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Dieses Thema hat 12 Antworten
und wurde 2.110 mal aufgerufen
 Reiseberichte / Motorradgeschichten
Ka_Be Offline




Beiträge: 152

12.06.2012 11:35
Rumänien-Tour Antworten

Ich wollte einmal eine geführte Tour ausprobieren und wählte Rumänien, weil mich Land und Landschaft interessierten und es mir einfacher schien, wenn Unterkunft und Detailrouten von einem Kenner ausgewählt würden. Ich fand ein Angebot von Motour, das mich ansprach. Reisedaten 21. Mai bis 29. Mai, Kosten 1'700 CHF. Der Guide hiess Bruno aus der Schweiz, ist Fahrlehrer, Buschauffeur und hat jahrelang Endurotrainings, auch in Rumänien, geführt und reiste mit einer BMW K 100 RS. Ausserdem waren dabei Martin mit Triumph Tiger 1050, aus Zürich wie ich und zwei österreichische Paare, Ludwig mit Roswitha und Alois mit Gerda mit 2 BMW R 1200 GS. Ich fuhr mit der W und war also sowohl vergleichsweise untermotorisiert als auch ohne ABS gezwungen, es stellenweise vorsichtiger anzugehen.
Ich fuhr ohne Navi, aber mit einer neueren Karte 1:500'000. Verwirrend ist, dass viele Ortsbezeichnungen je nach Belieben Deutsch oder Rumänisch oder beides auf Karten verzeichnet sind, z.B. Sibiu alias Hermannstadt.

Uebersichtskarte von Rumänien

Am 21.5. fuhr ich mit Martin von Zürich nachmittags zum Autoreisezug Feldkirch-Graz. Am Walensee machten wir Halt, um unseren Guide aufzulesen. Bruno hatte es aber nicht eilig. Er wollte noch Reste aus seinem Kühlschrank verwerten und hatte eine Pizza daraus im Ofen. Es hat uns aber noch gut bis Feldkirch gereicht. Abends war dann Abfahrt und am nächsten Morgen um 7.00 Ankunft in Graz. Mit dem Autoreisezug spart man sich über 600 km quer durch Oesterreich. Für Motorradfahrer ist das Gepäck im Autoreisezug immer eine Gewissensfrage: soll man den Tankrucksack mit ins Abteil nehmen, bzw. aus den Satteltaschen etwas in einen Rucksack umpacken? Ich nahm jeweils den Tankrucksack mit, was dann zu Platzproblemen im engen Abteil führt. So schläft man dann halb auf Jacke, Hose, hat die Füsse neben dem Tankrucksack und die Stiefel am Boden neben der Nase von dem, der da sein Bett hat….. Weil ich bei einer früheren Tour mal eine Reifenpanne hatte, die mit dem Leckspray eines Mitfahrers (hatte schlauchlose Reifen) nicht zu beheben war und ich einiges über die schlechten Strassen Rumäniens gehört hatte, nahm ich diesmal Montierhebel, einen Ersatzschlauch, Flickzeug und eine kleine Pumpe mit, damit ich nicht irgendwo in den Karpaten liegenblieb.


Route Autoreisezug und das obligatorische Pickerl für 10 Tage


Am 22.5. war dann allgemeiner Treffpunkt an einer Tankstelle in Fürstenfeld in der Nähe der ungarischen Grenze etwa 60 km von Graz.


Treffpunkt in Fürstenfeld nahe der ungarischen Grenze, links unser Guide Bruno

Hier hiess es erst mal warten, weil die erste Panne schon da war: am neuen Klapphelm einer der Damen hatte sich die Mechanik verabschiedet. Dank i-phone konnte aber schnell herausgefunden werden, dass Louis in Graz um 9.00 aufmachte und dass sie das Ersatzteil hatten, bzw. ummontieren konnten. Das handelte uns dann eine längere Pause ein, bis es wirklich losging.



Wir hatten ca. 650 km vor uns bis nach Arad, unserem ersten Etappenort in Rumänien. Wir übernachteten in Minis, einem Nachbarort von Sibiu, im Gasthaus Geza, das uns eine ausgezeichnete Küche in einem Ambiente mit viel Lokalkolorit bot. das Gasthaus ist übrigens in einschlägigen Kreisen bekannt und zu empfehlen. Die Strassen bis hierher waren mehrheitlich gut.


Der Wirt war ein Beispiel für den Multinationalismus: ungarischer Herkunft, in Rumänien geboren, deutsch sprechend.


