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Dieses Thema hat 15 Antworten
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Zephyr ( gelöscht )
Beiträge:

22.12.2020 19:04
Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Ich stelle es nochmal ausdrücklich voran: Ja, ich zahle meine Steuern gerne und bin auch weitestgehend mit der Besteuerung einverstanden, insbesondere mit der Progression bei der Besteuerung höherer Einkommen.
Dieses Land hat mich erzogen, mir eine sehr gute Ausbildung ermöglicht, die die Grundlage meines wirtschaftlichen Erfolges war. Es stellt die Infrastruktur, die ich betrieblich nutze, und dafür gebe ich gerne etwas zurück.

Mir ist es prinzipiell egal, ob der Höchststeuersatz 1 Prozent mehr oder weniger hoch ist, denn (obwohl ich sicher nicht dem Höchssatz unterliege) ich habe auch nach der Besteuerung immer noch genug übrig und sicher auch mehr als der eine oder andere.


Womit ich aber überhaupt nicht einverstanden bin, sind die Regelungen zum Abbau des Soli im kommenden Jahr.

Soli = Solidaritätsbeitrag, also ein solidarischer Aufschlag auf Einkommens- oder Kapitalertrags- und andere Steuern für fast jeden in diesem Land.
Gedacht mal für den Ausgleich von Sonderkosten im Aufbau Ost, dann stillschweigend dem Haushalt einverleibt.

Nun soll er wegfallen, aber nicht für alle und jeden. das übliche Steuergeschenk im Wahljahr, wie immer. Aber nur für die breite Masse der geringer Verdienenden und eingeschränkt für eine kleine Schicht in der Mitte, für Spitzendiener gar nicht. Ebenso für Handwerker, nicht aber für Kapitalgesellschaften (GmbH´s).

Hier seh ich den Grundsatz der bisher angenommenen Solidarität verletzt. Müssen weniger Verdienende nicht mehr solidarisch sein, Spitzenverdiener aber wohl? Und womit dann solidarisch , mit dem Aufbau Ost oder der Sanierung des Staatshaushaltes ?

Hier sehe ich einen Widerspruch in sich, aber auch im Namen.

Natürlich wird es keinen Widerspruch geben, weil ja über 90 % der Bevölkerung profitieren und sicher schadenfroh auf besser Verdienende zeigend feixen.
Ich finde das aber unrichtig, es vertieft die Gräben weiter.
Ist das möglicherweise ein Schritt in die von linken Kräften geforderte Richtung einer "Reichensteuer", ein kleiner Vorläufer gewissermaßen? Dient es versteckt zur Finanzierung der Coronalöcher im Haushalt (da war ja schonmal sowas angedacht worden)?

Wie gesagt, ich zahle meine Steuern gerne, bei Bedarf auch gerne noch etwas mehr, wenn es proportional alle trifft, oder wenn die Progression neu geordnet wird, aber hier habe ich ein ungutes Gefühl.

https://www.tagesspiegel.de/politik/soli...t/25226554.html

C4

Maggi Offline




Beiträge: 48.676

22.12.2020 19:12
#2 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Wenn Du Dich ungerecht behandelt fühlst und Du den Gleichheitsgrundsatz verletzt siehst, klage vor dem Bundesverfassungsgericht.

--
Blog
Ich springe hoch, ich springe weit,
warum auch nicht, ich hab' ja Zeit.
Frei nach H.E.

Falcone Offline




Beiträge: 113.638

22.12.2020 19:29
#3 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Wenn es so ist, wie Zephyr hier beschreibt, stimme ich ihm zu. Entweder alle oder keiner, solange das Ding Soli heißt. Wenn man wohlhabende oder große Unternehmen mehr besteuern will - was ich befürworte - dann soll man das Kind auch beim Namen nennen.

Grüße
Falcone

Ello Offline




Beiträge: 3.536

22.12.2020 21:53
#4 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Kann man so sehen. Und ich wäre auch dafür die Besteuerung zu verändern. Aber der Spitzensteuersatz ist seit den 50er Jahren von 95(!) auf 42 Prozent gesunken. Zuletzt sogar unter Rot/Grün. Es sieht also nicht so aus als ob, ausser der Linken, irgendjemand im Land daran etwas ändern will. Und dann finde ich es ok, wenigstens über diese Vehikel etwas Umverteilung. Wenn man sowieso kein Problem mit höherer Besteuerung hätte, was soll‘s dann?

