Hallo, die letzte Steinkohlenzeche ist jetzt dicht. Ist schon ein komisches Gefühl, welches Leute, die nicht aus dem Ruhrgebiet stammen, so gar nicht nachvollziehen können.Im Pott hat sich alles, direkt oder indirekt, um den Bergbau gedreht. Mein Opa war Hauer auf Zeche Langenbrahm, man hatte Bergleute als Kunden, im Bekannten- oder Freundeskreis.Die Zechen-Werber sind in unserer Schulklasse gewesen und ein paar Klassenkameraden, die schon 14 waren, sind zum Geld verdienen mitgegangen. Das ganze Revier war praktisch Zulieferbetrieb für den Bergbau. Jetzt ist alles platt. War ein langes Sterben, von dem sich das Ruhrgebiet nie erholen wird.
Ob vor vielen Jahrzehnten die zunehmende Mechanisierung der Landwirtschaft die Landarbeiter überflüssig machte oder heutzutage das langsame, aber unaufhaltsame Sterben der Druckindustrie, die von der zunehmenden Digitalisie- rung dahingerafft wird. Jedes Jahr schrumpft die Branche um 3 - 5 %.
Weitere Beispiele lassen sich sicher finden.
Das Aus des Steinkohlebergbaus mag man als bedauerlich ansehen, etwas Ungewöhnliches ist dieser Vorgang jedoch nicht.
Ja, ist einerseits schon traurig. Mein Onkel war auch Püttrologe (Pütt -> Zeche ). Mich stört am Strukturwandel am Meisten, daß es z.B. in meiner Heimatstadt Dortmund keinen einzigen guten Werkzeughändler mehr gibt, die sind zusammen mit den Stahlwerken und Zechen als Großkunden mit untergegangen . Es ist aber nicht so, daß sich das Ruhrgebiet vom Strukturwandel nicht erholen würde, bzw. sich nicht bereits erholt hätte! Ganz viel Technologie ist nach wie vor aktuell gefragt, viele neue Zweige haben sich aufgetan. Und der Bergbau mit seinen ehemals 500000 Beschäftigten ist nicht der erste Industriezweig, der weggebrochen ist - als Beispiel sei mal nur die Textilindustrie genannt:
Zitat...von 1955 bis 1980 gingen in der Bundesrepublik Deutschland über 400.000 Arbeitsplätze in der Textil- und Bekleidungsindustrie verloren...
Dem Pott geht es doch derzeit besser denn je. Aber Jammern gehört halt dazu. Also ob diese einsame Rest-Zeche noch irgendwo den Kohl fett gemacht hätte.
Zitat von Falcone im Beitrag #4Dem Pott geht es doch derzeit besser denn je. Aber Jammern gehört halt dazu. Also ob diese einsame Rest-Zeche noch irgendwo den Kohl fett gemacht hätte.
"SR-Wolfgang"|p8573671]Ist schon ein komisches Gefühl, welches Leute, die nicht aus dem Ruhrgebiet stammen, so gar nicht nachvollziehen können.
Martin,es sind ja nicht nur ein paar dreckige Rest- Arbeitsplätze weggefallen. Eine ganze, gewachsene Arbeiter-Kultur mit Zusammenhalt, Vereinen usw. stirbt aus. Wie gesagt, wer da nicht mit groß geworden ist, wirds nicht verstehen.
Die Steinkohle wird jetzt im Ausland abgebaut. Da ist dann auch der Sicherheits-Standart nicht so hoch und der Abbau gefährlicher. Auch die Lohnkosten sind geringer. Meist liegt sie auch nicht so tief wie bei uns. Das alles macht die Kohle billiger und der Profit der Stahl- und Stromkonzerne verbessert sich.
joo, unmengen an arbeitsplätzen sind dadurch umgelagert, oder gar verloren gegangen... als nächstes kommt die automobilindustrie, wobei ich da kaum eine möglichkeit der umlagerung sehe, was aber vermutlich an meinem beschränkten horizont liegt die werkstattarbeiten sollen sich lediglich auf bremse, bremse, und bremse beschränken, die bei den dingern wohl häufig am ende sind... ach ja, früher war alles anders, da hatten wir sogar noch nen kaixer, oder so....