Beim Nachtessen, von links Bruno, Ludwig, Gerda, Alois, Rolf, Roswitha, Martin hat fotografiert


Der Gastgeber Geza in seinem Weinkeller

Am 23.5. ging es weiter nach Sibiu, bzw. einem Vorort davon, Christian.ca. 290 km


Man sucht die Route für den Tag auf dem Navi.


Die Abpolsterung der Sitzbank hat sich bewährt: ich rutsche im Gefälle nicht mehr auf den Tank zu und klemme die Weichteile ein.


typische Landschaft im Flachland


"technischer" Halt , sprich Pinkelpause, dient auch der weiteren Routenplanung


Auch mit Navi nützt die Karte noch, die Uebersicht ist halt besser.


Deva ist eine Stadt mit einer riesigen alten Burg und einem Denkmal von Trajan.
Rumänien hat ja, wie Name des Landes und die Sprache verraten, eine römische Vergangenheit.

Etwa auf halbem Weg liegt Hunedoara, (früher Eisenmarkt). Die Schwerindustrie dort ist grösstenteils stillgelegt.


Hunedoara Industriebrache



Die Burg von Hunedoara hat nichts mit der Dracula-Geschichte zu tun, wurde aber schon oft als Filmkulisse gebraucht



Unsere Unterkunft in Christian


eine der besseren Strassen in Christian


Storchennester sind allenthalben, man wundert sich, dass das Stromnetz funktioniert.


Hier muss man schon aufpassen, dass man sich nicht einsaut.

In Christian blieben wir 3 Tage und machten Rundreisen von dort, am 24.5. eine Runde von ca. 300 km nach Sighisoara (früher Schässburg)



Die Dörfer sehen recht ordentlich aus, an vielen Orten wurden die Abwassergräben vor den Häusern durch unterirdische Kanäle ersetzt, was die Geruchsnerven schont.


Sighisoara hat eine gut erhaltene Altstadt, die einen, wenn man die Autos wegdenkt, in frühere Zeiten versetzt.







Denkmal für Vlad Tepel, der für Bram Stoker das Vorbild für seinen Graf Dracula wurde


Neben schön renovierten Häusern findet man in Sighisoara auch viele, die noch auf Restauration warten.


Natürlich versucht man, die Dracula-Story auszuschlachten.




Hier steht das Geburtshaus von Hermann Oberth, einem Pionier der Weltraumfahrt. Er hat als erster ausgerechnet, wie man mit einer Rakete eine Nutzlast auf den Mond bringen kann, nämlich mit dem Mehrstufen-Prinzip und was das ungefähr kosten würde. Ich habe etwa 1960 einen Vortrag von ihm gehört, in dem er unter anderem seine Kalkulation vortrug: Material, Engineering, Herstellung, Treibstoff, Unvorhergesehenes etc. Unvergesslich ist mir, dass er nach dieser Kostenschätzung nach bestem Wissen und Gewissen sagte: Jetzt machen wir an das Resultat noch eine Sicherheitsnull.
Das wäre auch heute noch bei vielen Grossprojekten sicher nützlich.




Das war der Beginn von einer von vielen kilometerlangen Schotterstrecken. Es sieht aus wie eine Eisenbahntrasse ohne Schienen. Mit genügend Speed lässt es sich ganz gut fahren, das Problem sind dann unerwartete scharfe Kurven.


Im Hintergrund die Bergzüge der Karpaten, eingebettet in grüne Hügel.


Im Gasthaus, wo wir uns verpflegen hängen Bärenfelle, aber alle relativ klein, die hätte man auch noch ein paar Jahre leben lassen können...


in den höheren Lagen malerische Hirtenbilder
Die Landwirtschaft ist teilweise noch wie vor 100 Jahren, nicht nur beim Schafehüten.


Als Ausichtspunkte bieten sich die Relaisstationen des Mobilfunks an, weil sie auf Anhöhen sind, die eine Zufahrt haben.


Auch in kleinen Dörfern findet man Kirchen mit burgartigem Charakter


Eine gute Strasse

Auch die Ueberlandstrassen waren mehrheitlich in sehr gutem Zustand, aber mit Ueberraschungen. An einer Stelle wunderten wir uns, warum alle plötzlich so langsam fuhren. In der Strasse waren Vertiefungen eingefräst, ca. 3 m breit, 5 m lang und 30 cm tief, wohl im Hinblick auf irgendwelche Bauarbeiten, aber ohne jede Markierung oder Abschrankung. Da musste man sich dann beim Gegenverkehr vorbeimogeln.


Schotter, wie häufig abseits der Hauptstrasse, aber gut fahrbar, auch für die Triumph


Die Passage war ekliger, als es aussieht, Haarnadel bergauf mit tiefem nassem Lehm.


