Im vergangenen August machte ich mich zu einer kleinen Tour auf, die mich über die Ausläufer des Jura am Passwang Nähe Solothurn und das Entlebuch über den Glaubenbüelenpass und Luzern führen sollte. Es war ein herrlicher Tag, mitten in der Woche und wenig Verkehr auf den Landstrassen.
Blick vom Restaurant Alpenblick am Passwang, rechts die W, noch intakt
Dann weiter Richtung Entlebuch, herrliches Alpenpanorama mit dem Dreigestirn Eiger Mönch und Jungfrau
In der Anfahrt zum Glaubenbüelenpass kam ich durch Sörenberg. Vor mir ein Traktor, den ich überholen wollte. Als ich ihn fast eingeholt hatte, bog er plötzlich nach links ab, ich voll auf die Klötze, Bremsspur war hinterher ca. 8 m und wenn er nicht quer zur Fahrbahn stehengeblieben wäre, hätte es mir gereicht, an ihm vorbei zu kommen. So aber Crash. Der Bauer wollte gleich weiterfahren, als er sah, dass ich mich wieder aufrappelte und offenbar nicht schlimm verletzt schien. (Das erste Mal Glück) Ich bestand aber auf polizeilicher Unfallaufnahme und die Polizei war dann so nett, mich zum nächsten Bahnhof mitzunehmen, nachdem der Abtransport der W geregelt war. Erste Bestandesaufnahme ergab: Gabel, Lenker, Scheinwerfer, Tank der W kaputt, mein rechter Daumen schmerzt, Helmvisier und Kleider aufgeschürft. Die Felge vom Traktorrad, in das ich geknallt bin, hat eine Delle. Glücklicherweise mache ich ein Foto vom Traktor, das mir später noch zugute kommen soll.
Einen Monat später kam dann Post vom zuständigen Untersuchungsrichter, hierzulande Amtsstatthalter genannt, der Bauer und ich wurden je zu einer Busse von 150 CHF und 230 CHF Schreibgebühr verknurrt. Dagegen erhob ich Einsprache und verlangte Akteneinsicht, was etwas dauerte, weil die Akten ja den weiten Weg vom Kanton Luzern in den Kanton Zürich suchen mussten…Ich war übrigens inzwischen am Daumen operiert worden: Trümmerbruch im Gelenk, wurde mit einer T-Schiene verschraubt.. In den Akten stand, dass mein Unfallkontrahent mich im Rückspiegel 40 m hinter sich gesehen habe und dann links abgebogen sei, weil er keinen Gegenverkehr hatte. Als er beim Abbiegen realisierte, dass ich ihn überholen wollte, habe er angehalten. Er habe aber den Blinker links eingeschaltet gehabt. Nachdem ich versucht hatte, mich im W-Forum und im Internet über Bremsverzögerungen schlau zu machen, schrieb ich dem Amtsstatthalter einen Brief, in dem ich aufzeigte, dass der Traktor mir durch sein Anhalten quer auf der Fahrbahn endgültig den Weg abgeschnitten hatte und ihn ersuchte, sich das mit der Busse noch mal zu überlegen. Auch sei durch den Heuwender, den der Traktor hinten angebaut hatte, der linke Blinker beim Ueberholen nicht sichtbar. Das Foto dazu hatte ich am Unfallort noch gemacht.
Bezüglich Bezahlung meines Schadens durch die Versicherung des Kontrahenten hatte ich wenig Hoffnung, weil wir beide bei derselben Versicherung sind. Meine Werkstatt hatte mir einen Kostenvoranschlag gemacht, in dem für Ersatzteile wie neue Gabel, Tank etc. sowie Arbeit über 7'000 CHF zusammenkamen. Da das nach Meinung der Werkstatt den Zeitwert überstieg, taxierte er den Töff als Totalschaden. Dasselbe meinte der Schadenexperte der Versicherung, der den Wert vor Unfall mit 6'000 CHF taxierte und den Schrottwert noch mit ca. 1'500 CHF. Dann bekam ich erfreuliche Post vom Amtsstatthalter, der mir schrieb, da nicht feststellbar sei, ob der Traktorfahrer geblinkt habe und ob man wegen des Heuwenders den Blinker überhaupt hätte sehen können, werde mir die Busse erlassen, da mir keine Schuld nachzuweisen sei. (nochmals Glück) Mit dieser Auskunft habe ich mich dann an die Versicherung des Traktorfahrers gewendet und ihr meinen Schaden aufgelistet: 6'000 Motorrad, abzüglich 1'200 Schrottwert und für Helm und Kleider 1'500 CHF. Und, man glaubt es kaum, am Tag nach Weihnachten war das Geld von der Versicherung auf meinem Konto. (drittes Mal Glück)
Mein Fazit: 1. Es lohnt sich unter Umständen, bei Bussen Einsprache zu erheben 2. Nicht alle Versicherungen sind zahlungsunwillig 3. Beim Ueberholen noch vorsichtiger sein 4. Dank der Schutzkleidung keine grösseren Gesundheitsschäden, also auch bei heissem Wetter gut verpacken
Schön, dass du dreimal Glück hattest! Noch mehr Glück hättest du allerdings gehabt, wenn du heil an dem Traktor vorbeigekommen wärst. Aber das wäre zuviel des Guten gewesen. Traktorunfälle sind immer ein Albtraum. Da kann man nicht vorsichtig genug sein.
Ich finde es auch sehr schön, dass alles für dich einen relativ guten Ausgang hatte...Leider hat nicht jeder Motorradfahrer so viel Glück bei einen Traktorunfall...
Ich hab so das Gefühl, dass wenn man so richtig unbeschwert und fröhlich bei guten Wetter mit Genuß unterwegs ist die Unfallgefahr steigt.....