Dagmar Offline




Beiträge: 1.984

22.12.2020 22:35
#5 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Weil der Solidaritätszuschlag auf eine zeitliche Begrenzung angelegt war und von der Bevölkerung prozentual entsprechend des Einkommens zu zahlen ist. Eigentlich hätte der Zuschlag schon vor Jahren abgeschafft werden müssen, nachdem die Infrastruktur in Ostdeutschland der in Westdeutschland angepaßt war, aber das Geld hat sich so schön gemacht im Staatssäckel. Wenn der Zuschlag jetzt endlich abgeschafft werden soll aber nicht für alle ist das ein eklatenter Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz. Wenn man den wie auch immer zu defenierenden "Besserverdienenden" höhere Steuern abverlangen will, funktioniert das schon nach dem Wortlauf nicht mit dem Solidaritätszuschlag. Dann muß man Roß und Reiter nennen und die Vermögenssteuer wieder einführen oder den Spitzensteuersatz anheben.

Dagmar

Ello Offline




Beiträge: 3.536

22.12.2020 22:58
#6 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Da hast Du recht. Macht aber keiner, Roß und Reiter nennen. Und wie Maggi es schon sagte, wem‘s nicht passt, klagen. Wird, davon gehe ich aus, sowieso passieren.
Ich frage mich aber worauf das hier eigentlich hinaus soll. Der Kampf der Besserverdienenden für eine gerechtere Steuerwelt mit begeistertem Anheben des Spitzensteuersatzes? Wo ist eigentlich der Schenkelklopfsmiley?
Edit meint noch: Aber man soll ja konstruktiv sein, habe ich gehört. Also, Vorschlag zur Güte: Abschaffung des Soli und spürbare Anhebung der Steuersätze für die oberen Einkommensklassen, sagen wir den Spitzensteuersatz auf 60%,(?) Einführung der sogenannten Transaktionssteuer und sonstige Dinge der Steuergerechtigkeit wie z.B. Amazon, Google und Konsorten die Steuersparmodelle wegnehmen.
Illusorisch? Ja, wahrscheinlich, ich höre die Lobbyisten schon hüsteln. Und der Untergang der Welt wird dann auch prophezeit.
Mag schon ungerecht sein mit der Soli-Regelung nur ist es mir völlig egal.

Falcone Offline




Beiträge: 113.638

23.12.2020 09:15
#7 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Zitat
Einführung der sogenannten Transaktionssteuer



Hier sollte man schon wieder vorsichtig sein. gerade bei der derzeitigen Lage hat der Kleinanleger kaum eine Chance, für sein Alter vorzusorgen - Ausnahme Aktien bzw ETF.
Hier sollte man künftig differenzieren und die Höhe der Steuer des zu versteuernden Gewinns wieder an das Einkommen koppeln. Sprich: Wer wenig verdient, muss auch keine Steuern auf Aktiengewinne und -transaktionen zahlen. Gut verdienende werden aber entsprechend ihres Steuersatzes zur Kasse gebeten. Das war übrigens im letzten Jahrhundert schon so und wurde - wenn ich mich recht erinnere - erst 2005 abgeschafft. Die seit dem gültige Regelung pauschal 25% auf alles ist zwar sehr einfach, aber auch nicht gerade gerecht.

Grüße
Falcone

Wisedrum Offline




Beiträge: 8.691

23.12.2020 09:59
#8 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Die Anlage KAP dient der Aufschlüssung und dem Geltenmachen von Kapitaleinkünften. Sie sind eine Art Steuervorauszahlung für das Steuerjahr. Der Sparerfreibetrag verhindert ein 1. Abgreifen von diesen Geldern durch den Staat, so er gestellt wurde, einzeln oder gesplittet bei der(n)Bank(en), in denen Kapitalerträge erwirtschaftet wurden. Liegt der persönliche Steuersatz unter 25% erfolgt eine Steurerrückzahlung der Differenz zur Abgeltungssteuer, wenn die Anlage KAP der Steuerklärung beigefügt wurde, weil die Kapitalerträge den Steuerfreibetrag überschreiten. Aktiengewinne gelten als Kapitalerträge. So läuft's bei mir als Freiberufler. Ob Steuerzahler mit höheren Steuersätzen als 25%, auch höhere Steuern auf die Kapitalerträge im Nachhinein zahlen müssen, wenn sie ihre Kapitalerträge angeben, weiß ich nicht. Kam noch nicht in das Vergnügen.

Zephyr ( gelöscht )
Beiträge:

23.12.2020 10:42
#9 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Zitat von Ello im Beitrag #6
... gerechtere Steuerwelt mit begeistertem Anheben des Spitzensteuersatzes? ... Also, Vorschlag zur Güte: Abschaffung des Soli und spürbare Anhebung der Steuersätze für die oberen Einkommensklassen, sagen wir den Spitzensteuersatz auf 60%,(?) Einführung der sogenannten Transaktionssteuer und sonstige Dinge der Steuergerechtigkeit wie z.B. Amazon, Google und Konsorten die Steuersparmodelle wegnehmen.
.



