ZitatDer Helix kam 1986 raus. In einer Zeit, in der Roller nur noch kleine Knatterbüxen waren, mit denen Hausfrauen den kleinen Einkauf zwischendurch erledigt haben. Das war so mutig wie visionär.
Ich finde es nicht so schlimm, wenn sich Werbung an bestimmte Zielgruppen richtet - und wenn jemand sein E-Mopped gern an urbane Hipster / seinen 160-PS-Klingonenstyle-Joghurtbecher an jungdynamische Eisenbereifte verkaufen will, dann bin ich eben nicht die werberelevante Zielgruppe (Holzfällerhemd und lustige Langhaarfrisur habe ich seit >30 Jahren zum Glück hinter mir, den Rest der Angeberei weitestgehend auch :-)).
Mal ins Blaue spintisiert: es geht doch nicht nur um Moppedfahren, sondern auch um den Transport einer Lebenseinstellung. Da kann vielleicht in jüngeren Jahren die "Sportlichkeit" eine Rolle spielen, und im fortgeschrittenen Alter vielleicht die "Abgeklärtheit". Mit 30 will ich bei 180 noch einen Wheely pullen können, mit 60 eher "macht ihr mal, ich habe Zeit". Sicher auch eine Frage der Finanzen: mit 30 hätte ich mir keine Karre für 20.000 Öre leisten können, und heute will ich es nicht mehr. Unterwegs fällt mir oft auf, dass die Fahrer von "Jughurtbechern" meist einer ganz anderen Altersgruppe angehören, als die Fahrer komfortabler Sporttourer. Letztere sind eher das "Kinder sind aus dem Haus, und die Hütte ist abbezahlt"-Alter.
Ich glaube, dass in Deutschland noch hinzukommt, das der soziale Status gern über Fahrzeuge dokumentiert wird. Immer leicht über den eigentlichen finanziellen Verhältnissen, aber immer innerhalb der eigenen sozialen Schicht. Kurz und karikiert: ein Büroangestellter fährt in der Regel keinen AMG. Bei Autos gilt das soziologisch als ziemlich gesichert, zu Motorrädern habe ich keine Daten - wäre vielleicht mal interessant...
Wieder zum Thema: Produktmanagement und PR bedienen m.E. genau die Zielgruppen, die vorher von der Marktanalyse ausgemacht werden. Es geht um Umsatz, und sonst nichts (und das ist überhaupt nicht illegal oder unmoralisch!). Und wenn die meinen, dass Scooter gehen, dann meinetwegen. Durch welche Werbung ich mich angesprochen fühle, und durch welche nicht, ist meine Sache. Dass ältere weiße Männer von einigen Werbesujets eher nicht angesprochen werden, ist dann halt so. Wenn ich den neuen urbanen E-Scooter unbedingt haben will, wird mich auch die bunte Hipsterwerbung nicht davon abhalten. Wenn Harley serienmäßig ein diskretes Extrafach für Ibus und Viagra anböte (so dass mich junge leichtbekleidete Damen umschwärmten...), wäre das für mich noch lange kein Pro-Argument. :-)
Ich denke schon, dass im Vergleich zu früher immer mehr Menschen immer länger aktiv sind. Man ist heute mit 70 noch nicht so kaputt, dass nur noch der Rollator geht. Von daher ist es nicht blöd, die Altersgruppe Ü60 in vertriebliche Überlegungen einzubeziehen. Und möglicherweise bekommt man irgendwann den Haxn nicht mehr über die Sitzbank und greift dann doch zum bequemeren Roller. Also why not?