Da kommen Erinnerungen hoch an die Kindheit. Ich hatte einen Klassenkameraden, dessen Vater war Pächter des Hofgutes Schleifeld bei uns in der Nähe gewesen. In der Erntezeit kam immer einer von den großen 10-Liter Lanz zum Einsatz, der sonst das ganze Jahr im Schuppen stand. Damit man den morgens nicht neu starten musste, wurde der nahe des Hofes auf dem Feld mit laufendem Motor einfach stehen gelassen. Und wir Bengels übernachtete natürlich gerne im frischen Heu in der Scheune und dann hörte man immer leise die ganze Nacht durch ein ähnliches Geräusch von dem Lanz. Morgens hatte her sich manchmal einige Zentimeter tief eingebuddelt und muste sich durch hin und her schaukeln befreien.
Zitat von FalconeDamit man den morgens nicht neu starten musste, wurde der nahe des Hofes auf dem Feld mit laufendem Motor einfach stehen gelassen.
...gabs da nicht die geschichte von den bauern die vor der kneipe einfach das lenkrad abmontiert und mit reingenommen haben, da sie im suff das ding eh nicht an bekommen hätten!?
das Lenkrad war ja sozusagen der Zündschlüssel des Lanz.
Unser alter Gärtnermeister in Vatters Betrieb hat mir erzählt, daß in Kriegszeiten einer, der das besonders gut konnte, mit dem Lenkrad rumging und allen fünf Traktoren nacheinander erstmal Leben einhauchte.
Ich habs einmal versucht, mit viel Hinundher-Gedrehe auch den Totpunkt überwunden, aber leider nicht geschafft, das Vieh anzulassen.
Wieso hatte das Ding eigentlich nie thermische Probleme? Z.B. so wie Falcone schrieb, das Ding lief die ganze Nacht im Standgas. Ich liebe die Kisten. Hätte auch gerne einen zum spielen. Auf dem Bauernhof, wo ich meine Werkstatt habe, liefen auch mal drei Stück. Da sind heute noch an der Decke der Hofwerkstatt die schwarzen Rußflecke vom Lanzauspuff. Und es werden auch immer noch klasse Geschichten zum Lanz erzählt, was da so alles auf dem Hof passiert ist. Einer von den Dingern, ist mal einen 3 Meter Damm beim pflügen runtergedonnert. Gelandet ist er auf einer Bahnstrecke der Osthannoverschen Eisenbahn. Der Schlepperfahrer hatte die ganze Nacht gezecht und Doppelkopf gespielt. Ist dann Stumpf auf dem 300 Meter langen Acker gegen Mittag beim fahren eingepennt...:-)
Zitat vor der kneipe einfach das lenkrad abmontiert
Ja, das war auch dort die "Diebstahlsicherung"
Ziro, wieso sollte der Thermische Probleme bekommen? Wenn der im Schrittempo einen schweren Pflug durch den Acker zog, war der doch viel stärker belastet, als wenn er so langsam vor sich hin pröttelt. Auf Fahrtwind ist so ein Lanz sicher nicht angewiesen gewesen
Nein, das ist wahr. Die Motordrehrichtung wird durch "Umsteuern" der Einspritzung geändert. Die Drehzahl wird verringert und im richtigen Moment, wenn der Kolben langsam nach oben kommt, gibt es mittels Hebel an der Einspritzpumpe einen zusätzlichen Strahl Sprit samt Zündung auf den Kolben und der haut in Gegenrichtung wieder ab. Der geübte Traktorist konnte das über das Gas vom Fahrersitz aus bewerkstelligen. Später beim Diesel gab es dann aber auch Rückwärtsgangetriebe - aber meines Wissens wurden alle Glühköpfe umgesteuert. Da bin ich aber nicht ganz sicher.
Ja,die alten Lanz sind schon eigentümliche Apparate:Glühkopfmotoren,d.h. vor dem Starten mußte der Kopf mit einer Art Lötlampe erhitzt werden,dann wurde das Lenkrad auf die Kubelwelle gesetzt und gegen die Drehrichtung nach OT gedreht und gehofft,daß eine Zündung den Kolben über den OT in Laufrichtung bewegt.Alte Lanze hatten keinen Rückwärtsgang,deshalb wurde der Motor gegen die Drehrichtung gestartet und lief dann rückwärts....allerdings nicht sehr lange,da der Bosch-Öler nur in "richtiger" Drehrichtung funktionierte.Probleme gabs bei langen Bergabfahrten,da wurde der Glühkopf kalt und die Fuhre stand.....Problem bei Bergauffahrten:wurde nicht frühzeitig runtergeschaltet,weigerte sich der Kolben irgendwann OT zu überwinden und wählte den bequemeren Weg einfach rückwärts zu drehen was für den Fahrer manchmal schlimm ausging....
Zitat gibt es mittels Hebel an der Einspritzpumpe einen zusätzlichen Strahl Sprit samt Zündung auf den Kolben und der haut in Gegenrichtung wieder ab.
Unglaublich ... ... das habe ich noch nienich gehört und kann mir das immer noch nicht vorstellen ... Das Teil muß doch dabei springen wie Sau ... und die Motorbauteile werden extremst belastet?!
Nö, überhaupt nicht. Da ist nur ein kleine Atempause zu hören zwischen den Zündungen und dann siehst du, wie das Schwungrad weich kurz stehen bleibt und dann in die andere Richtung wieder loslegt. Ganz unspektakulär. Allerdings wird es gerne etwas späktakulärer vorgeführt, in dem der Traktorist dann noch mal kräftig Gas gibt und den Schornstein schwarze Wolken speien lässt.
Dazu müssten sich doch eigentlich youtube-Filmchen finden lassen.
Zitat Unglaublich ... ... das habe ich noch nienich gehört und kann mir das immer noch nicht vorstellen ... Das Teil muß doch dabei springen wie Sau ... und die Motorbauteile werden extremst belastet?!
Mal was zur Belastung: das Verschleißmaß für Zylinder/Kolben Garnitur ist beim Lanz exakt 1 mm !! Ob nun 1,2 oder 0,9 darfst Du Dir selber aussuchen. Jedenfalls laufen diese Dinger. Nicht selten haben sie 20.000 h auf den Buckel gekriegt. Das ist selbst für heutige Verhältnisse schon richtig gut.
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... das habe ich noch nienich gehört und kann mir das immer noch nicht vorstellen ... 