Wie folgt soll der Beitrag in die Datenbank. Falls also noch jemand was zu ergänzen oder bemängeln hat, tue er es jetzt oder möge für immer schweigen
Bremsbeläge wechseln und Überholen des Bremssattels
Erdgasjochen schickte mir Bilder seiner Bremsüberholung zu und regte an, doch mal die Arbeit zu beschreiben. Dabei fiel mir nun auf, dass auch der Wechsel der Bremsbeläge noch nicht beschrieben wurde. Also habe ich beide Arbeiten in einem Beitrag zusammengefasst. Jochen hat die Bremszange deswegen zerlegt, weil "die Bremsbeläge sich nicht wieder richtig von der Bremsscheibe gelöst haben und ein unangenehmes Schleifgeräusch zu hören war. Normaler weise einmal an dem Bremsheben kurz gezogen und es war weg. Da ich aber im Juni ja zum TÜV muss wurde die Rep. nötig. Beim zerlegen habe ich auch dann gesehen das der obere Kolben schwer ging." Danke an Ergasjochen für die Fotos und die Hinweise!
Und so beginnen wir mit dem üblichen Hinweis: Bitte Arbeiten an der Bremse nur ausführen, wenn man sich damit in den Grundzügen auskennt. Ansonsten entweder eine Fachwerkstat aufsuchen und zumindest einen kundigen Helfer hinzuziehen!
Wechsel der Bremsbeläge: Dazu muss man den Bremssattel (auch Bremszange genannt) von der Gabel abbauen. Man muss aber die Bremsleitung nicht abnehmen, wenn man nur die Beläge wechseln will. Entlüften ist also nicht notwendig. Gewechselt werden müssen die Beläge spätestens, wenn sie nur noch einen Millimeter stark sind.
Zuerst nimmt man den Sicherungssplint aus dem Haltebolzen für die Beläge, dann wird der Bolzen mit einem 4mm-Dorn nach links, also zum Rad hin, ausgetrieben. Das macht man vor dem Abschrauben des Bremssattels, weil man ihn dann nicht festhalten muss und das Austreiben des Bolzens bei abgebautem Bremssattel deutlich schwieriger zu bewerkstelligen ist.
Auf diesem Bild erkennt man gut den kleinen Dauersplint, der den Bolzen vor dem Herausrutschen sichert.
Der Bolzen wird ausgedrückt (hier zur besseren Erkennbarkeit bei bereits ausgebautem Sattel)
Den Bolzen etwas reinigen. Ich ziehe ihn leicht mit ganz feinem Schmirgelleinen ab und fette ihn dann mit einem Hauch Kupferpaste. So gleitet er leichter beim Zusammenbau wieder in seine Position und gammelt auch nicht im Sattel fest. Bolzen und Splint beiseite legen und vor allem letzteren nicht verlieren! Nun mit einem gut passenden 12er Schlüssel (am besten eine hochwertige Sechskant-Nuss oder noch besser eine Metrinch-Nuss nehmen) die beiden verchromten Schrauben lösen, die ziemlich fest sitzen, da sie mit Schraubensicherung eingesetzt sind. Die Gewinde der Schrauben nach dem Ausbau mit einer Drahtbürste reinigen.
Nun kann man den Sattel nach hinten abziehen und die beiden Beläge herausnehmen. Schau dir die Position der Beläge genau an, damit du die neuen auch richtig an ihren Platz setzt.
Der abgenommene Bremssattel mit den Belägen. Diese Beläge sind noch gut. Die feinen Schlitze lassen sich noch gut erkennen. Spätestens, wenn diese nicht mehr sichtbar sind, sollte der Bremsbelag alsbald ausgetauscht werden.
Die beiden Kolben schauen jeder ein Stück aus dem Bremssattel bzw der Staubmanschette heraus und sind sicherlich mit einer Schmutzschicht überzogen (Foto). Diese entfernt man jetzt mit Bremsenreiniger und einer alten Zahnbürste, bis die Kolben wieder sauber glänzen.
Der graue Ringe ist Schmutz, der silberne Ring ist der blanke Kolben. Der Schmutz muss gründlich entfernt werden, sonst wird er beim Zurückschieben des Kolbens mit diesem in die Staublippe hinein geschoben und beschädigt sie.