Auch Sibiu hat einen schönen alten Stadtkern. Es wurde im Zentrum bereits viel restauriert. Man ist auch auf Touristen eingestellt, die Bankomaten funktionieren problemlos, das Mobiltelefon auch (allerdings ist in den Bergen und ländlichen Gegenden oft kein Empfang möglich gewesen).



Als Werkstoffingenieur hatte ich natürlich Freude an den schönenGussdeckeln


Im Zentrum von Sibiu




Es gibt auch eine Fussgängerzone, wie in vielen anderen rumänischen Orten.


In der Pension in Christian waren ausser uns noch 2 Schweizer Endurofahrer, die uns ihre Fotos von Bärenspuren zeigten.

Ka_Be Offline




Beiträge: 152

12.06.2012 12:59
#2 Rumänien-Tour, 2. Teil Antworten

25.5. Christian-Agnita-Christian, 3. Uebernachtung Pandora, ca. 300 km

Diese Runde führte uns über Land, ohne grössere Orte.


Zeit für die Blümchen am Wege


Weiden und Felder


Aussichtsort und Rastplatz


Im Allgäu und den Alpen sieht es ähnlich aus.


Hier geht die Landwirtschaft noch ganz von Hand.




26.5. Christian-Faragasan-Ranca, 346 km, Uebernachtung Hotel Onix Novaci



Aufbruch mit Gepäck zum Transfagarasan-Pass. Der Pass wurde zwischen 1970 und 1974 erstellt und erfüllt eigentlich keinen besonderen verkehrstechnischen Zweck. Es wird behauptet, dass Ceausescu eine Strasse in sein bevorzugtes Jagdgebiet gewünscht habe. Heute hat sich dort oben ein spärliche Tourismus entwickelt, mit einer kleinen Seilbahn.


Auf dem Weg zum Pass sieht man im Hintergrund die Bergkette, die er überquert.


Am Beginn des Aufstiegs die Touristenstation mit der Seilbahn.


Stellenweise scheint die Strasse eher behelfsmässig ausgebessert, für das Gewicht der Töffs jedoch problemlos.


Man sieht schon von hier aus, dass es wohl schwierig werden wird hinauf zu kommen.
Es ist jedenfalls eine wilde Gegend, Verkehr = Null.


Hier sieht man neben den Strommasten die Seilbahn, die zu dieser Jahreszeit ausser Betrieb war.
Sie bedient im Winter das Eishotel auf dem Gipfel, wo man in Eiszimmern übernachten kann und auf der Passtrasse mit den Ski herunterfahren. Wir trafen bergauf eine Vielzahl grösserer und kleinerer Felsstürze und Rüfen an, sodass ich annehme, dass die Lawinengefahr wohl auch zu beachten wäre.


Ein Stück weiter dann, was man von unten schon ahnen konnte: die Strasse ist noch verschneit, von Räumungsmassnahmen nichts zu sehen. Wir schauen, wie weit wir noch kommen.


Da kommt man mit Anlauf noch durch!


Schnee herunterrollen ist besser als Felsen.

Die Nacht verbringen wir in Ranca. Das ist ein Skiort am Fusse des Urdele-Passes auf ca. 1'700 m Höhe. Der Pass selbst ist auf 2'150 m Höhe. Die Strasse nach Ranca war gerade im Neubau neben der alten Strasse, auf der wir grösstenteils fuhren. Wie grosse Tafeln kundtaten, wird der Bau der neuen Strasse von der EU unterstützt. Allerdingshatte es den Anschein, als hätte man einfach die Alpweiden planiert, gewalzt und dann darauf den Asphalt ausgebracht.
Der Ort selbst war, wie alle Wintersportorte im Frühjahr, total tote Hose. Wir waren im einzigen Hotel und Restaurant, das schon auf hatte.


Blick aus dem Hotel auf die Skipiste rechts


Die Schafherde brachte ein bisschen Leben in das ausgestorbene Dorf.


Vor dem Nachtessen noch ein Bier in der Abendsonne.


Dann Studium der Karte für die nächste Etappe, bzw. der Versuch, nachzuvollziehen, wo wir durchgekommen waren.


Zum Abendessen dann eine lokale Spezialität, die so schwer im Magen lag, wie sie aussieht, also mehr für's Auge als für den Gaumen.

27.5. Heute sollte es von Ranca nach Borlova gehen.
Uebernachten in der Pension Mioara




Von Ranca wollen wir mindestens noch ein Stück zum Urdele Pass hinauf, der selbst auch noch geschlossen ist.


Die Strasse ist hier noch nicht ausgebaut, sondern im Ur=Schotter-Zustand.



