Wir gehen zum Auto, ein Paar Meter die Straße herunter. Gegenüber das Haus der alten Dame, 104 Jahre alt, lebt sie immer noch alleine dort, zweimal am Tag kommt der Pflegedienst.
Aus dem Haus eindringliches Piepsen: Der Rauchmelder. Kurz innehalten, kein Zweifel der Rauchmelder. Die Rollläden sind unten bis auf ein Fenster, Rauch tritt nicht aus. Also aber besser doch mal prüfen. Wir klingeln mehrfach, keine Reaktion. Hinter das Haus kommt man nicht, was nun? Polizei, Feuerwehr, das große Besteck? Das bedeutet im Zweifel Krankenhaus und Schlimmeres, also beschließen wir, es nochmal ohne zu versuchen. Anruf bei einem Bekannten, der entfernt mit der alten Dame verwandt ist. Er gibt uns eine Nummer von Angehörigen in der näheren Umgebung, die wollen kommen, das dauert mindestens 20 Minuten.
Und nun? Was, wenn Oma ohnmächtig liegt und es brennt?
Ein Blick durch das Fenster mit halbgeschlossenem Rollladen. Sonnenlicht blendet, lichtabschirmende Hand an das Fenster, da schwingt es auf, nur angelehnt. Ein Blumentopf fällt, ein zweiter... Wir beschließen, einzusteigen und nach der Oma zu sehen. In dem Moment schlurft sie ins Zimmer, erstaunt, etwas verwirrt. Wir weisen auf die Haustür, sie öffnet.
Als wir nach dem Melder fragen, zuckt sie mit den Schultern und weist auf ihre Ohren. Sie sei schwerhörig und könne uns nicht verstehen. Ich beginne, das Wort Rauchmelder zu schreiben. Sie bricht in Tränen aus, sie könne nicht lesen. Frau und Tochter leiten sie ins Haus, beruhigen sie, ich warte am Gartentor auf die Verwandtschaft.
Meine Frau stellt den Melder ab. Auf dem Herd ein Wasserkocher, zerschmolzen auf heißer Herdplatte, die Küche verraucht.
Die Verwandtschaft trifft ein, beide über 80, Man habe noch morgens debattiert, den Herd abzuklemmen, das sei so nicht das erste Mal. Man finde keinen Heimplatz, die Demenz schreite fort...
Wir tauschen Telefonnummern, bekommen auch die des Pflegedienstes, der Hausschlüssel hat und ev. schneller sein könnte, dann verabschieden wir uns.
Was für ein Jammer. 104, immer noch im Haus der jüngeren Jahre und dort sicher tief verwurzelt. Was geschieht mit so einem Menschen, wenn man ihn , wenn auch zum eigenen Schutz in ein Pflegeheim bringt? Das geht doch auch nicht gut. Die Panik in den Augen der alten Dame sprach da Bände ….
Neben dem Emotionalen (Altwerden, Demenz, alleine wohnen... das ist ein Riesenfass) zwei praktische Ideen:
Ein Schlüsselkasten, den man mit einem Zahlen-Code öffnen kann, ist in solchen Situationen schon ganz sinnvoll.
Für Gasherde gibt es Absperrventile, die Demenz-erkrankte nicht mehr aufkriegen. Einen Stromherd kann man durch Induktion ersetzen, dann kann nichts mehr anbrennen (zumindest ist es sehr viel unwahrscheinlicher).
Man kann die Drehknöpfe - falls dieser Herd solche hat - abziehen und unerreichbar für die alte Dame aufbewahren oder, wenn der Herd einzeln oder auch mit anderen verzichtbaren Geräten abgesichert ist, die Sicherung ausschalten bzw. herausdrehen.
Gruß, Caboose
Geld allein macht nicht glücklich, es sei denn, man kauft dafür ein Motorrad.
völlig richtig gehandelt! Schön, daß es noch aufmerksame Mitmenschen gibt!
Da hat ja tatsächlich ein Rauchmelder etwas genutzt!
