Irgendwo südlich von Zwickau im Erzgebirge. Wir haben dort noch nie teilgenommen, aber irgendwann ist immer das erste Mal.
Gegen Mittag geht es los, diesmal mit dem F 2 Gespann.
Das wird ein Abenteuer, weil wir darauf weder geübt sind, noch der Motor richtig sauber läuft und vor allem, weil wir die optimale Bremseinstellung noch nicht gefunden haben.
So werden wir den ruhig herangehen (und den anderen auch mal eine Chance geben ), sollte mich nicht zuvor meiner islamischen Freundin zum Opfer fallen...
Nur schade, daß ich die Besatzung der rot / cremefarbenen W (mit den fehlenden Chromteilen am Tank, geparkt ganz vorne am Eingang zum Fahrerlager) am Sonntag nicht getroffen habe .
Zschorlau, beschaulicher Ort im Erzgebirge, südlich Chemnitz, Nähe Aue.
Wir treffen gegen 15.00 Uhr ein, das Fahrerlager der Gespanne entsteht auf einem Autoparkplatz eines Einkaufszentrums. Der MSC Aue hat fleißige Vorarbeit geleistet und einen hübschen kleinen Dreieckskurs auf öffentlichen Straßen präpariert.
Beeindruckend die schmale Landstraße bergab, zweispurig gerade, gesäumt von kräftigen Bäumen. Wer hier aus der Bahn gerät, dem helfen auch die Strohballen nicht mehr. Schnelle Gespanne gehen hier über 200 km/h.
Wir haben das F 2 mit, Premiere in einer Veranstaltung des ADMV. Mir geht der Stift, das Ding ist bissig, wir kennen es noch nicht und das Bremsproblem ist nicht gelöst. Um genau zu sein, wir haben nicht wirklich eine Bremse (vergl. Luneort Bericht).
Und dann dieser enge Kurs, es passen gerade 2 Gespanne nebeneinander. Nicht auszudenken, wenn uns beim Überrunden ein schnelles Gespann touchiert. Ade, schnöde Welt (ade lieber Knorri. Wieso denke ich an Knorri? Sind es diese knorrig lokalen Wurzelmännchen, die ich mit dem Namen verbinde? Egal.).
In der Fahrerbesprechung hagelt es Ermahnungen. Keine Wertung für nicht ADMV Eingeschriebene. Seid brav, habt Euch lieb, rast nicht, nehmt Rücksicht. "Ja ja, versprochen, ehrlich", murmelt der Chor der Schäfchen, während gekreuzte Fingerlein hinter den Rücken knacken.
Die 25 Gespanne werden in 2 Gruppen geteilt: Vor 1980 und nach 1980. Mist, wenigsten die Oldies hätten sie meinem Selbstwertgefühl zum Überholen lassen können. Man gönnt mir aber auch nichts, und die Finstermänner der modernen Gespanne grinsen mich bösartig an. Oder kommt mir das nur so vor?
Wir treffen zwei Kollegen, mit denen wir uns in Luneort gekloppt hatten. Damals hatte ich ihnen in meinem Bericht hier im W Forum nahegelegt, lieber Kettcar zu fahren. Google hat mich verpetzt. Sie schwören bittere Rache (schluck).
Sie erzählen, gerade erst mit dem Sport angefangen zu haben und zwischenzeitlich einige Läufe gefahren zu sein, wovon wir uns später überzeugen dürfen. Mal ehrlich, was haben die für nerven, gleich mit so einem Ding anzufangen.
Leider können wir nicht mehr flüchten, da wir mittlerweile im Lager völlig eingebaut sind. So vereinbaren wir, erstmal ruhig die Strecke zu sichten, die Kurvenumsetzerei zu üben, die Bremse zu testen und nichts zu riskieren.
Und dann geht es los:
Wir sind jämmerlich! Beide F1 überrunden uns zweimal, wie auch viele F2. Wir überholen niemanden, auch wenn wir auf ein Gespann auflaufen (innere Jubelfeier). Ich kann unser Gespann nicht sauber in der Spur halten, beim Beschleunigen zackt es wild über beide Fahrbahnen. Wir bremsen utopisch früh, da die Betriebbremse komplett für die Tonne ist. Es bleibt die Notbremse vorn.
Der erste Gang ist auch weg. Es heult entsetzlich, wenn man versucht, im Leerlauf aus der Kurve zu verschwinden.