Ello, dieser Beitrag scheint eher von Emotion denn von Ratio geleitet.
Deswegen hier mal eine Rechnung : Beim Sitzensteuersatz von 42 % zahlt der Steuerpflichtige auf die 42000 Steueranteil nochmal 5,5 % Soli auf 42000, also 2310 Euro Soli.
Damit zahlt er auf 100000 statt 42 % 44,231 % Steuer.

Von einer Anhebung auf linksphantatische 60 % könnte da keine Rede sein, aber 44 statt 42000 Euro, na und? Es bleiben ja immer noch 56000, um sich darüber hinwegzutrösten.

Es wäre aber eine faire Benennung und keine Ungleichbehandlun g (siehe oben).

Was Amazon, Google und ander Internetriesen angeht, würde ich ebenfalls auf Neuordnung drängen wollen.

C4

Ello Offline




Beiträge: 3.536

23.12.2020 11:19
#10 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Die 95% waren in den 50er Jahren unter CDU Regierung, nix linksphantastisch.
Aber egal, Du schlägst also vor die Abschaffung des Soli für alle und die Anhebung der oberen Steuersätze soweit das der Wegfall des Soli kompensiert werden kann. Von mir aus, gerne.

Zephyr ( gelöscht )
Beiträge:

23.12.2020 12:33
#11 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Damit könnte ich besser leben, als mit einer etwas unehrlichen Rücknahme des Soli nur für einige.

Mich stört einfach die Ungleichbehandlung.
Natürlich möchte keine Regierung einen direkten Gegenwind, den sie bekäme, würde sie im Wahljahr von Steuererhöhung reden. Also lieber eine Senkung durch Fortfall lobhudeln, die aber keine echte Senkung für alle ist.
Mehr Ehrlichkeit wäre mir da lieber.

C4

Duck Dunn Offline




Beiträge: 35.248

23.12.2020 12:43
#12 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Solange für Besserverdienende die Deckelung der Sozialbeiträge, vor allem Renten und Krankenverzicherung nicht fällt, gibts keine echte Gerechtigkeit. Der Soli ist dagegen nur ein Peanut.

„Keine Zeit für Arschlöcher“
(Zitat: H. Lichter)

Zephyr ( gelöscht )
Beiträge:

23.12.2020 12:54
#13 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Tja, DD, als ich mich selbständig gemacht habe, bin ich aus beiden Systemen entfernt worden. Rente mußte privat versichert werden, Krankenkasse auch (da gab es zwar die Wahl zwischen Privat und freiwillig Gesetzliche, aber die Wahl ist keine echte.
Das war damals nicht lustig, und ich wäre gerne geblieben, auch zu Höchstsätzen.

Auch heute würde ich eine faire "Bürgerversicherung" begrüßen, auch wenn ich dann heute bereits erkaufte Sonderleistungen wohl extra zuzahlen müßte. Aber gerade auch die Zweiklassenmedizin ist nicht wirklich moralisch, auch wenn ich heute jederzeit überall sofort einen Termin bekomme, wo andere ewig warten müssen. Angenehm, aber nicht fair.
Würden alle, nein ALLE, einzahlen, könnte man ja Sonderleistungen immer noch gegen privaten Aufpreis anbieten.
Die Grundlast aber wäre solidarisch verteilt.

C4

Dagmar Offline




Beiträge: 1.984

23.12.2020 13:08
#14 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Das wird nicht funktionieren, weil Bund und Länder für ihre Beamten und Richter bislang nicht in die Sozialversicherungssysteme einzahlen sondern über ein Beihilfesystem 50 % bis 75 % der angefallenen Behandlungskosten abzüglich Kostendämpfungspauschale auszahlen. Die weiteren 50 % bzw. 25 % sind privat zu versichern. Das dürfte den Dienstherrn preiswerter kommen als in eine normale Krankenkasse einzuzahlen, zumal auch Kinder extra privat zu versichern sind. Polizisten dagegen haben eine freie Heil- und Krankenfürsorge über die Beihilfe und müssen nur Extras wie Zweibettzimmer etc. selber versichern (das müssen normale Beamte auch, Extras zahlt die Beihilfe nicht). Deswegen bekommen Beamte auch nichts aus der Rentenkasse ausgezahlt, da der Staat nichts in die Rentenkasse einzahlt.
Das ganze System umzustellen wird nicht unproblematisch und ist auch nicht ernsthaft Diskussionsthema.

Dagmar

Maggi Offline




Beiträge: 48.676

23.12.2020 13:25
#15 RE: Soli und Steuergerechtigkeit Antworten

Zitat
Mehr Ehrlichkeit wäre mir da lieber.


Aber das wollen wir doch eigentlich gar nicht.

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warum auch nicht, ich hab' ja Zeit.
Frei nach H.E.

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