Hattest wenigstens 'ne Corona-Maske auf, wenn du bei "Risikopatienten" den Retter spielst? Mann, oh Mann, jetzt hast' sie vermutlich vor dem Feuer- oder Erstickungstod bewahrt und nun wird sie an Corona eingehen!
Ein Schlüsselkasten, den man mit einem Zahlen-Code öffnen kann, ist in solchen Situationen schon ganz sinnvoll.
Haben wir auch beim schwiegermonster gemacht, ist sehr praktisch. Und ein notfallknopf. Zuerst war das nur für den Pflegedienst gedacht, wurde dann aber von uns erweitert. Die Nachbarn haben den Code auch, falls er im Garten stürzt oder sowas. Der kann ja kaum noch kriechen. Ist aber im Moment unnötig, der liegt im Krankenhaus, ist schlecht dran und will einfach nur heim. 🥺
Aber schön, dass ihr euch mit um die Oma gekümmert habt.😘😘
Zitat: Was für ein Jammer. 104, immer noch im Haus der jüngeren Jahre und dort sicher tief verwurzelt. Was geschieht mit so einem Menschen, wenn man ihn , wenn auch zum eigenen Schutz in ein Pflegeheim bringt? Das geht doch auch nicht gut. Die Panik in den Augen der alten Dame sprach da Bände ….
Was geschiet? Meine Mutter ist an Alzheimer gestorben und litt 16!!! Jahre daran, bevor der Tod sie erlöste. 8 Jahre hatten wir Sie zu Hause, aber Vattern konnt auch nicht mehr und ich berufstätig. Also Pflegeheim. Mit allen Vor und Nachteilen . Sowas wünsch ich meinem ärgsten Feind nicht
erstmal vorweg meine hochachtung fuer das, was ihr gebracht habt, und dafuer, dass ihr euch auch weiter eingebunden habt. wenn sie dement ist und so schwerhoerig, dass sie den rauchmelder nicht mehr mitkriegt, dann muss der herd wohl wirklich nur aus. fuers essentielle ein wasserkocher mit abschaltung bei ueberhitzung, und das essen so organisieren, dass sie selber nicht mehr an den herd muss. essen auf raedern, pflegedienst, haushaltshife, ... und wenn das alles nicht drin ist, dann bleibt nur das heim. und da sehe ich so schwarz wie einige andere hier.
Meine Mutter (80) ist seit Jahren schwer dement und seit Anfang des Jahres in einem Heim. Mein Vater und ich haben es über Jahre zuhause versucht aber zum Schluss ging es einfach nicht mehr. Vor allem mit der Korperhygiene etc. Das mit dem Heim ist eine für alle Seite gute Lösung gewesen. Mein Vater besucht meine Mutter jeden Tag von 13 bis 18 Uhr und meine Mutter ist richtig aufgeblüht. Es war aber wirklich ein langer und schmerzvoller Weg dahin. Mein Vater ist jetzt allerdings auch seelisch ein Wrack weil er das mit meiner Mutter einfach nicht verwinden kann. Dazu kommt noch das so ein Platz ca. 4800 Euro kostet, meine Mutter bekommt 800 Euro Rente, dann noch 1250 Euro Pflegeversicherung vom Staat und den Rest muss mein Vater selber zahlen. Jetzt muss halt nach und nach alles versilbert werden was noch an Werten da ist. Meine Mutter hat jetzt eine geregelten Tagesablauf und wenn sich meine Eltern sehen ist alles Alltägliche geregelt und sie haben eine gute Zeit (soweit man das sagen kann). Das war vorher doch eher stressig und mit vielen Problemen behaftet. Uns ist das allen schwer gefallen aber im nachhinein ist das wirklich die beste Lösung und meine Mutter scheint glücklich und zufrieden zu sein. Wir hatten auch vorher alles was geht: Küche in Flammen, weggelaufen, sich das Auto geschnappt und in den Graben gefahren und noch viel andere Dinge die nicht schön und gefährlich waren (für sich und andere). Wer dement ist kann ja nichts dafür aber man sollte sich frühzeitig um eine (gute) Unterbringung kümmern das es kaum Plätze gibt die speziell für Demente ausgelegt sind. Ich hoffe ich erspare meiner Umwelt solch eine Erkrankung...