Nun müssen beide Kolben in den Sattel zuruckgedrückt werden, denn die neuen Bremsbeläge sind ja dicker als die ausgebauten alten. Das erfordert etwas Kraft. Wichtig ist, dass die gehärteten Bremskolben dabei nicht beschädigt werden. Mit viel Gefühl und entsprechender Erfahrung kann man das auch mit einem Schraubenzieher machen, ich rate jedoch zumindest Anfängern zu einem Hartholzkeil, den man zwischen Sattel und Kolben einführt und diesen dann zum Kolben hin drückt. So kann bei ungewolltem Abrutschen nichts beschädigt werden.
Das Rückführwerkzeug, wie es z.B. von Louis angeboten wird, eignet sich nicht, es ist zu plump.
Sind die Kolben zurückgedrückt, kann man auch den Bereich im Sattel noch etwas reinigen. Dazu kann man auch das kleine und das große Federblech herausnehmen. Aber bitte auch hier auf die Position achten und es hinterher wieder richtig einsetzen.
Auf diesem Bild sieht man gut die Position des Federblechs (falls man sich später unsicher ist, wie es wieder an seinen Platz gehört).
Ist alles wieder sauber, werden die neuen Bremsbeläge eingesetzt. Darauf achten, dass sie auch richtig hinter die Nasen rutschen und korrekt auf ihrem Platz sitzen. Nun kann man den Bolzen wieder einsetzen und mit dem Splint sichern.
Ich gebe gerne auf die Rückseite der Beläge, also auf die Stahlplatte, einen Hauch Kupferpaste. Das verhindert sowohl Korrosion zwischen Kolben und Platte als auch das Bremsenquietschen, dass durch feine Schwingungen beim Bremsen genau an dieser Berührungsfläche entstehen kann
Darauf achten, dass der Abstand zwischen den Bremsbelägen mindestens 5mm beträgt. Ist das gegeben, kann man den Sattel mit den Belägen über die Bremsscheibe schieben und in Position bringen. Nun die Gewinde der Schrauben mit einem Schraubensicherungsmittel versehen, z.B. Locktite Hochfest und die Schrauben eindrehen. Sie werden mit 34 Nm angezogen.
Korrekter Abstand der Bremsbeläge, damit beim Aufsetzen des Sattels die Bremsscheibe zwischen die Beläge gleiten kann.
Nun unbedingt zwei, drei Mal am Handbremshebel ziehen, damit sich die Beläge an die Scheibe anlegen. Ansonsten greift man nämlich bei der ersten Ausfahrt ins Leere, was fatale Folgen haben kann.
Das war´s schon!
Eine Anmerkung, die nicht unwichtig ist: Normalerweise ist es nicht notwendig, Bremsflüssigkeit nachzufüllen zwischen dem Neuzustand und dem abgenutzten Zustand der Bremsbeläge. Der Bremsflüssigkeitsstand im Schauglas ist bei abgenutzten Belägen immer noch im „grünen Bereich“, also zu sehen. Drückt man jetzt die Kolben wider in den Sattel zurück, um Platz für die neuen, nun wieder dicken Beläge zu schaffen, steigt die ebenfalls zurückgedrückte Flüssigkeit im Bremszylinder an. Ein Trugschluss ist es jetzt, diese absaugen zu müssen. Denn durch die neuen Bremsbeläge ist der Flüssigkeitsstand nicht zu hoch geworden, sondern er ist wieder auf ursprüglichem Niveau angekommen. Saugt man hingegen etwas ab, so sinkt der Flüssigkeitsstand dann gefährlich ab, wenn die Bremsbeläge wieder abgenutzt sind und die Kolben weiter aus dem Sattel herauskommen. Auf einmal greift man dann beim Bremsen ins Leere. Merke: Niemals Bremsflüssigkeit absaugen, wenn nur die Beläge erneuert werden!
Überholen der Bremszange: Will man die Bremse überholen, weil sich z.B. die Bremskolben nur noch sehr schlecht oder gar nicht zurückschieben lassen und auch alles schon reichlich verdreckt ist, so macht man wie folgt nach dem Ausbau der Beläge weiter.
Ein Stück Holz in die Zange schieben und nun langsam den Handbremshebel drücken. Dabei drücken sich die Kolben aus ihrem Sitz heraus und gegen das Holz. Hat man kein Holz dazwischen gelegt, können die Kolben zu früh herausfallen und beschädigt werden.
Ein Stück Holz wird zwischen die Kolben und den Sattel geschoben.
