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Falcone Offline




Beiträge: 113.598

05.09.2008 21:24
Stahlflexleitung einbauen (auch Bremsflüssigkeitswechsel) Antworten

Normalerweise schreiben Hersteller vor, dass spätestens alle zwei Jahre die Bremsflüssigkeit zu wechseln ist und auch die Gummi-Bremsleitungen sind alle vier Jahre auszutauschen. In den Wartungshinweisen von Kawasaki zur W650 wird dies zwar nicht erwähnt, aber auch bei der W kann man davon ausgehen, dass die serienmäßigen Leitungen mit den Jahren porös und weich werden. Die Folge ist, dass der Druckpunkt weniger exakt wird, weil sich die Leitung ausdehnt. Da es schleichend geschieht, merkt man es nicht einmal.

Eine sinnvolle Alternative zum Serienbremsschlauch, der zudem recht teuer ist, ist eine Stahlflex-Bremsleitung aus dem Zubehör. Sie gibt es auch mit ABE für die W650, so dass man das Motorrad nicht einmal beim TÜV vorführen muss.
Im Gegensatz zur Gummibremsleitung wird eine Stahlflexleitung, die aus einem Teflonrohr besteht, dass zu seinem Schutz mit einem Stahldrahtgewebe umgeben ist, weder weich noch undicht. Ferner dehnt sie sich beim Bremsen so gut wie gar nicht aus, die volle Bremsleistung wird erreicht - bei einem exakten Druckpunkt.

Die Stahlflexleitung sollte genauso verlegt und befestigt werden wie die Serienleitung. Auch sie darf weder scheuern noch darf sie geknickt werden. Bei voll ausgefederter Gabel darf sie nicht unter Spannung geraten und auch beim Einschlagen des Lenkers nach beiden Seiten darf sie weder an irgendeiner stelle gequetscht werden noch unter Spannung stehen. Das gleiche gilt bei voll eingefederter Gabel.

Wenn man eine neue Bremsleitung besorgt, bitte darauf achten, dass vier neue Dichtringe beiliegen. Natürlich auch gleich ein Döschen DOT4-Bremsflüssigkeit besorgen. Auch ist es wichtig nachzufragen, ob sich die Ring-Anschlussstücke (Fittings) verdrehen lassen. Meist geht das, aber leider nicht immer. Die Hohlschrauben der alten Leitung kann man wieder verwenden.

ACHTUNG: Bremsflüssigkeit ist ätzend und greift Lacke an – sauber arbeiten und Lackflächen in der Umgebung des Hauptbremszylinders (Handpumpe) unbedingt abdecken!

Alte Bremsleitung abbauen:
Ich sauge zuerst die alte Bremsflüssigkeit mit einer ausgedienten Spritze aus dem Behälter am Lenker – das spart später das Durchpumpen und vermindert das Mischen von alter mit neuer Flüssigkeit.
Als nächstes stecke ich einen durchsichtigen Plastikschlauch auf den Entlüftungsnippel auf dem Bremssattel. Das andere Ende führe ich in ein leeres Glas. Nun den Nippel öffnen (SW8).
Dazu gibt es spezielle Bremsnippel-Schlüssel, dessen Anschaffung sich zumindest dann lohnt, wenn der Nippel fest sitzt. Ansonsten zuerst einmal den Nippel mit einem guten Ringschlüssel lösen, dann kann man ihn auch mit einem Gabelschlüssel öffnen und schließen. Bremsnippel sind aus relativ weichem Material, drehen sich also gerne rund oder reißen auch mal ab.
Die Bremsflüssigkeit fließt nun ab – man kann auch durch Pumpen am Bremshebel nachhelfen.
Nun die Hohlschraube der Bremsleitung am Bremssattel abschrauben. Achtung, es tritt noch Bremsflüssigkeit aus. Lappen bereithalten.
Nun oben an der Handpumpe ebenfalls die Hohlschraube der Bremsleitung abdrehen, Lappen unterhalten oder drumwickeln und Leitung aus ihren Befestigungsösen ziehen und ausgestreckt auf einen Tisch legen. Die Dichtringe verwenden wir nicht wieder.
Die Anschlüsse kurz mit Bremsenreiniger sauber sprühen, keine fusseligen Lappen verwenden, besser ein Papiertuch.

Ich vergleiche jetzt die alte Bremsleitung mit der neuen. Hat sie die gleiche Länge? Sind die Fittings, also die Ring-Anschlussstücke im gleichen Winkel gebogen wie beim Original?
Die Ring-Anschlussstücke muss man ausrichten, sie müssen genauso stehen wie die an der alten Leitung. Die neue Leitung darf keinesfalls in sich verdreht (kein Drill) eingebaut werden! Wie die Ring-Anschlussstücke auszurichten sind, steht im „Beipackzettel“ der neuen Bremsleitung. Bei manchen liegt ein kleines Werkzeug bei.
Erst wenn die neue mit der alten völlig identisch ist, kann sie eingebaut werden.

