nachdem ich nun eine Probefahrt (verletzungsfrei!) mit Brunos Gespann machen durfte und einen weiteren Gespannbauer (Walter in Wabern) besucht habe, stehen in der übrenächsten Woche auf dem Weg in den Kurzurlaub an der Nordsee zwei weitere Gespannbuden auf dem Zettel (Warnke und Sidecon).
In dem Zusammenhang habe ich eine Frage zum Thema Bremsen. (Mal abgesehen von ungebremsten Beiwagen um die es mir hier nicht geht.) Bei Bruno wird die Seitenwagenbremse zusammen mit der hydraulischen Vorderbremse gebremst. Von Abstimmproblemen wg. zu starker Bremskraft für den schmalen Reifen abgesehen, kommt da wohl ordentlich Bremskraft auf. Bei Walter hatten man gerade eine Bonneville auf der Bühne und da wurde die Beiwagenbremse mechanisch mit der Hinterradbremse gekoppelt. Vorteil ist wohl das einfache Einstellen der Beiwagenbremse nach jeweiliger Belastung. Nach erstem positivem Eindruck fiel mir dann wieder die schlechte Hinterradbremse der W ein.
Welches Konzept ist denn nun zu bevorzugen? Beiwagenbremse gekoppelt mit Vorderradbremse? Beiwagenbremse gekoppelt mit Hinterradbremse?
also eins kann ich beitragen: bei bwbremse gekoppelt mit vorne sind zumindest punktwendungen linksrum nicht mehr machbar.
davon abgesehen kommts wohl darauf an, was du gewohnt bist. ich hatte bw mechanisch mit hrbremse gekoppelt und hatte es mir angewoehnt, bei fast allen bremsvorgaengen beide bremsen zu benutzen, da war die qualitaet der hrbremse dann nicht so relevant. wenn du aber eher dazu neigst, die hrbremse zu vernachlaessigen, dann bietet vr+sw klare vorteile, gerade im blick auf die schreckmomente, wo das bremsen automatisch und ohne grosses nachdenken passieren muss. wenn deine reflexe dich nur vorne ziehen und nicht zeitgleich hinten treten lassen, dann wird es bei hr+sw mit der spurtreue bisschen hakelig.
das mit dem einfacheren einstellen je nach belastung war uebrigens zumindest bei der meineren (falcone mit velorex) eher uninteressant. da war so eingestellt, dass hr und bw zeitgleich zupackten, so dass die bremsen bei vollem boot gut griffen. beim beherzten bremsen mit leerem boot pfiff ab und an der swreifen, aber fuers bremsverhalten war das weitgehend wurscht, weil der leere wagen beim bremsen viel weniger aus der spur zog. wie das bei den heutigen sw mit deutlich hoeherem eigengewicht ist - weesischni.
fazit: punktwendungen kosten einiges an uebung, einiges an speichen und sind eigentlich einzig was fuer die schau vor der eisdiele (aber was ne schau). wer das nicht braucht, dem wuerde zumindest ich die brunoloesung nahelegen, fuer besagte schreckbremsungen.
Inzwischen bin ich von der Kombination mit dem Vorderrad ziemlich überzeugt. Wichtig ist bei einer notwendigen Vollbremsung, dass der Seitenwagen die Fuhre nicht nach links wegschiebt. Und da ist die Koppelung vorne/seite einfach von Vorteil. Die Bremskraft kannst du auch bei einer an das Bremspedal gekoppelten hydraulischen SW-Bremse nicht einstellen, höchstens den Bremszeitpunkt, also ein etwas verzögertes Einsetzen. Aber warum? Zudem ist der Aufwand, die hydraulische SW-Bremse an die mechanische Hinterradbremse der W zu koppeln auch erheblich größer, als vorne einfach an einen Handbremszylinder anzuschließen. Für den Seitenwagen reicht die Scheibenbremse eines Rollers oder eines Leichtkraftrades aus. Und die Schleuderwende geht trotzdem noch problemlos, wie ich ja letztes Jahr am Gespanntreffen ein paar mal vorgeführt habe.
Betriebsbremse war das Fußpedal, gleichzeitig hydraulisch wirkend auf je eine Scheibe in jedem Rad. Hinten und Seite gleich, Scheibe / Beläge vorne größer, dadurch ausgewogenes Bremsverhalten. Handbremse zusätzlich auf zweite Scheibe im Vorderrad für Korrekturen oder letzte Rille.
Zitat von Falcone im Beitrag #4... Wichtig ist bei einer notwendigen Vollbremsung, dass der Seitenwagen die Fuhre nicht nach links wegschiebt. Und da ist die Koppelung vorne/seite einfach von Vorteil.
Kann ich, auch aus mehrfacher Erfahrung, nur bestätigen.
Als Winterfahrer würde ich die Seitenwagenbremse mit der hinteren koppeln, oder mit Hilfe von zwei Rollerbremssätteln mit beiden Bremsen. Ich bremse übrigens immer vorne und hinten. Egal wer mit theoretisch ausrechnet, das das Unsinn ist. Erst Recht mit dem Gespann.
Zitat Als Winterfahrer würde ich die Seitenwagenbremse mit der hinteren koppeln
Gerade bei den Fahrten im Schnee (oder bei Regen, nassem Laub und dergl.) habe ich die Vorteile der mit der Vorderradbremse gekoppelten Seitenwagenbremse schätzen gelernt. Im Schnee blockiert das Vorderrad doch noch viel schneller und dann bremst das Seitenwagenrad die Fuhre etwas mit ab, das Gespann steht nicht so schnell schräg auf der Straße. Mit der Hinterradbremse alleine kannst du das Gespann dann sogar noch etwas steuern.
Aber es sind halt nicht immer alle Situationen gleich und es kommt mal so und mal so.
Am liebsten fahre ich ja mit ungebremstem Seitenwagen, aber das darf man ja heute nicht mehr sagen