Sind die Kolben ein Stück weit herausgedrückt, kann man sie fassen und gänzlich herausziehen. Die Position bitte merken.
Nicht einen Kolben nach dem anderen rausdrücken und rausnehmen. Hat man einen Kolben erst mal aus einer Dichtung raus genommen, kann man – logischerweise – für den anderen keinen Druck mehr aufbauen. Deswegen die Kolben beide gleichzeitig so weit wie möglich raus drücken. Eventuell mit zwei verschiedenen Holzstärken arbeiten, einem dickeren wie auf dem Foto und dann noch einem dünneren, damit die Kolben noch weiter raus können.
Will man die Bremsleitung auch abbauen (was empfehlenswert ist), schraubt man den Sattel wieder handfest an die Gabel. Denn auch die Schraube der Bremsleitung (SW 12) sitzt sehr fest und man hat bei bereits abgeschraubtem Sattel Probleme, sie zu lösen.
Löst man die Schraube, tritt Bremsflüssigkeit aus. Diese ist aggressiv und zerstört Lack. Ich stelle deswegen eine kleine Schüssel unter und binde die Leitung fest, so dass sie ungehindert austropfen kann und auch nicht versehentlich beim Arbeiten durch die Gegend geschlenkert wird.
Nun nimmt man den Sattel wieder von der Gabel ab und kann an der Werkbank weitermachen. Bitte an einer sauberen Werkbank und am besten ein altes, nicht fusselndes weißes Tuch unterlegen oder eine saubere Pappe.
Aus den Bohrungen der Kolben nimmt man nun die Dichtringe und die Staublippen heraus. Da diese Teile bei jedem Ausbau der Kolben grundsätzlich ausgetauscht werden, kann man mit einer Reißnadel hineinstechen und sie sanft heraushebeln. Achtung! Nicht Abrutschen und keine Kratzer machen! Jetzt die beiden Bohrungen mit Bremsenreiniger und einem sauberen, fusselfreien Lappen gründlich reinigen und dann begutachten Die Laufflächen der Bohrungen dürfen keine Kratzer oder gar Riefen aufweisen.
Ebenso schauen wir uns die Kolben genau an, nachdem sie penibel gereinigt wurden. Auch sie dürfen keine Riefen, Kratzer oder festsitzende Ablagerungen aufweisen.
Die Kolben sind ausgebaut, der Bremssattel ist "ausgeräumt"
Dieser Schmutz und diese Ablagerungen in den Nuten müssen penibel entfernt werden.
Jetzt nehmen wir noch den Bremssattel von seinem Träger, der einfach herausgezogen werden kann. Da wir es bei der Bremse der W mit einer sogenannten Schwimmsattelbremse zu tun haben, ist es wichtig, dass der Sattel auf seinem Träger einwandfrei gleiten kann. Die beiden Gleitbolzen deswegen gut reinigen und auf Beschädigungen untersuchen. Mit einem guten, wasserfesten Lagerfett dünn einreiben. Ebenfalls die beiden Manschetten rausziehen und gründlich reinigen.
Hier ist alles zerlegt. Oben von links nach rechts liegen jeweils übereinander: Die zwei Staublippen, die zwei Dichtringe, die zwei Kolben, das Federblech, gegen das die Bremsbeläge drücken, die beiden Manschetten der Gleitbolzen, der Bremssattelhalter mit seinen beiden Gleitbolzen und darunter der Bremssattel
Danach wieder zusammenbauen. Der Sattel muss auf seinem Träger satt gleiten.
Nun werden die Bohrungen, die Kolben, die Dichtung und die Staublippen dünn mit sauberer, frischer Bremsflüssigkeit eingerieben und in ihre Rillen eingesetzt. Ich streiche Staublippen und Dichtungen nun noch mit einem Hauch blauer Bremspaste von ATE ein, denn dann rutschen die Kolben noch etwas besser in ihre Bohrung hinein. Dabei unbedingt darauf achten, dass die Staublippe und vor allem die Dichtung nicht verdreht werden. Die Kolben müssen zwar etwas schwer aber dennoch ohne Gewalt hineingleiten.
Jetzt können die beiden Federbleche wieder eingesetzt werden und danach die Bremsbeläge (weiter wie oben beschrieben).
