Letztes Wochenende brachte der Lebensabschnittsschwiegersohn die Streety meiner Tochter vorbei. Nix ging mehr. Wenn man den Zündschlüssel rumdrehte, flog die Sicherung raus. Eine Baterie war neu drin, da die alte sich merkwürdig aufgebläht hatte. So die Wissensübermittlung. Da ich keine Möglichkeit zum Auslesen hatte, ging ich halt nach Altväter-Sitte an die Arbeit und baute systematisch ein elektrisches Bauteil nach dem anderen ab. Angefangen beim Regler, denn da alle Lampen durchgebrannt waren, hat der sicher den Geist aufgegeben, was auch das Aufblähen der Batterie erklären würde. Ganz erstaunlich, wie viele Bauteile so ein modernes Motorrad hat. Ich habe sie nicht gezählt, aber über 20 sind es auf jeden Fall. Und um an alle Stecker zu kommen, muss man schon einiges weg- und abschrauben. Systematisch ging ich nun von der Sicherung den Kabeln nach und steckte die Bauteile wieder an. Leider brachte das nix. Erst als ich die ECU wieder ansteckte, flog die Sicherung raus. Böse Ahnung. Also alles noch mal den umgekehrten Weg: ECU angesteckt lassen und ein Bauteil nach dem anderen abgeklemmt in der Hoffnung, dass die ECU irgendwo den Strom durchleitet und sich in einem Bauteil der Kurzschluss offenbaren würde. Da mir langsam die Sicherungen ausgingen, baute ich einen Adapter mit kleiner Lampe, die dann immer aufleuchtete, wenn der Kurzschluss noch bestand. Leider brachte das Anstecken aller Bauteile nix. Erst nachdem die ECU wieder abgezogen war, brannte die Sicherung nicht mehr durch. Trotzdem, die Hoffnung stirbt zuletzt, separierte ich die Versorgung zur ECU noch mal und baute einen weiteren Adapter, um die Ströme durch die ECU messen zu können. Da kam ich aber nicht weiter. Ich hatte das Glück, dass im Netz eine ECU angeboten wurde. Zwar von einem späteren Baujahr, aber eigentlich sollten die identisch sein. Heikel war es, dass sich die Nummern auf der ECU ein wenig unterschieden. Auch ist auf jeder ECU die FIN des jeweiligen Motorrades aufgedruckt, was sicher nicht ohne Grund geschieht. Also Risiko. Ich steckte die ECU an und leider leuchtete das Lämpchen auch. Frust. Beim abendlichen Nachdenken beim Portwein fiel mir aber dann ein, dass das Lämpchen natürlich nicht nur bei einem unerwünschten Kurzschluss (Ampere gegen unendlich) leuchtet, sondern auch bei erwünschtem Stromfluss. Und so war es dann auch: Lämpchen durch Amperemeter ersetzt und der Stromfluss lag bei 0,38 Ampere, was in Ordnung sein sollte. Inzwischen hatte ich schon gut acht Stunden an dem Motorrad verbracht. Also alles wieder zusammengesteckt, Sicherung blieb drin. Aufatmen. Alle andere wieder zusammengebaut und tatsächlich: Motor springt an, Motorrad läuft wieder. Wunderbar.
Interessehalber (und damit meine Tochter in tiefe Demut versinken darf ) habe ich vorhin mal die Neupreise bei Triumphworld.de ergoogelt Da blieb mir für einen Moment doch die Luft weg. 1697,36 Euro für die ECU! Und 391,84 für den Regler. Ein Schnäppchen. Wenn ich mir jetzt vorstelle, meine Tochter wäre damit in die Werkstatt gegangen. Eine halbe Stunde Diagnose ist sicher realistisch, falls denn über das Auslesen überhaupt alles zu diagnostizieren gewesen wäre. Dazu eine halbe Stunde Einbau neuer Regler, eine halbe Stunde Einbau ECU, Austausch aller Lampen, neue Batterie, abschließend noch mal Diagnose und Probefahrt - ich denke, drei Stunden Arbeitszeit sind nicht zu hoch gegriffen. Das macht dann 391,84 für den Regler, 1697,39 Euro für die ECU, ca. 30 Euro für die Lampen, ca. 90 Euro für die Batterie und ca. 300 Euro für die Arbeitszeit. Also grob gerechnet 2500 Euro Reparaturkosten bei einem Zeitwert von rund 3700 Euro. Normalerweise hätte also ein wirtschaftlicher Totalschaden vorgelegen.
Man sollte sich gut überlegen, ein modernes Motorrad zu kaufen, das schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat.
Bei der W800 kostet die ECU übrigens nur lächerliche 792 Euro. Pfffff ...
Wohl der Tochter, die einen so kundigen Vater hat.
