ist ja die Werkstatt. Aber die ist auch der Ort der tränenreichsten Niederlagen und Demütigungen.
So schraube ich ja schon ewig an der hydraulischen Bremsanlage des NSU Prinzchens, die mich mal um mal in meine engen Schranken weist. Gut, den originalen Hauptbremszylinder gibt es neu nicht mehr, jede Ersatzlösung hat Schwächen. Beim einen passen die Anschlüsse nicht (Leitungen ändern, da grault es mich fröstelnd), beim anderen fehlt das Gewinde für den Bremslichtschalter, die Reparatursätze taugen bei zerfressener Zylinderlaufbahn auch nur bedingt.
Wie oft bin ich tränenspurig aus der Werkstatt geschlichen, wenn der Bremsdruck wieder höhnisch nachgegeben hatte... .
Dann der Nagel mit Kopf : Den Zylinder mit passenden Abgängen ohne Bremslichtschalterbohrung gibt es ja neu. Dort, wo der hydraulische Bremslichtschalter hin muß , ist eine Senkung. Durchgebohrt, M 10 x 1 reingeschnitten, Schalter sitzt .
Allerdings ist das Gewinde des Flüssigkeitsnachlaufes per Metallrohr bei diesem späteren Zylinder schon wegrationalisiert. Stattdessen nun dort ein Loch mit Gummistopfen und Anschlußnippel, um einen Schlauch aufzustecken, ist billiger, klärchen .
Aufgesteckt, nun noch schnell entlüften.
Das neue Druckentlüftungsgerät angeschlossen, Druck drauf, Sperrhähne auf, in andächtigem Glück dümmlich grinsend zurückgelehnt. Schrauberglück.
Aber nur kurz.
Denn bei 2 bar Betriebsdruck mag der in den Gummistopfen gesteckte Anschlußnippel nun gar nicht an seinem Platz bleiben. Sein sanftes Plopp löst jäh erwachendes Entsetzen aus.
Denn nun wird ätzende Bremsflüssigleit mit 2 bar Druck in den frisch gelackten Bug des Prinzen gepumpt. Der Schlauch tanzt vor schadenfrohem Vergnügen. Bis die Sperrhähne geschlossen sind, ist eine gute Kaffeetasse ATE Dot 4 verspritzt. Aus eben noch trägem Glück wird hektisches Hopsen.
Handtuch, Putzlappen, schnell wischen. Dann spülen mit Bremsenreiniger, eine Riesenschweinerei. Unter dem Auto eine glitschige Pfütze durch das Entwässerungsloch im Bodenblech tropft es schmierig. Doch schlimmer noch, in den Spalt zwischen Tank und Bodenblech paßt meine fette Kralle nicht. Spülen mit Bremsenreiniger , Druckluft, Stepptanz. Irgendwann ist die dickste Sauerei vorbei, doch was nun?
Kurze Zeit später sitzt Andrea artig auf einem Hocker vor dem Prinz und sorgt für eine druckstabile Verbindung von Stutzen und Dichtgummi. Luft und Flüssigkeit sprudeln fröhlich aus den Entlüftern der Radbremszylinder, wie schön doch Schrauben sein kann.
Aber irgendwas stimmt nicht. Schon fast ein dreiviertel Liter ist durchgelaufen, aber irgendwie läuft das so zäh, oder läuft das überhaupt noch?? Der Kessel hat Druck, also was??!!
Na ja, nach drei bereits erfolgten Entlüftungsrunden der vergangenen Wochen hätte der debile Held natürlich auch mal daran denken können, daß irgendwann der größte Flüssigkeitbehälter mal leer sein kann.
Andrea verdreht die Augen wie eine pubertierende 13 Jährige, die ihr Zimmer aufräumen soll. Kummer gewohnt, sie denkt vermutlich schon gequält an kommende Jahre gesteigerter Demenz. Was aber auch gut ist, denn so ist sie jetzt kompromißbereit.
Sperrhähne zu , nachfüllen, alles von vorne.
Dann kommt endlich keine Luft mehr aus gequälten Nippeln.
