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Dieses Thema hat 4 Antworten
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 Datenbank W650/W800 - Technik, Reparatur, Tipps und Tricks
Falcone Offline




Beiträge: 113.585

23.02.2011 09:23
Gangsensor Antworten

Problem(PeWe): Bei starken Beschleunigen / Vollgas nur im zweiten Gang stottert und ruckelt die W etwas. Gas kurz zurückgenommen und etwas sanfter aufgedreht und die Fuhre geht ohne Ruckeln vorwärts... Bei allen anderen Gängen zieht die Zicke kräftigst durch.
Die Neutral-Kontrolllampe (grün) für den Leerlauf geht schon länger nicht mehr.

Problemeingrenzung (Falcone): Hört sich nach einer "Kontaktschwäche" am Gang-Sensor an. Die Leerlaufkontrolllampe wird vom gleichen Bauteil "bedient", das auch die Gangposition der Gänge 1 bis 3 an die CDI-Einheit meldet. Ist da Schmutz, Gammel oder eine Beschädigung am Werke, könnte es genau zu solchen Erscheinungen kommen.

Zuerst prüfst du jedoch die Steckverbindung des Gangsensorschalters unter dem linken Seitendeckel auf eventuellen Gammel. Es ist ein schwarzer Vierfachstecker unter dem linken Seitendeckel, der etwa rechts unten sitzt mit den Kabelfarben grün (Leerlauf) hellblau, blau/rot und gelb/grün.

Leider kommst du an das Teil nicht ganz so gut ran. Du musst die Ritzelabdeckung abbauen und den Kupplungsausrückmechanismus. Dann findest du unterhalb des Ritzels, das du wohl dranlasen kannst, und etwas vor der Achse des Schalthebels unter dem Schmutz (sorry, bei dir ist´s sicher sauber!) ein rundes schwarzes Kunststoffteil, befestigt mit zwei schwarzen Kreuzschlitz-Schrauben. Die Schrauben lösen und das Teil herausziehen. Achtung - Gummidichtring nicht verlieren!
Den dazugehörigen Stecker, um das Teil völlig abnehmen zu können, musst du unter dem Seitendeckel abziehen.
Nun schaust du, ob alle Kontakte noch in Ordnung und richtig blank sind
Ob der Schalter noch funktioniert, kannst du auch recht leicht prüfen.
Der Schalter funktioniert so, dass er immer mit Strom beaufschlagt ist, den er je nach Stellung des Kontaktes an der Schaltwalze im Getriebe an Masse abgibt und damit einen Stromkreis schließt.
Den ausgebauten Schalter brauchst du daher nur auf Durchgang zu prüfen.
In ein Kabel Strom "reingeben", dann muss der Strom an einem Kontakt wieder "rauskommen". So prüfst du alle vier Kontakte auf Durchgängigkeit durch. Kommt durch alle Kabel der Strom durch, ist der Schalter noch in Ordnung. Falls nicht, musst du ihn austauschen.
Der kleine Pol am Schalter ist übrigens der Leerlaufpol (grünes Kabel), der auch am schnellsten verschmutzt.

Hier ein Foto:



Den Schalter in der Mitte des Fotos und seine vier Pole kann man gut erkennen, der Stecker ist rechts im Bild zu sehen.
Der kleine Pol ist der Leerlaufpol.

Das Gegenstück in der unteren Motorgehäusehälfte sieht so aus:



Die Schaltwelle trägt einen Stift, der sich dreht und damit den Kontakt zum "Sensor" herstellt, also einen Massekontakt herstellt. Da kann eigentlich weder was verbiegen noch brechen und man muss da auch nicht ran.

Instandsetzung (Pewe):
Es ist schon erstaunlich, wie viel Dreck sich in nur zwei Jahren in der Ritzelabdeckung ansammelt. Also erst mal mit einer Dose Kettenreiniger und einen harten Pinsel für klare, saubere Verhältnisse gesorgt. Der Kupplungsausrück-Mechanismus hängt an zwei M6er Schrauben und ist schnell weg geschraubt. Danach den Träger für den Tachogeber weg- und den Gang-Sensor losgeschraubt. Sieht eigentlich erst mal ganz in Ordnung aus und nur ganz geringer Schmutz und Schleifspuren im Inneren. Jetzt schnell mit dem Ohmmeter durchgemessen, Grünes Kabel am Stecker zum kleinen Leerlaufpunkt und siehe da kein Durchgang (unendlich Ohm)! Kurz vor dem ausgegossenen Teil konnte ich aber die grünen Leitung direkt am Sensor anstechen und hier noch 0 Ohm. Also Gang-Sensor zumindest bei der Leerlaufanzeige defekt, so brennt keine grüne Lampe. 1. und 3. Gang hat ebenfalls 0 Ohm, also voller Durchgang. Beim 2. Gang habe ich ca. 300 Ohm Widerstand gemessen, scheint also auch etwas nicht in Ordnung zu sein.

...

Der neue Sensor ist heute in der Post!
Schnell mal durchgemessen. Alle vier Schaltpunkte haben 0 Ohm, also einen reinen Durchgang, alles wieder zusammengefrickelt und die Leerlaufanzeige geht wieder. Zum fahren bin ich auf Grund des Wetters noch nicht gekommen.

Den "alten" Sensor hab ich mir mal vorgenommen. Er ist leider mit einer sehr harten Masse ausgegossen. Ich habe in paar kleine Löcher angebohrt und mit einen kleinen Schraubenzieher die Masse herausgebrochen, dabei ist das Gehäuse ganz zerbrochen. An den Fragmenten konnte ich aber erkennen, dass die Kabel einfach auf die Kontakte aufgelötet waren. Keine Elektronik oder sonstiges zu erkennen.

