Norbert hatte gerufen, das Campingtreffen in Trendelburg.
Es plagt mich etwas, ich würde ja gerne, aber Camping, 400 Kilometer pro Richtung, und das W Gespann muß doch schon in 6 Wochen an die Möhne.
Auf der Konsul tuckernd, kommt die Idee. Aber nein, das alte Gespann ist noch nicht hinreichend erprobt. Aber da gibt es doch noch das Enfield Gespann, zwar 10 Jahre alt, aber neu mit erst 3500 Kilometern auf der Uhr! Denn ein Gespann muß es sein, in meinem Alter mag ich auf den Komfort eines Federbettes auch im Zelt nicht verzichten... .
Aber es gibt noch ein Problem, ein sehr ernstes, wie alle, die wie ich unter dem schweren Joch der Ehe ächzen müssen (), sicher leicht nachvollziehen können : Meine Frau Gemahlin hatte in den letzten Jahren mehrfach erklärt, für sie käme ein Zelt auf gar keinen Fall mehr in Frage, jawoll und Ende der Diskussion ! Campingtreffen im Hotel, also ich weiß ja nicht. Zudem weigert sie sich unter beharrlicher Pflichtverletzung auch, das für sie angeschaffte Oldtimerkrad zu fahren. Hätte ich nun alles verfrüht zugegeben, hätte sie garantiert verlangt, auf dem modernen Krad die hübsche Anmutung meines Enfieldgespannes zu verunstalten, oder gar im Auto hinterher zu zockeln, ein Zimmer zu mieten oder gleich das Wohnmobil zu satteln..
Eine List mußte her.
So habe ich nach dem Frühstück des Reisetages freundlich erklärt, mit dem Alteisen zu einem Campingtreffen zu fahren. Da könne sie ja leider nicht mit, weil sie nicht zelten mag und auch kein Alteisen fahren mag. Wie schade , aber ich nehme ja nur Rücksicht auf ihre Wünsche . Gerne aber hinterlegte ich die Adresse des Zielortes ...
Jeder Ehesklave kann sich nun vorstellen, was im Kopfkino eines mißtrauischen Eheweibes abläuft: Bilder wilder Orgien, ob mit oder ohne aufblitzendes Gesicht Berlusconis ist egal, Hauptsache bunga bunga usw, dazwischen ein blöde grinsender C4... "Es tut mehr ja äährlich leid, aber DU willst ja nicht,ich muß los".
Eiseskälte.
Die Eni bollert los, welch´ ein freies Gefühl. 120 Kilometer weiter weicht es blankem Entsetzen, als die Eni an der Tanke in einer Rauchwolke steht und röchelnd Öl über den Auspuff spotzt. Umdrehen geht nun irgendwie auch nicht, da könnte ich mir vielleicht was anhören, und zu essen gäbe es die nächsten sechs Wochen zur Strafe sowieso auch nichts . Öl kostet ja nun soviel auch nicht, also weiter. Das Öl spritzt nun ständig, schwärzt den Auspuff, teilweise ziehe ich ein Rauchfahne. Daß inzwischen der Blinker vorne rechts abvibriert ist, fällt da kaum ins Gewicht, er baumelt ja lustig an seinem Kabel in der Sonne. Nun meine ich auch, gelegentlich ein schrappendes Geräusch aus dem Motor zu hören.
Die Kontrolle des Ölstandes ist niederschmetternd, eine Tanke leiht mir einen Trichter, der Baumarkt liefert einen Pinsel, dessen Stil einen guten Blinkerhalter ergibt. Etwas Tape und ein paar Kabelbinder (durch das Griffloch des Pinselstiles geführt) geben festen Halt. Etwas Blumendraht als Masseleitung, schon strahlt er wieder in orangem Glanz.
Nun geht es in den Harz. Gleich mal verfahren nimmt das Gerassel schlagartig zu. Wie undankbar, hat die Karre doch frisches Öl bis zum Hals und krieget selbigen immer noch nicht voll? Aber nein , es ist die Kette zum Hinterrad, die beachtlich durchhängt. "Indischer Mist", denke ich trotzig, so eine Längung nach nur 3500 Kilometern! Kette spannen im Harz auf einem Parkplatz. Die Rohrzange ersetzt den fehlenden 24er (von mir aus auch den 1" Schlüssel), aber die werde ich später erneuern. Der Durchhang der Kette ist gigantisch, dann geht es weiter. 50 Kilometer vor Trendelburg hängt und rasselt sie wieder. "Verdammte Inder", dann hängt und klappert sie eben.
