Ein Arbeitskollege von mir schreibt immer seine Motorrad-Märchen, hier mal die letzte Ausgabe:
Aus der Reihe Geralds-Motorrad-Märchen heute: 33. Race-Mobil auf Abwegen
Seit mein Kumpel den aktiven Motorrad-Rennsport für sich entdeckt hat, gilt es, den hierfür hergerichteten Rennhobel zwischen diversen Rennstrecken und Werkstätten zu transportieren. Eigens dafür wurde ein „Race-Mobil“ angeschafft. Es ist ein Fiat-Multipla, bei dem wir die hintere Sitzreihe und den mittleren Vordersitz entfernt haben. In dem so geschaffenen Mittelgang steht bei der An- und Abreise das Rennmaschinchen, selbstverständlich sicher fixiert (Lenkerenden unter unsere Achseln, Brems-/Kupplungshebel in die Ohren). Während des Rennwochenendes liegt hier die Luftmatratze, als Zentrum dieser komfortablen Pension auf Rädern. Rundum sind die Multipla-Scheiben mit Sichtschutz-Folie beklebt, damit die lockere Auslegung der StVZO möglichst keine Gesetzeshüter auf den Plan, bzw. die wertvolle Ausrüstung keine Begehrlichkeiten bei den Mitmenschen weckt, zumal sich die angefahrene Rennstrecke in Tschechien befindet, wo ganz gern noch andere Gesetze als die StVZO eine „lockere Auslegung“ erfahren. Erwähnt seien an dieser Stelle die Damen, die am Straßenrand Honig oder Pilze verkaufen, aber so gar keine Weidenkörbe dabei haben … Da mir mein edles Mopped echt zu schade ist, um es auf ´ner Rennstrecke in den Kies zu schmeißen – und das würde ich definitiv tun – mache ich einen auf grid-boy: Sonnenschirm halten, Fotografieren, Getränke reichen, etc. Der gemeinhin hier ebenfalls implementierte Aufgabenkomplex „Boxenluder“ wurde an allen drei Renntagen nicht abgefordert – Glück gehabt Da aber nun alles bereits hundertfach fotografiert war, die Sonne sich hinter Wolken versteckte, und ohnehin über den Durst hinaus getrunken war, machte sich bei mir ein wenig Langeweile breit. So nutzte ich die Gelegenheit, mir mit dem „Race-Mobil“ mal das geheimnisvoll unbekannte Tschechien anzuschauen. Zunächst an wenig einladend wirkenden Großindustrie-Anlagen und Kraftwerken vorbei, bin ich kurz vor Teplice von der Schnellstraße abgefahren, da mich der architektonisch äußerst interessante Fernmeldeturm von Teplice lockte, der knapp aus dem fernen Wald herauslugt, wie eine über den Wipfeln fliegende Ufo-Untertasse. Doch Hoppla, was ist das ?! Überall hübsche Damen, die mir nett zuwinken – soweit nix besonderes bei meinem Aussehen – aber so dicht an einem Ufo ?! Irritiert winke ich zunächst zurück, beginne dann jedoch, mir auch Sorgen zu machen – wer weiß, vielleicht ist was an meinem Wagen kaputt, ein Rad locker oder so ? Aber dann bemerke ich die fehlenden Weidenkörbe und begreife doch noch, dass es hier verstärkt um den oben erwähnten „Pilzverkauf“ geht. Nachdem ich mich bei den Mädels vergewissert habe, dass es ganz bestimmt auch keinen Honig zu kaufen gibt, will ich doch lieber wieder auf die Schnellstraße – Pilzgerichten traue ich nicht so recht. Doch kurz vor der Auffahrt kommt´s dicke: Die Besatzung eines tschechischen Polizeiwagens bittet um Aufmerksamkeit. Grimmig und herrisch fragt man mich, ob mir klar sei, dass hier Prostitution gefährlich und verboten sei, und ob mir das alles egal wäre, oder was ?!! Ich habe schon tief eingeatmet und setze an, vom Besuch des ufoförmigen Funkturms …. da wird mir bewusst, daß jeglicher Erklärungsversuch schon im Ansatz völlig sinnfrei ist und meine Rolle in diesem Schauspiel nur noch fragwürdiger erscheinen ließe:
- ich stehe ohne Urlaubsgepäck kurz hinter der Grenze meines Landes, mitten im „Pilzmarkt“; - in der Ablage des Armaturenbretts liegen griffbereit einige Euro-Scheine und Feuchttücher; - die Scheiben meines Wagens sind sorgfältig mit in Fachkreisen auch Fickfolie genanntem Sichtschutz versehen; - im Innenraum meines Wagens sind zwar wenig Sitze, aber dafür viel Platz und eine dicke Matratze ….
Ich bin mal in den 90ern zum WM Lauf nach Brünn gefahren. Das war wirklich irre. Direkt hinter der Grenze ging es los. Auf ca 30 Km standen die Damen am Straßenrand.
Der eine oder andere hat sich aber doch erbarmt. Im Fahrerlager liefen jedenfalls wieder einige der Mädels rum. Ein damals recht bekannter Schweizer Fahrer hatte drei (!) Stück dabei