Erlöst flüchtet Andrea , ich sitze im verölten Schweinestall und schwöre dem Prinzen bittersten Schrottplatz, wenn es nun nicht langsam mal gut ist.
Wischen, waschen, entölen, Boden entfetten.
Nun warte ich erstmal 24 Stunden. Dann wird geschaut, ob alles dicht ist und der Druck steht.
"Bitte, bitte, laß` ihn stehen" (nein, werte Ferkel, den sowieso nicht mehr ).
Hallo Irmi, das ist ein späterer Prinz , wie er ab Anfang der 60er gebaut wurde,sioeht nach einem Prinz 4 aus. Erst der Prinz 4, noch mit kleinem 2 Zylinder Motor, später als 4 Zylinder 1000er, 1000C, 1100er und 1200er.
Der gelbe wurde von uns beim 24 Stundenrennen am Nürburgring eingesetzt. Der blaue ist eigentlich für Bergrennen und Slalom aufgebaut worden. Beide Fahrzeuge werden jetzt seit 30 Jahren bei Rennen genutzt und ständig neu aufgebaut ( geht auch viel kaputt )
Beige ist ja nicht so meine Farbe, da zu wenig bunt, aber so ein bisschen neidisch bin ich ja schon.
Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt* Glück bedeutet etwas entdecken zu dürfen, was so weit ab der eigenen Vorstellungen liegt dass man nie danach gesucht hätte und dann zu erkennen dass man nie etwas anderes wollte
Uuuh, da fällt mir der 400 km Autobahn-Höllenritt auf der Rückbank eines NSU PRINZ TT, von München nach Darmstadt (Bundeswehr-Wo.-Ende) ein ! Der nachfolgende "Hörsturz" war dabei obligat.
Zitat von König-Welle im Beitrag #11Beige ist ja nicht so meine Farbe,
Sehe ich auch so, der grüne gefällt mir viel besser. Aber es ist ebenfalls ein Originalfarbton. Bei diesen alten Kisten kommt es auch eher darauf an, ein ordentliches Exemplar überhaupt zu bekommen. Eine Farbauswahl hat man da in der Regel nicht wirklich. Man muß eigentlich schon froh sein, wenn der Wagen nicht rot ist, wie wohl die häufigste Farbe bei Restaurationen, warum auch immer.
Anfang Mai, wir sind in Oberstdorf verabredet. Ein paar Tage Alpen, der Prinz ist getestet und bremst ja nun auch schön.
Allerdings nicht lange, da zieht diese Jammermöhre wieder nach rechts!!! Genau wie vor dem Tausch der Bremsanlage !!!
Zuhause die Einstellung kontrolliert, alles top. Tränenbad. In Verdacht gerät ein ausgeschlagener Kugelkopf der Lenkung, auch wenn ich mir das so wirklich kaum vorstellen kann.
Da kommen wir im Gespräch mit Leidensgenossen auf eine letzte Lösungsmöglichkeit: Bremst man sehr soft, also langsam, mit viel Zeit, bremst die Karre gerade. Tritt man rabiat durch, ebenfalls. Bremst man aber normal, zieht das Ding nach rechts. "Ob ich denn mal an die Bremsschläuche gedacht hätte", fragt einer schweinchenschlau. "Was, wenn ein Schlauch etwas gequollen wäre, dann stimme der Querschnitt nicht mehr, eine Zylinder werde also weniger spontan mit Flüssigkeit versorgt, bremse also später."
Das paßt. Brutale Bremse: Schnell viel Flüssigkeit unter hohem Druck, oder Schlauch macht Backe. Sehr langsam, da reicht der Durchlaß für synchronen Druckaufbau. Irgendwas in der Mitte: Asymetrie.
Aber so etwa alle zehn Jahre ist wirklich ganz gut. Trommelbremsen sind da ziemlich empfindlich. Warum auch immer.
Die Symptome bei zugequollenen Schläuchen sind manchmal sehr seltsam. Ich hatte letzten Herbst, dass die Bremsen einer Achse während der Fahrt einfach zu gingen. Ohne das Bremspedal auch nur berührt zu haben. Übeltäter war ein Bremsschlauch vom Hauptbremszylinder zum Achsschemel.