Nach dem Anbau des Sattels an die Gabel die Bremsleitung mit zwei neuen Dichtringen anschrauben und mit 25 Nm festziehen
Noch eine Anmerkung zum Ausdrücken der Bremskolben: Dies wird auch gerne auf der Werkbank mit Pressluft bei zuvor komplett ausgebautem Bremssattel gemacht. Dazu auf jeden Fall ein Brettchen einschieben. Die Kolben können fester sitzen, als man denkt und da sich Luft erst mal komprimieren lässt, schießen sie plötzlich aus der Bohrung. Das „Ausblasen“ mit Pressluft ist gefährlich! Ich empfehle das Ausdrücken mittels der Handpumpe am Lenker. Muss man es dennoch machen, so wickelt man ein Stück Lappen um die Druckluftdüse und steckt diese in die Anschlussbohrung der Bremsleitung. Der Lappen hat die Funktion der Abdichtung. Nun vorsichtig Druck aufbauen. Die Kolben sollten nun aus ihren Bohrungen rauskommen. Das Brettchen nicht vergessen! Und nicht die Finger zwischen Brettchen und Kolben bekommen – sonst ziemlich autsch!
nee nix zu ergänzen ... aber ich will dir mal(wieder) ein ganz großes Kompliment rüberschieben ... ... sagenhaft, wie du das immer alles zusammenträgst und übersichtlich bebilderst ... und meist genau dann, wenn ich es brauche - meine "Bremssteine" sind gerade runter ... Die Reparaturanleitung habe ich noch kein einziges mal gebraucht, denn hier im Forum findet man ja alles.
die Rep bez Wartungsbeiträge sind super, verständlich und klasse bebildert
schön wäre, wenn am Anfang ne Auflistung der benötigten Werkzeuge und der Ersatzteile mit E-Nummern dabei ist so könnte der geneigte Hobbyschrauber vorher abchecken ob für die OP alles beisammen ist
# 43049-1092 Kolbendichtungsring (2 Stück) # 43049-1068 Staubdichtungsring (2 Stück) # 92144-1844 große VA Feder (1 Stück, wird nur benötigt, wenn die alte die Spannung verloren hat) # 92144-1831 kleine VA-Feder (1 Stück, wird nur benötigt, wenn die alte die Spannung verloren hat) # 43048-1073 Bremskolben (2 Stück, nur notwendig, falls beschädigt) # 49006-1054 Manschette lang (1 Stück, nur auszutauschen bei Beschädigung) # 49006-1095 Manschette kurz (1 Stück, nur auszutauschen bei Beschädigung) # 43084-003 Dauersplint (nur falls beschädigt)
Hi Wirklich prima hier der Beitrag . Eine Ergänzung vielleicht Ich nehme Plastilub oder KeramikPaste statt der Kupferpaste, da Kupfer und Aluminium gammeln soll.Habe es aber selber noch nicht kontrolliert. mfG eifel5
Kleine Anmerkung zur Schraubensicherung - vor dem Auftragen von Loctide,ist es sinnvoll den alten "Lack" mittels Drahtbürste zu entfernen. Oder gleich eine neue Schraube verwenden.
Eine Kontaktkorrosion zwischen Kupfer und Alu ist zwar theoretisch gegeben, aber die Kupferpasten aus dem Fahrzeugbereich sind so ausgelegt, dass das nicht eintritt. Die Trägerplatte der Bremsbeläge sowie die Kolben sind zudem aus Stahl, ein Kontakt mit Aluminium kommt also nicht zustande.
Klasse Anleitung Martin! Da ich noch nicht fahren darf - und auch nicht will bei DEM Wetter - hab ich eine schöne Beschäftigung heute nachmittag. Schaden kanns nicht. Und vielleicht funktioniert die müde Bremse anschließend etwas besser. Schön wärs!
Stahlflexleitung-einbauen-auch-Bremsfluessigkeitswechsel Bei meiner Bremse ist die Schlüsselweite für den Entlüftungsnippel 10. Baujahr 2002. Und zu Ostern wünsche ich mir noch so eine klasse Anleitung für die Überholung / Überarbeitung des Bremszylinders.
Und zu Ostern wünsche ich mir noch so eine klasse Anleitung für die Überholung / Überarbeitung des Bremszylinders.
Du mienst die Handbremspumpe? Die ist bei mir doch aber gar nicht kaputt Warum sollte ich die jetzt auseinandernehmen? Aber wenn du mir deine schickst, nehme ich sie auseinander