Mein Zelt habe ich vor 20 Jahren das letzte Mal gesehen, glücklicherweise helfen mitleidige Foristen milde beim Aufbau. Ob ich das Gespann mit ins Zelt nehme?
Am nächsten Morgen das Desaster, innerlich tue ich Abbitte bei den Indern. Das Rad schlackert lose in der Schwinge, kann selbständig lenken und damit die Kettenspannung beeinflussen. Es stellt sich heraus, daß die Mutter des Kettenblattträgers annähernd gewindefrei ist und so die dahinterliegende Achsmutter beim Anziehen blockiert hat, bevor das Rad fest verschraubt war. Nun wird die Achsmutter gewaltsam gegen die große Mutter geknallt, das Rad ist zunächst fest (es gibt hier Detailprobleme, deren Darlegung zu weit führen würde).
Tag gerettet, Entspannung und faules genießen des Treffens.
Bis mir jemand auf die Schulter klopft und sein Erscheinen energisch kundtut: Meine Frau, in voller Montur. Donnerwetter, DAS hätte ich nun nicht so schnell erwartet. "Na also, geht doch", denke ich mit schweinischem Grinsen...!
Die Wahrheit ist grausam: Morgens hatte unsere Tochter ihre Mutter angerufen, und diese hat ihr Leid geklagt . Wer je gesehen hat, wie Frauen Karte lesen, kann sich vorstellen, worüber sie gejammert hat. "Anziehen, ich komme!" soll unser Kind knapp befohlen haben. Eine Stunde später startete die Expedition: Vorweg die Lotsentochter samt Kleinfamilie und NAVI im Auto, dahinter meine Frau auf dem Krad.
Schon erstaunlich, wie sich die Damenwelt durchzubeißen weiß, wenn es gemeinschaftlich gegen den gemeinen Alten geht!
Zunächst erfreut mich das, macht mich gar ein wenig stolz auf die Bande, bis, ja bis sich Frau C4 mit verschiedenen anderen Damen des Treffens solidarisiert und diese Tipps zur unterwürfigen Unterjochung aufsässiger Ehemänner und Partner aus FrauTauschen . Das wird ein hartes Stück Arbeit in den nächsten Wochen .
Der Rest ist schnell erzählt: Auf der Rückfahrt softes Fahren möglichst konstant auf der Autobahn ohne jegliche Benutzung der hinteren Bremse, um die Achsmutter zu schonen. Gemecker meines zähen Weibes über mein Schneckentempo (vorher war das IMMER andersherum). Es wird Zeit, sie endlich auf den Oldtimer zu setzen.
Wenn ich mir das recht überlege, klingt ihr Hornet gerade seltsam krank. Hoffentlich fällt da nicht mal rein zufällig ein Kerzensteckerchen ab, dann MÜSSTE sie ja auf die Adler steigen ...
Zitat bis, ja bis sich Frau C4 mit verschiedenen anderen Damen des Treffens solidarisiert und diese Tipps zur unterwürfigen Unterjochung aufsässiger Ehemänner und Partner aus FrauTauschen .
Das Leben hält so manche bösen Fallstrick parat! Wenn ich schon den Ruf höre: "Martin, was bekomme ich da gerade erzählt ....!"
Zitat von Maggi im Beitrag #6C4, Deine Frau machte gar nicht den Eindruck der Drache zu sein, den Du hier immer kolportierst.
Drache?? Niemals!! Man muß sie nur manchmal etwas zu ihrem Glück motivieren, notfalls durch Alleinreisen.
Übrigens bekomme ich dafür wieder Höchststrafe, sollte sie mitlesen: 4 Wochen zum Abendessen ein einzelnes Salatblatt, auf dem ein einzelnes Reiskorn dekoriert ist. Bereits nach 2 Wochen könnte das Korn strafmindernd sogar bereits gekocht sein.