Irgendwann im Jahre 1972 sah ich sie das erste mal. Schwarz weiß, ein hinreißendes Bild im Zimmer meines Freundes F. , festgemacht achtlos mit Stecknadeln an der Schräge des Dachzimmers. Donnerwetter, was für ein Bild!!
Postergöße, vielleicht 60 x 40 cm, gedruckt auf dünnem Karton, dynamisch ansprechend, spontan und etwas frech, herausfordern und sehr ansprechend grinste es mich jedesmal an, wenn wir mal wieder im Zimmer lagen, damit beschäftigt, eine Bombe zu entschärfen (Bombe = 2 Liter Flasche italienischer Billigwein, den Finanzen eines 16 - 17 jährigen angemessen).
Dann schauten wir zu ihr auf und dachten darüber nach, was uns das Leben bringen werde.
Das Bild hätte ich zu gerne gehabt.
Eines Tages steht F. in der Tür, und erklärt, er sei etwas abgebrannt (Mopedtank leer oder sowas), er brauche dringend 2 Mark. Ich könne dafür das Foto haben. Er bekommt die 2 Mark und die Zusage, das Bild für eben diese 2 Mark innerhalb zweier Wochen auslösen zu können, danach sei es mein.
Aufgehängt in meiner Bude folgen zwei bange Wochen, die Frist verstreicht ....
Seitdem hat mich das Bild durch all meine Zimmer, Wohnungen, Häuser begleitet, stets an prominenter Stelle plaziert, irgendwann mal im rahmenlosen Bildhalter, weil die Ecken so zerstochen ausfrasten, heute im Bilderrahmen.
Oft habe ich geforscht, wo, wer, wann. Was war das für ein Bild? Irgendein Wettbewerb, eine Ausstellung Ende der 60er, mehr wußte ich nicht.
Vor einigen Wochen kam meine Liebste grinsend vom Flohmarkt, wirft ein Buch auf den Tisch, sie habe es für nur 2 Euro, das sei doch unsere Bild auf dem Titel:
2. Weltausstellung der Photographie, 1968. Das Bild von Jerome Ducrot, "im Central Park in New York", so die dünne Info.