Die Räder einer landenden Maschine stehen logischerweise still und werden erst im Moment des Aufsetzens durch den reinen Bodenkontakt beschleunigt. Dies führt, wie man sehen kann, zu starkem Verschleiß, Rauchwölkchen verbrannten Gummis, manchmal auch zum Platzen eines Reifens.
Warum baut man keine kleinen elektrischen Radnabenmotoren mit Freilauf ein, um die die Räder zumindest auf eine gewisse Dreh- zahl zu bringen. Zu hohes Gewicht der Motoren und der ggfs. notwendigen zusätzlichen Akkus?
Gruß, Caboose .
. Es ist immer wieder faszinierend, über Dinge zu staunen, die anderen Menschen Freude bereiten.
es gab mal Konstruktionen mit Flügelchen, die eine gewisse Drehzahlanpassung geschafft haben (aber nicht 100 %). Das ganze hat sich nicht bewährt.
Elektrisch antreiben ist problematisch. Die Motoren dafür wären schwer und säßen im ungefederten Teil. So ein Rad hochzudrehen braucht richtig Energie. Da muß Stromversorgung her, da muß ein Stromlieferant her. Wer soll das machen ? Die Triebwerke ? Die liefern für sowas nicht genug. Die APU wäre ebenfalls damit überfordert, man müßte also noch ein zusätzliches "Kraftwerk" installieren. Und schon wiegt wieder alles ne Menge mehr und schon müssen wieder mindestens 10 zahlende Passagiere aussteigen. Dafür kann man schon ein paar Reifen kaufen.
Inzwischen hat man sich an die Bremswirkung beim Aufsetzen gewöhnt. Es macht die Sache ein wenig sicherer, wenn das Flugzeug unmittelbar nach dem Aufsetzen schon etwas Fahrt verliert. Die Reifen haben aber auch ohne das erste Rutschen einen ziemlichen Verschleiß.
Es gab mal Pläne, Flugzeuge mit kleinen Motoren in den Rädern von selbst aus der Halle fahren zu lassen oder ohne "Pusher" rückwärts aus der Parkbucht etc. Es gibt Berechnungen darüber, wieviel Sprit man sparte, wenn man das Flugzeug über Radabtrieb zum Start rollen ließe. Auch elektrisches Bremsen ist betrachtet worden, wobei freilich kein Energiespeicher im Flugzeug wäre, der was von dem Strom hätte.
Problem immer auch dabei: die Vorschriften lassen kaum zu, daß man an den Rädern irgendwas anbringt, was z.B. im Startlauf Ärger machen könnte. Flugzeugbremsen sind allgemein eher darauf konstruiert, das Rad freizugeben, als es bei Störung irgendwie abzubremsen.
Und bis es was besseres gibt, werden die Reifenhersteller noch gut daran verdienen !
Ich könnte mir noch einen Grund vorstellen. So ein Hauptfahrwerk mit 16 fetten Rädern, die sich mit Landegeschwindigkeit drehen, würde in der heiklen Landephase erhebliche Kreiselkräfte erzeugen, die die Fluglageregelung durch Piloten und/oder automatische Systeme zusätzlich erschweren. Stehen sie bis zum Aufsetzen des Fahrwerks still, gibt's keine Kreiselkräfte. Und das Bremsen beim ersten Bodenkontakt geht ja in die richtige Richtung, der Flieger soll ja dann möglichst bald langsamer werden. Da spielt das bißchen abgeriebener Gummi keine Rolle mehr.
Dieter
Edit: Soll natürlich Kreiselmomente heißen. Pardon.
Alkoholfreies Bier... schmeckt richtig, ist aber falsch.
die Kreiselmomente sind nicht das Problem. Die wirken sich kaum aus. Wenn ein fetter Düsenriese mit seinen vielen Rädern von der Rollbahn abhebt, kann ruhig eine Bö oder eine plötzlich notwendige Steuereingabe des Piloten erfolgen, ohne das das noch sehr schnell drehende Fahrwerk dieses erschwert.
Vor dem Einfahren wird das Fahrwerk abgebremst, um nicht mit Umfangsgeschwindigkeiten von jenseits 200 km/h in den Radschächten noch stundenlang zu rotieren. Gelegentlich kann man es merken, wenn ein Rad Unwucht hat, daß nach dem Abheben erst die Vibration verschwindet und dann das Fahrwerk einfährt. Da muß man sich als Fluggast aber schon drauf konzentrieren.
Augenmerk müssen die Piloten auf die Temperatur richten. Wenn das Flugzeug stark bremsen mußte, und die Standzeit zum Ladungswechsel gering ist, sind die Bremsen selbst noch so warm, daß in den Radkästen später die Temperatur unzulässig hoch ansteigen kann. Man sieht es gelegentlich, daß das Fahrwerk noch ne Weile draußen bleibt. Das dient zur Kühlung und wurde nicht etwa vergessen. In den Radkästen selbst wird die Temperatur auch noch einmal überwacht. Und wenn es dort zu warm wird, hilft es nix, dann muß das Fahrwerk nochmal raus.
Die Bremsen selbst sind nicht auf Dauerkühlung ausgelegt, das bedeutet, sie können nicht, wie Fahrzeugbremsen, nach Belieben betätigt werden. Einmal Vollbremsung muß genügen! Danach sind die Bremsen so warm, daß sie nicht mehr benutzt werden können. Bei den Abnahmeprozeduren für neue Typen sieht man nach dem Stillstand orange bis gelbweiße Ringe an den Rädern. Das sind die glühenden Bremsen. Wenn das Flugzeug dann nicht sofort weiterfahren kann zur Kühlung, muß die Feuerwehr kommen und den Abkühlvorgang überwachen. Für Passagiere kein gutes Gefühl, nach einem Startabbruch im Flugzeug zu sitzen und draußen die Feuerwehr in Bereitschaft zu sehen.
Die Temperatur ist ein Grund mit, warum es mit einem Antrieb in den Rädern schlecht bestellt wäre.
Ich werde mich mal kundig machen, über wieviel umlaufende Masse man eigentlich spricht. Und dann mal umrechnen, wie weit eine W mit der Energie eines abgebremsten Rades fahren könnte .