Früher kannte ich i.d.R. fast alle Mitglieder des Bundes-und Landeskabinetts mit Namen. Ich wusste welcher Partei sie angehören und hatte einen ungefähren Überblick, was in der Politik so vorgeht. Die maßgeblichen Akteure auf der politischen Bühne wusste ich zu zuordnen.
Heute muß ich lange überlegen, ehe ich 3 Ressortchefs auf Bundesebene namentlich zusammenbekomme. Auf Landesebene fällt mir gerade mal die Ministerpräsidentin ein. Von der Opposition im NRW Landtag überhaupt niemand. Bei den meisten SachtThemen bin ich kaum genug informiert um mir eine wirkliche Meinung zu bilden. Irgendwie kommt mir alles viel komplizierter vor als früher.
Über die Gründe bin ich mir absolut nicht im klaren. Es ist keineswegs so, das ich das auf die immer wieder beschworene Politikverdrossenheit zurückführen möchte. Im Gegenteil. In der Ära Kohl hab ich mich wahrscheinlich viel mehr über Politik und Politiker geärgert.
Aber woran könnte es dann liegen?
Midlife Crisis? Altersverwirrtheit? Faulheit? Der schlechte Einfluß dieses Forums auf meine Psyche?
das hat wohl was mit dem Alter und Erfahrenheit zu tun...
Ich war früher auch mehr politisch interessiert und die Halbwertzeit der Politiker war wesentlich länger. Jetzt wechseln die doch in kürzesten Abständen und haben nur noch zeitlich begrenzte Auftritte auf der Bühne.
Mir sind zwischenzeitlich meine eigenverantwortlichen Themen wesentlich wichtiger wie die Kappen....
der Text hätte auch von mir kommen können. Geht mir ähnlich und hab ich mich auch schon häufiger gefragt, warum das so ist. Eine wirkliche Erklärung habe ich dafür auch nicht, nur so Vermutungen:
Ich bin heute abgeklärter. Was man früher alles wichtig nahm, hat heute manchmal an emotionaler Bedeutung verloren.
Früher hat man sich lieber theoretisch ereifert, heute ist einem das Praktische näher.
Man hatte mehr zwischenmenschliche Kontakte und hat sich persönlich gestritten und/oder gemeinsam ereifert. (Ob auf dem Schulhof, beim Vanille-Tee trinken oder abends in der Kneipe. Dadurch, dass die politische Auseinandersetzung vermehrt über die Medien läuft, macht man das mehr mit sich selbst aus.
Politik ist ja ein bisschen sowas wie ein Regelwerk des Zusammenlebens. Als Jugend ist man gerne ein bisschen aufsässig und Regeln sind da,um gebrochen zu werden, (naja zumindest hinterfragt zu werden.) Im „Mittelalter“ lässt diese Anti-Haltung bei den meisten nach und weicht einer praktischen Auseinandersetzung mit dem System.
Vielleicht konnte man früher Unwissenheit schlechter überspielen und hat deshalb mehr wissen wollen.
Robert Enke in Zur Sache Schätzchen: „Der alte Schwung ist hin“ Hannes Wader: Schön ist die Jugend, sorglos und frei, gottseidank ist sie endlich vorbei...
Geht mir genauso. Kurze halbwertszeit, Betrüger (Guttenberg), Schaumschläger (Westerwelle), Milchbubis (Rösler), eine statische Kanzlerin und die anderen sind immer schuld. Blöderweise machen die unsere Gesetze. Aber ich beschwer mich auch nicht mehr sondern such im Rahmen der Gesetze meine Lücken.
Spontan sag ich mal: Manche Dinge kann ich mir nicht mehr gut merken, manche Dinge will ich mir gar nicht mehr merken.
Gab´s früher mehr Charakterköpfe mit Ecken und Kanten à la Wehner & Strauß ? War Politik nachvollziehbarer oder zumindest überschaubarer/berechenbarer ? Links/rechts, Westblock/Ostblock, Kapitalismus/Kommunismus usw. ?
Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht ist es wirklich "nur" die Abgeklärtheit i.V.m. mehr Realitätssinn (Resignation?). Und mehr Interesse an dankbareren Dingen & Themen.
.......................................................... Ob Sonnenschein, ob Sterngefunkel: Im Tunnel bleibt es immer dunkel. (E.K.)
Zitat Bei den meisten SachtThemen bin ich kaum genug informiert um mir eine wirkliche Meinung zu bilden.
Mehr informiert warst Du wahrscheinlich früher auch nicht, aber man war in jungen Jahren doch etwas rigoroser in seiner Meinung, es gab im Prinzp nur Schwarz und Weiß, mit zunehmendem Alter macht man sich eben auch mal Gedanken über Grau, sodaß man eine eindeutige Position schwerer findet als früher.
Möglicherweie, weil uns die Politiker nix mehr zu su sagen haben; weil die Übergänge zw. den Parteien verwischen, keine klare Linien mehr da sind; weil es die SPD zugelassen hat, daß eine Partei Links von ihnen entstanden ist wodurch die linke Klientel in Lager gespalten ist und jeder gerade mal versucht für sich dieses Publikum zu gewinnen; weil es in der Politik nicht mehr " ein Mann ein Wort" gibt, sonder jeder sein Fähnchen in den Wind hängt; weil.... freaky Werner
Früher gab es 4 Fernsehprogramme und kein Internet und technische Geräte hat man in paar Minuten kapiert ! Deine Zeit wird halt knapper geworden sein um dich mit Politik zu beschäftigen....
. . Gruß Hobby
der mit drei W-Treffen im europäischen Ausland....
Stichwort Charakterköpf, ja ich glaube irgendwie schon, dass es die frühers gab, im Positiven, Willy Brandt, Helmut Schmidt, Egon Bahr, Joschka Fischer,aber auch im Negativen, Konrad Adenauer, Helmut Kohl, Franz-Josef Strauss
Markante Gestalten, die halt auch für etwas standen / einstanden.
Und heute? Wie meine Vorschreiber schrieben, Beispiel Gutti Beispiel Rösler und so weiter, lauter gesichtslose geistlose Gestalten, von denen keiner mehr weis, für was sie eigentlich einstehen (ausser für sich selber)
Ich ziehe hier eine Parallele zu meiner Arbeit. Seit 12 Jahren in der IT Vertriebsbranche. Das waren früher auch Charakterköpfe mit witz, Geist und Esprit, und heute? Verängstigte, alle gleichaussehende in C&A Anzüge, blasse, mit Einheitshaarschnitt, Ja-Nicht-Auffall-Menthalitäts Berufsjugendliche :-(
Und deren Namen merk ich mir genausowenig wie die von den vielen neuen "Rößlers"
Zitat von Duck DunnStichwort Charakterköpf, ... Ich ziehe hier eine Parallele zu meiner Arbeit. Seit 12 Jahren in der IT Vertriebsbranche. Das waren früher auch Charakterköpfe mit witz, Geist und Esprit, und heute? Verängstigte, alle gleichaussehende in C&A Anzüge, blasse, mit Einheitshaarschnitt, Ja-Nicht-Auffall-Menthalitäts Berufsjugendliche :-(
Und deren Namen merk ich mir genausowenig wie die von den vielen neuen "Rößlers"
Stimmt schon. Allerdings gab es nicht nur geistreiche, humorvolle charakterstarke Vertriebler, sondern auch ganz schöne Arschlöcher. Aber zugegebenermaßen waren es echte.
Nisiboy & Turtle: bitte verwechselt nicht echte NERDS mit Mitarbeitern aus der IT Branche!!!
Hier gibts neben Vertrieb einen gigantischen Wasserkopf, angefangen Vertrieb, Produktmarketing, Einkauf, Controlling, Buchhaltung, Geschäftsführung, Aussendienst, und ein ganzes Heer von sogenannten Managern von denen keiner weis, wozu er eigentlich gut sein soll, too much to list !!!!