Dazu bringen wird die neue Leitung in die gleiche Position wie die alte und nutzen auch die originalen Befestigungen an der unteren Gabelbrücke und die Drahtöse am rechten Gabelholm. Ein Stück aufgeschnittener Gummischlauch an den entsprechenden Stellen aufgeschoben gleicht den geringeren Durchmesser der Stahlflexleitung im Vergleich zur Gummileitung aus und sorgt für perfekten Sitz. Noch mal prüfen, ob die Leitung auch spannungsfrei und ohne Drill zum Sitzen kommt.
Nun wird die Leitung mit den Hohlschrauben und den neuen Dichtungen befestigt, noch nicht festziehen. Erst noch mal kontrollieren, ob alles spannungsfrei sitzt. Zum Prüfen auch Gabel einfedern lassen. Ist alles korrekt, können wird die Stahl-Hohlschrauben der W mit einem Drehmoment von 25 Nm festziehen. Werden Alu-Hohlschrauben verwendet, sollte das Drehmoment nur 15 Nm betragen.

Jetzt wird der Bremsflüssigkeitsbehälter mit frischer Bremsflüssigkeit befüllt. Den Lenker so drehen, dass die Überkante des Behälters möglichst waagrecht steht. Den Deckel setze ich danach lose auf, denn beim Pumpen kann die Flüssigkeit spritzen.
Man kann die Bremsflüssigkeit nun mit einer Handpumpe durch die Leitung ziehen – ich bevorzuge die herkömmliche Methode der Entlüftung: ein paar mal mit dem Handhebel Flüssigkeit bei geöffnetem Entlüftungsnippel und aufgestecktem durchsichtigem Schlauch in die Leitung pumpen. Dann den Nippel schließen und durch mehrmaliges Pumpen am Handhebel Druck aufbauen. Nun den Nippel leicht öffnen (Viertelumdrehung reicht meist) und die Bremsflüssigkeit, die mit Blasen durchsetzt ist, ins Glas abfließen lassen. Nippel wieder schließen und erneut Druck aufbauen, wieder Nippel öffnen und die Flüssigkeit abfließen lassen. Die Blasen sollten sich schon deutlich verringert haben. Zwischenzeitlich prüfen, ob noch genug Flüssigkeit im Behälter ist. Wird er nämlich beim Entlüften leer gepumpt, kommt wieder Luft in die Leitung und alles war für die Katz.
Entlüftet ist dann, wenn keine Luftblasen mehr mit der Bremsflüssigkeit im durchsichtigen Schlauch austreten und sich nach dem Zudrehen des Nippels sofort ein fester Druck aufbauen lässt, der auch beim festen Ziehen am Bremshebel nicht nachlässt oder schwammig wird.
Bremsflüssigkeit zur oberen Marke auffüllen und Deckel auf den Behälter schrauben.

Zur Perfektion befestigt man einen festen Gummi über Hebel und Griff, so dass der Bremshebel fest angezogen fixiert ist. Das lässt man dann über Nacht so stehen. So verflüchtigt sich auch die letzte mögliche Miniluftblase aus dem System.
Wenn man jetzt noch auf die Beläge der GPZ 1100 umgerüstet hat, dann hat man das Bestmögliche aus der W-Bremse herausgeholt.

Viel Erfolg!
Falcone


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Falls mal ein Entlüftungsventil rundgedreht wird und ein anderes benötigt wird, es hat die Teile-Nr 43056-1054 und das Gewinde M7x1

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Und hier noch eine Ergänzung:

Habe am Donnerstag nach der Maloche die Stahlflex eingebaut.
Einbau war eigentlich kein Problem aber das Entlüften!
20 Minuten gefummelt und alles probiert, kriegte ums verrecken die Luft nicht raus.
Kleiner Anruf beim Bruno und alles wird gut!
Bekam folgende Tipps:
1) Die Bremsleitung muss immer ansteigen, der höchste Punkt ist der Behälter
Also Lenker ganz nach links eingeschlagen
2) Ein paar mal dezent pumpen (sonst Springbrunnen).
Dann kommt der Clou: Griff nur so ca. 10mm ziehen! Dann kann man schön die Luftbläschen im Behälter aufsteigen sehen. Dieses ein paar mal gemacht und schon kommen keine Blasen mehr.
Danach ganz "normal" Entlüften

Nach 20 Minuten war der Käse gegessen.
Vielleicht hilft der Tipp dem einen oder anderen.

Gruß,
Erdgasjochen

There ain´t no bugs on me!

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