Nun geht es weiter über Land, an Baia Herculane vorbei, einem Thermalbad und an vielen hübschen Seen mit weniger hübschen Müllhalden.




Wir wollen nach Resita. Dort gibt es ein grosse Lokomotiv-Freiluftmuseum. In Resita wurden nämlich früher grosse und grösste Dampflokomotiven gebaut.


Auf dem Weg dorthin wieder Industriebrache.



Eine der grösseren Dampflokomotiven. Für den Maschinenbauer gibt es natürlich viele Details zu entdecken. Es ist mehrheitlich ein äusserst robuster Maschinenbau, bei dem man auch den Zweck und die Wirkungsweise der Teile noch sehen kann.











Baja Herculane, ein Thermalbad wirkt noch ziemlich verlassen, wird aber langsam wieder zum Leben erweckt.

Danach ging es über Baja Herculane zu unserem Uebernachtungsort.


Die Landschaft ist bergig, mit einigen Seen und ziemlich verkehrsarmen Strassen.


Der Brunnen mit Winde in unserer Pension in Borlova


Der Bauer fährt BMW!


Wir wohnen zusammen mit den Kühen des Bauern (fast).

Falcone Offline




Beiträge: 113.625

12.06.2012 13:33
#3 RE: Rumänien-Tour, 2. Teil Antworten

Danke! Sehr interessant für mich, eure Strecke von Hermannstadt nach Schäßburg werden wir demnächst auch fahren, in entgegengesetzter Richtung.

Grüße
Falcone

Im Sommer ist es zu warm, um das zu machen, wofür es im Winter zu kalt ist.

mappen Offline




Beiträge: 15.034

12.06.2012 14:04
#4 Rumänien-Tour, 2. Teil Antworten

tach

super... macht lust drauf das auch mal zu fahren!

gas

markus



Soulie Offline




Beiträge: 29.637

12.06.2012 14:31
#5 RE: Rumänien-Tour, 2. Teil Antworten

Sehr sehr schön!
Und perfektes Timing!
Was besseres kann einem bei diesem Schietwetter gar nicht passieren
als einen schönen Reisebericht serviert zu bekommen.
Vielen Dank!

Saluti

Soulie
Obwohl sich die Sonne eben zaghaft blicken lässt ...

Caferacer59 Offline




Beiträge: 8.366

12.06.2012 16:07
#6 RE: Rumänien-Tour, 2. Teil Antworten

Tolle Bilder! Echt super.

Gruß Andy

Maggi Offline




Beiträge: 48.674

18.06.2012 13:34
#7 RE: Rumänien-Tour, 2. Teil Antworten

Bin gerade erst dazu gekommen, den tollen Bericht zu lesen, würde mich auch interessieren, sehr schöne Bilder!

Tschööö

Maggi

--
hco rewwe hcslök ,skcus wmb

keulemaster Offline



Beiträge: 5.132

18.07.2012 08:59
#8 RE: Rumänien-Tour, 2. Teil Antworten

wie ich sehe zahlt sich da mal aus hinzufahren...ostkarpaten in Rumänien war i schon mal...2006

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MEINE SEITE: http://www.w650.eu

my666 Offline




Beiträge: 630

18.07.2012 10:13
#9 RE: Rumänien-Tour Antworten

Seher, sehr schön! Danke für die tollen Bilder und den Bericht!

Brundi Offline



Beiträge: 33.310

20.07.2012 22:54
#10 RE: Rumänien-Tour Antworten

So, nun hatte auch ich endlich Zeit und Muße, euren Reissebericht zu lesen!
Sehr schöne Bilder und tolle Momentaufnahmen. Danke!

Grüße
Monika

wastl Offline




Beiträge: 4.923

21.07.2012 11:25
#11 RE: Rumänien-Tour Antworten

tolle bilder
toller bericht

auf dem letzten bild sieht man das frisch organisierte abendessen ? ...späßchen, ist sicher der milchspender fürs morgenmüsli.

nobbi2 Offline



Beiträge: 505

22.07.2012 00:09
#12 RE: Rumänien-Tour Antworten

Jetzt erst gelesen, sehr schön. Das Bild unter dem Titel Industriebrache in Hunedoara ist das Stahlwerk mit der Kokerei wo ich vor etwa 20 Jahren gearbeitet habe. Über ein Jahr lang - o Elend....

....nix für ungut, wird schon ....

Duck Dunn Offline




Beiträge: 35.248

30.07.2012 13:08
#13 RE: Rumänien-Tour Antworten

auch grad erst gelesen! Tolle Eindrücke, danke dafür
reizen tät mich des auch mal, bin ja schließlich ein echter Dracula Fan.

nochmals danke dafür

you`re never to old to rock n roll

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