Zitat von Berndiweiß man auch schon, um was es in dem Film geht? OK, Herr Departieu fährt Mammuth. Aber sonst? Gruß Bernd
...In "Mammuth" führt Gérard Depardieu eine Wampe vor, für die andere physikalische Gesetze gelten müssen als für normale Leiber. Anders kann man sich nicht erklären, warum jemand mit so einem Fettwanst nicht umkippt. Zwillingschwangerschaft, mindestens. Zusammen mit einer grauenhaften blondierten Lockenmähne bringt Depardieu eine körperliche Präsenz auf, die an sich schon genug Schauwert für 90 Minuten Film böte. Aber das Regisseur- und Autoren-Paar Benoit Delépine und Gustave de Kervern hat zum Glück noch andere Sachen mit Depardieu vor. Sehr andere Sachen.
Um seine volle Rente zu erhalten, muss Schlachter Serge (Depardieu) nur noch ein paar Belege seiner vorherigen Arbeitgeber sammeln. Dann kann er es sich mit seiner Freundin Catherine (Yolande Moreau) im gemeinsamen Häuschen in der französischen Provinz gemütlich machen. Also schwingt sich Serge auf sein Motorrad, klappert seine alten Arbeitsplätze ab und absolviert damit gleichzeitig eine sentimental journey in seine Vergangenheit - wollte man meinen.
Doch hier beginnt der erste wunderbare Bruch mit den Erwartungen: Delépine und de Kervern lassen Serge nicht sein Leben gefühlig Revue passieren, sondern schicken ihn in die fürchterliche Arbeitswelt der Gegenwart. Was von Serges alten Arbeitsplätzen noch übrig ist, wird von prekär Beschäftigten geschmissen. Die haben nur noch Verachtung für ihn, der noch Anspruch auf Rente hat, übrig. Und wenn sie ihn nicht ausrauben, so schicken sie ihn zumindest beherzt zum Teufel.
Als diese Erzähllinie klar wird, biegt "Mammuth" aber wieder scharf ab und lässt plötzlich eine Reihe von skurrilen Figuren auftreten: Isabelle Adjani als tote Freundin, Miss Ming als semi-debile Nichte und nicht zuletzt Julie Delpys Vater Albert, der in einen der haaresträubendsten hand jobs der Filmgeschichte verwickelt wird.
Wie sich das zu einer unglaublich lustigen, aber gleichzeitig auch zutiefst wahrhaftigen Geschichte zusammenfindet - das muss man dann einfach gesehen haben. Vom Bauch ganz zu schweigen.