Erschreckend an Elektronik ist, dass sie überhaupt funktioniert. Fragt sich immer nur wie lange. Fahr' demnächst eine Runde mit einem der Motorräder und check' ab, ob die ECU noch alle Strömchen, Öhmchen und Ampere beieinander hat. Bin ganz zuversichtlich, sind ja schließlich keine Triumph....
Nein, die Seite kenne ich noch nicht. Auch mit TuneECU muss ich mich jetzt wohl mal beschäftigen. Ich hatte ja das unglaubliche Glück, dass bei Ebay eine ECU für ´nAppelund´nEi zu haben war.
Tune ECU ist kostenlos im Netz und ein großartiges Programm. Du brauchst nur noch ein OBD2-Kabel für 10-15€. Die Triumph ECUs gehen übrigens äußerst selten kaputt.
Ja, wie gesagt, TuneECU hatte ich leider nicht auf dem Schirm, werde ich nun aber besorgen. Auch im Triumph-Forum war man der Meinung, dass das wohl die erste bekannt gewordene kaputte ECU sei.
ECU=CDI? Da kenn ich mind. 2 Triumph-Marken-Modelle bei denen du die CDI/ECU als Abreißkalender besorgen kannst oder eben Ignitech. GILL ist das Stichwort!
@ingokiel Ich hatte zwar Triumph-Forum geschrieben, meinte aber das Street-Triple-Forum. Ja, CDI und ECU und ECM und ZMG ist alles das selbe, das "elektronische Herz" oder auch Motorsteuergerät. Bei welchen Trumpfen gehen die reihenweise kaputt?
Hi Falcone, weist Du zufällig das Baujahr der Streety? Erinnere mich, daß bei Walters Thruxton damals auf dem Weg nach HiBu nach Ladenneu, nur 180km die ECU abrauchte. Die ein paar Tage später aus Garantiegründen „neu“ eingebaute (der Händler „entnahm“ sie einer Thruxton gleichen Baujahrs) rauschte dann ein Jahr später bei uns in Ligurien durch, als er uns besuchen kam. Scheint ein Serienproblem des ECU Herstellers gewesen zu sein? VG Ducky
"Leben ist das was passiert, während du beschäftigt bist, andere Pläne zu machen"
ZitatInteressant, das sich Regler und ECU gemeinsam verabschiedet haben.
Das ist eigentlich gar nicht ungewöhnlich: Der Regler regelt nicht mehr, die Spannung steigt dann bei höherer Drehzahl linear an und über die 14,4 Volt hinaus, Birnchen brennen durch, ECU im ungünstigsten Falle auch.
Ich habe gestern noch länger mit meiner Tochter telefoniert, aber so wirklich konnten wir den Schadensablauf nicht rekonstruieren. Das Motorrad sprang nach längerer Standzeit aufgrund leerer Batterie mehrfach nicht mehr an. Ein befreundeter ehemaliger Triumph-Mechaniker hat angeblich daraufhin den Regler als Stromfresser ausgemacht und ihn getauscht. In der Folge ist bei der nächsten Fahrt die Batterie geplatzt und die ECU kaputt gegangen. Meine Tochter war aber nicht dabei. Der so beschriebene Schadenshergang würde bedeuten, dass ein defekter Regler eingebaut worden war. Das wäre blöd. Ich bin aber der Meinung, dass der Regel noch nie gewechselt wurde. Es lässt sich also nicht gesichert klären. Jedenfalls hatte Töchterchen mittlerweile vollständig das Vertrauen zu dem Motorrad verloren, da es überdies zuvor schon mehrfach das Anspringen verweigerte, obwohl die Batterie geladen war. Diesen Fehler hatte ich bei meiner Suche zwar auch gefunden (ein korrodierte Kontakt im Stecker zum Kupplungsschalter), aber sie wollte die Triumph nun verkaufen. Da ich sie aber sehr gerne fahre und denke, dass nun alles wieder in Ordnung ist, habe ich sie ihr gestern telefonisch kurzerhand abgekauft.
@Duck Dunn Das Baujahr ist 2007, also eine der ersten Streeties. Es gab wohl tatsächlich ein Problem mit den Reglern und sogar einen Rückruf. Man kann die "Problemregler" schon optisch von den späteren unterscheiden. Ob die Schraggsten auch diese Regler verwendete, weiß ich nicht. Ist aber denkbar, da die Limas alle ziemlich identisch sind, zumindest von Funktion und Leistung her. Dass eine ECU aber einfach so abraucht, ist schon sehr ungewöhnlich. Neben dem Reglerproblem kommt das eigentlich nur vor, wenn mechanische Schäden vorliegen (auch Wackelkontakte oder Kurzschlüsse) oder Überspannung entsteht, was z.B. auch durch falsches Laden der Batterie geschehen kann.