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und wurde 58 mal aufgerufen
 Bereich für die "neuen Kleinen" von Kawasaki
Innenfünfkantmutter Offline



Beiträge: 2

Heute 17:03
Lasst mich mal der Erste sein... Antworten

Ja, es stimmt, sie hat wenig Leistung. Dazu braucht man nun keine durchgreifende Kenntnisse im Bereich Fahrdynamik. Zweiradfahren macht einfach Spaß, ob mit Muskelkraft oder mit Motorkraft, mir zumindest.

Spontan gefiel mir die W230, eine Probefahrt durch eine schöne Mittelgebirgslandschaft und ich wollte sie haben. Sie ist, wie so viel Artikel heutzutage, überteuert und der Händler muss das auch noch vertreten – in meinem Fall mit erkennbarem Unbehagen.

Inzwischen habe ich 2500 Kilometer mit Klein-Kawa absolviert und dabei eigentlich fast immer Freude dabei empfunden. Nicht nur die spielerische Leichtigkeit der W, nein, auch entdeckte ich Steigungen, unbekannt auf den eigentlich bekannten Strecken. Auch der Sinn des Wortteils Gegen im Begriff Gegenwind wird ziemlich schnell deutlich. Eine 420-Kilometer Tagestour war bis auf die Nebenwirkungen im Grunde ein angenehmes Unterfangen.

Kommen wir zu den Erfahrungen
Leicht, fast wie ein Fahrrad im Handling, die serienmäßigen IRC-Reifen – die Marke war mir unbekannt – erwiesen sich als neutrale Mitstreiter, Nässe allerdings konnte ich noch nicht prüfen. Der Motor ist ein gezähmter Einzylinder mit relativ guten Manieren, unter 4000 ist er etwas rau, so richtig los geht es bei knapp 6000, also im Bereich des besten Drehmoments. Über 8000 ist auch nicht sein Revier, aber manchmal braucht man das, um beim superleichtgängigen Schalten (und Kuppeln) im Kraftbereich zu landen. Schaltfaul ist nicht, geschaltet wird ziemlich oft. Tempo 80 geht gut von der Hand, darüber wird es zäh. Mit Fahranzug und Helm muss sie bei mir fast 100 kg bewegen. Seltsam, ja unangenehm ist die Tatsache, dass im sechsten Gang kurz vor der 7000er-Marke der Begrenzer sehr ruppig einsetzt. Für die Maschine und ihren Ventiltrieb sicher eine arge Belastung, für den Fahrer erschreckend heftig, in einer Kurve nicht mehr lustig. In der Regel erreicht man das Tempo im sechsten Gang nur ausnahmsweise. Bei Steigungen allerdings kann es in den unteren Gängen durchaus für eine längere Zeit mit deutlich über der 7000er-Grenze voran gehen. Ob das dann besser ist? Die Tachovoreilung ist gering, bis etwa 80 sind es ca. 3 km/h, darüber dann etwa 5. Der Verbrauch pendelt um die 3 Liter, mal drunter, mal drüber. Mit V-Power läuft sie sanft, mit E10 etwas ruppiger, gefühlt vielleicht aber ein wenig bissiger. Wahrscheinlich nur ein Gefühl. Immer dabei und, ehrlich gesagt, sehr gewöhnungsbedürftig, sind die mechanischen Geräusche aus dem Unterhaus. Neben dem sonoren, ok, es sind nur 233 Kubikzentimeter, Auspuffton, begleitet eine Sinfonie nicht zuzuordnender mechanischer Geräusche. Klingt nicht gerade souverän und lässt an das geflügelte Wort Klappersaki aus der Zweitaktzeit erinnern. Während der Fahrt ist das Gesamtniveau verhalten, im Leerlauf tönt sie eigentlich viel zu laut.