...

Ich hab heute Nachmittag ca. 100km durch den Spessart gedreht und kann feststellen, dass das Ruckeln beim Beschleunigen im 2. Gang völlig verschwunden ist. Die Karre geht im 2. wieder ohne Probleme und die Neutrallampe brennt auch wieder.
Problem behoben.

Sie auch Diskussion im Forumsbeitrag

Grüße
Falcone

Falcone Offline




Beiträge: 113.585

12.04.2011 12:26
#2 RE: Gangsensor Antworten

Zum Gangsensor allgemein.
Er teilt über seine Kontakte der Steuerelektronik mit, ob der Leerlauf eingelegt ist und hat auch jeweils einen Kontakt für den ersten, zweiten oder dritten Gang.

Für den Leerlauf gilt das grüne Kabel.
Das blaue Kabel ist für den ersten Gang,
das blaurote Kabel ist für den 2. Gang und
das gelbgrüne Kabel ist für den 3. Gang

Von der Schaltwelle läuft ein federbelasteter Kontakt über diese Pins. Sie werden also auf Masse geschaltet.

Ich gehe jetzt mal davon aus, das jeweils zum 1., 2. und 3. Gang ein Signal derart gesendet wird, dass jeweils ein Schaltkreis in der Zündbox in diesen Gängen auf Masse geschaltet wird.
Im 4. und 5. Gang wird nicht auf Masse geschaltet.
Dadurch wird die Zündung in den ersten drei Gängen etwas zurückgenommen.

Stefan F ergänzt hierzu:
Wird der Stecker im Stand abgezogen, dann verhält sich die Elektrik so, als sei ein Gang eingelegt.
Ist dann die Kupplung nicht gezogen, geht der Motor aus.
Ich habe mir für die Steckverbindung hinter dem linken Seitendeckel einen Adapterstecker gebaut.
Es passen die 4poligen Stecker aus dem Set von Tante Louise (Best.Nr. 10003843, Katalog Seite 977).
An dem Stecker habe ich nur die Kontakte für Neutral verbunden.

Die W läuft damit einwandfrei in allen Gängen.
Im 3. Gang meine ich, bei mittleren Drehzahlen, einen etwas "weicheren" Lauf wahrzunehmen - das ist
aber nicht wissenschaftlich bestätigt.

(Danke an Stefan F. für den Tipp mit dem Adapter)

Grüße
Falcone

Falcone Offline




Beiträge: 113.585

13.04.2011 11:21
#3 RE: Gangsensor Antworten

Schaltung und Funktion des Gangsensors (von Stefan F.):

Zur besseren Verdeutlichung der Vorgänge im Startkreis habe ich die relevanten Teile
in einem kleinen Schaltplan zusammengefasst:


Gangsensorschaltung

Die drei Dioden oben in Reihe bilden eine logische Verknüpfung, d.h. ein Zündfunke kann nur dann vom
Zündmodul erzeugt werden, wenn einer der drei Kontakte (Kupplungsschalter, Neutralschalter, Seitenständerschalter) geschlossen ist.
In diesem Fall liegt dann der untere Anschluss der jeweiligen Diode (Kathode) auf Masse.
Es fließt nun ein Strom durch die Diode und die positive Spannung am oberen Teil der Diode (Anode) wird auf ca. 0,7V gezogen.
Damit ist der Zündfunke im Zündmodul freigegeben.

Das Fahrzeug steht nun mit laufendem Motor auf dem Seitenständer (Leerlauf):
Die Freigabe des Zündfunkens erfolgt NUR über den Neutralschalter, da Kupplungschalter (Kupplung nicht gezogen)
und Seitenständerschalter (Seitenständer nicht eingeklappt) offen sind.

Trennt man nun den Stecker hinter dem linken Seitendeckel (rot eingezeichnet), hat keine der drei Dioden Massepotenzial an der Kathode: alle Dioden sperren und der Zündfunke wird ebenfalls gesperrt -> der Motor geht aus.

Für das Starten müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
Der Kupplungshebel ist gezogen und/oder der Neutralschalter ist geschlossen.

Die Diode links unten sorgt dafür, dass bei gezogenem Kupplungshebel die Neutral-Leuchte nicht aktiv ist.
Der Strom kann nicht über die Neutral-Leuchte und den Kupplungsschalter nach Masse fließen, da die Diode in Sperrrichtung liegt.
Lässt man die Diode weg, ist kein Start im Leerlauf möglich, wenn die Kupplung nicht gezogen ist.

Grüße
Falcone

Falcone Offline




Beiträge: 113.585

27.01.2013 11:45
#4 RE: Gangsensor Antworten

Der Gangsensor ist prinzipiell reparabel.
Wie wir schon feststellten, enthält er keine Elektronikbauteile, sondern ist schlicht ein mechanischer Vierfach-Kontakt.
Durch gezieltes Erwärmen der Vergussmasse (Heißluftfön mit kleiner Düse) ohne die Kabel zu beschädigen, wird diese weich und man kann sie entfernen. Nun kann man erkennen, wo das Kontaktproblem liegt und ggf. die entsprechenden Kabel ein wenig kürzen und neu verlöten:


Gangsensor-Innenleben W650

Grüße
Falcone

Falcone Offline




Beiträge: 113.585

27.02.2023 13:07
#5 RE: Gangsensor Antworten

Hier der Unterschied zwischen dem Gangsensor der W650 links, der auch Einfluss auf die Motorsteuerung nimmt, und dem Gangsensor der W800 rechts, durch den nur das Signal für den Leerlauf gesteuert wird.

Grüße
Falcone

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