Westen. Aber die Anfahrt zu unserem Ziel verlief nicht so glatt, wie die 1600 Kilometer zuvor es vermuten liessen!
Nach rund 10 Kilometern tat es an der Maschine von Andreas einen Schlag, und mit einem heftigen Schlagen rollte er auf eine Tankstelle aus. Eine kurze Inspektion ergab, daß das Kardangelenk gebrochen war! Mit Händen und Füssen haben wir dann versucht, uns der teetrinkenden und kartenspielenden Tankstellenbesatzung verständlich zu machen. Die haben dann kurzerhand die Polizei verständigt, die auch prompt kamen. Des Englischen mächtig haben die dann einen Abschleppwagen gerufen, der irgendwann nach endloser Zeit auch kam.
Und was da kam, Leute. Ein uralter MAN 3,5 Tonner, so einer mit der kugeligen Kabine, mit einem kleinen Kran drauf und einer Pritsche. Der Fahrer hat das Motorrad mit dem Kran auf die Pritsche gehoben, in alle möglichen Richtungen mit so einem nicht gerade Vertrauen erweckenden Hanfseil verspannt und dann den Rückweg nach Antalya angetreten. Und ich auf meiner XS hinterher. Ich war das erste Mal in der Türkei, das erste Mal mit dem Motorrad auf einer Fernreise, aber wie das im Leben so ist, irgendwann ist immer das erste Mal.
Die Fahrt war abenteuerlich, jedesmal bergab rannte der LKW über 100 Sachen, jedesmal bergauf knapp 30 mit einer an dichte Nebelbänke erinnernden Dieselrauchentwicklung! In Antalya fuhr der LKW dann am Hafen vorbei in die Innenstadt. Es kam die erste Ampelanlage, Rotlicht, und ich fing erleichtert an, die Fuhre zu stoppen. Endlich mal ein wenig Erholung. Aber der Fahrer wurde nur kurz langsamer, gab dann Gas und querte die Kreuzung! Und ich, keine Ahnung von dem Ziel, das der Fahrer so eilig anstrebte, musste hinterher! Insgesamt dreimal sind wir über rote Kreuzungen geheizt, bis der LKW dann vor einer Yamaha-Werkstatt anhielt. Andreas kam mit bleichem Gesicht aus der Kanzel geklettert. Er sagte hinterher, daß das die wildeste Fahrt war, die er je als Beifahrer mitgemacht hatte.
In Antwort auf: und wollten mich auf eine Tragbahre legen.
eine kleine Randbemerkung sei erlaubt, da ich vom Fach bin: Bahren sind für Tote(weil aufgebahrt)! Kranke werden auf Tragen oder Liegen transportiert! Nix für ungut, solche Geschichten für andere erzählt haben etwas, denn sie stiften Gemeinsamkeit. Jeder erkennt sich irgendwo wieder, viele haben auch schon mal Glück gehabt, andere leider überhaupt nicht, das geht einem sehr nah.
Das ist gut,wenn man auch nach einiger Zeit die,ich sag` mal "Nächstenliebe",also das Mitfühlen mit seinen Mitmenschen oder auch Patienten,nicht verloren hat!Es gibt ja auch Leute,die gern auf cool machen und so tun,als hätten sie mit den Nöten ihrer Kundschaft nix zu tun bzw. als wäre das alles überzogener Kinderkram.So Ärzte mögen fachlich was können (oder auch nicht),aber an so einen möchte ich nicht geraten. Nur mal so nebenbei bemerkt...
ich denke mal, wenn man keine andere Ebene zu den Leuten bekommt als ein rein sachliche, dann kann man m.E. auch fachlich nicht im wirklichen Sinne gut sein. Für mich war das allerdings ein Grund kein Kinderarzt zu werden, weil mir das Schicksal dieser kleinen Knirpse zu nahe geht.