Der Tank lässt bei dem Verbrauchsniveau eine Reichweite von gut 300 km zu, weniger wäre mir schon arg lästig. Leider gibt es keine Standsanzeige, nur irgendwann ein imperatives „FUEL“. Ein kleiner LCD-Balken wäre bei dem Preis doch eigentlich drin. Die Bedienung gibt keine Rätsel auf, es gibt nämlich keine. Außer dem Tageskilometerzähler gibt es kaum Ablenkungsmöglichkeiten. Das Umschalten des Displays ist nur umständlich per Knopf zwischen Tacho und Drehzahlmesser zu bewerkstelligen. Der Knopf gehörte an die linke Armatur, das Greifen zwischen die Instrumente ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Auch hier die Beziehung Preis-Leistung gestört.

Was überhaupt nicht lustig ist, es fehlt der Hauptständer. Das ist bei einer Kettenmaschine lästig, auch die Ölstandsprüfung via Schauglas erfordert Akrobatik oder freundliche Helfer. Die Nachrüstung wird wahrscheinlich nicht gelingen, der Katalysator stört an der Stelle.

Kommen wir zum dicksten Kritikpunkt, der Sitzbank. Den Herstellern gelangen kommode Sitzbänke in den 80er und 90er Jahren, heute gibt es überwiegend Folterbänke. Die der W zählt dazu. Während meine alten Vierzylinder mit ihren ersten (!) Sitzbänken nach 1000 Tageskilometern keine Sitzflächenbeeinträchtigung erzeugen, wurde ich nach meiner 400 km-Tour tagelang und unschön daran erinnert. Der Sattler arbeitet an einer ordentlichen Polsterung, konnte sein Grinsen ob der sichtbar dünnen Polsterung nicht verkneifen. Bald gibt es da Abhilfe.

Auffälligkeiten
An der Gabel gibt es keine Ablassschrauben, wie wechselt man da das Öl? Im Handbuch, sehr sehr spärlich übrigens, keinerlei Hinweise. Wirkliche Hinweise über den Waschvorgang des Motorrades hinausgehend, findet man weder in Papierform, noch im Netz. Letzteres steht auch nicht immer zur Verfügung. Die Kawa nur ein Gerät zum Brötchenholen oder zur Eisdiele? Sicher nicht, auch Ferntouren sind damit möglich und man ist nicht ständig viel zu schnell unterwegs. Entschleunigung ist ein Modewort dafür und das kann sie wirklich gut. Na ja, der Sattel, aber daran wird ja gearbeitet. Ungewöhnlich ist das verbaute Reifenformat, die Auswahl ist ziemlich mager im Fall der Fälle. Auch dies ist auffällig, meine großen Vierzylinder hätten auf 2500 Kilometern deutlich mehr Gummi gelassen, seltsam, oder? Kurios der Aufkleber auf dem Original-Zubehör-Gepäckträger, weist er doch darauf hin, dass nur 3 Kilogramm aufgeladen werden dürfen. Was soll das? Wer nimmt eine (fast) leere Tasche mit? Woran liegt´s? Zu schwacher Rahmen, gefährlicher Einfluss auf das Fahrverhalten im „Hochgeschwindigkeitsbereich“? Seltsam auch das Verhalten der Vierradgenossen: fährt man hinter diesen über die Landstraßen, bewegen diese sich häufig mit 60 bis 80 voran, bin ich mit 80 bis 90 unterwegs, werde ich überholt. Ach, es sei angemerkt, einige Überholvorgänge konnte Klein-Kawa auch schon erledigen, ja, und nicht nur Traktoren.

Fazit: wer rasen will, sitzt auf ihr falsch, obgleich der Vollgasanteil ganz schön hoch liegt. Entspanntes Motorradwandern beschreibt es wohl am besten, hier ähnelt sie der RE Himalayan 1, allerdings ohne deren Geländetauglichkeit zu besitzen. Klein-Kawa bewegt sich im Bereich von 125ern, das muss man einfach akzeptieren. Und sie sieht unverschämt gut aus, wo man auftaucht, freundliche Gesichter. Unbezahlbar.

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