Um uns scheppert es beträchtlich. Enrico verläßt die Strecke zwischen zwei Bäumen saugend in einer Kurve. Wieder im Rennen, kickt er seinen Beifahrer in der Fahrerlagerkurve, merkt es nicht und fährt dewegen später mit steigendem Beiwagen in die Strohballen. Andere stehn ihm in nichts nach und testen die Belastbarkeit von Kunststoffen.
Unsere Luneortfreunde klopfen das kürzlich gebrochene Handgelenk der Beifahrerin an ein auflaufendes Gespann und müssen bandagiert kürzer treten.
Wir sind froh. als es vorbei ist.
Nun können wir ändern. Bremsscheiben hinten glühen, vorne eisig kalt. Das Schaltgestänge gibt widerwillig den ersten Gang frei, Bremsbalance ändern, tanken, große Sprüche kloppen (wenn´s schon auf der Strecke nicht reicht)...
Nächster Versuch Sonntag früh. Nun sind wir sicherer, geben mehr Gas. Leider geht die Bremse wieder nicht wunschgemäß, aber ich lerne, das Ding in der Spur zu halten. Im ersten Gang reißt es uns fürchterlich aus den Kurven.
Nun muß es sein, ich überhole den ersten Kollegen, der eiskalt zurückrundet, als wir noch freudetorkelnd die nächste Kurve durcheiern. Dann greifen wir ihn entgültig und den nächsten gleich mit. Gut für das Ego. Derweilen hauen sich die Kollegen nach Kräften in die Strohballen. Ja, es ist eng in Zschorlau.
Dann bekommt der gute Norbert Krämpfe im Handgelenk, wir fahren vorzeitig hinaus. Nach 10 Wochen Pause fehlt vielleicht kondition, und die Griffe müssen wohl nochmal neu gebaut werden. Sowas zeigt sich erst unter Belastung, und garantiert erst nach dem Lackieren.
Hatte ich eigentlich erwähnt, daß ich das Ding zuvor poliert hatte. Norbert putzt ja nicht so gerne. Nachdem er aber die Politur von seinem allzu glatt polierten Handgriff gewaschen hatte, meine ich ihn etwas von "seine Seite künftig selber putzen" grummeln gehört zu haben. Na also, geht doch !!!
Wir entdecken einen Konstruktionsfehler in der Bremsbalance und rüsten zurück.
So haben wir im letzten Lauf zum ersten mal Anflüge einer Betriebsbremse. Ein Quantensprung nach vorne! Wir werden frech und können knapp die Hälfte der Starter überholen. "Das könnte noch was werden", denke ich , als wir am Ende der Baumallee zwei Kollegen überholen, als zwischen uns und dem eben Überholten Heißsporn Enrico durchbricht und ungespitzt im Notausgang verschwindet. "Bremse heißgelaufen", so sein Kommentar später...
Es beginnt, Spaß zu machen, wir sind begeistert und sehr zuversichtlich. Die Routine im Zweitakter kommt uns nun zugute, den Rest werden wir schnell lernen. Diese Woche wird ein neuer Griff gebaut und die Bremsbalance umgebaut.
Leider gibt es dann nur noch einen F2 Einsatz Anfang Oktober. Es sei denn, wir nähmen in zwei Wochen die Honda zusätzlich zur Suzuki mit nach Hildesheim und starten in zwei Klassen....
Nachsatz für unsere MZ Freunde: Neben einigen alten Haudegen (Ubiali, Braun , Rosner, Redman, de Vries) ist auch Waldi mit zwei MZ Maschinen und Werbezelt vor Ort. Er tut mir leid, permanent neben den Zetten im vollen Ornat profimäßig grinsend mit verschiedenen Besuchern zu Fotos zu posen und Autogramme geben zu müssen.
Für die Zukunft und das Geschäft, ganz Profi eben. Der Erfolg sei ihm gegönnt.
Na also, geht doch! Das Kettcar werde ich dir übrigens niemals verzeihen und weißt du was? Wir lernen schnell und meine Hand wird nicht ewig weh tun.... *fiesgrins! Tadaaa
@ magic H. : Unterwürfiges Winseln . Wir sehen uns in Hildesheim. Gestern kam die Bestätigung auch für das zweite Gespann, so daß wir in beiden Klassen starten werden.
Norbert bekommt eine Eskorte in die Muckiebude, Rauchverbot, Alkoholentzug und wehe, ich erwische ihn errötend auf Weibes Fährte...
@Kaimann und das sind die Momente in denen ich meine große Klappe bereue... habt ihr noch das Bremsenproblem? Und ich hoffe Norbert widersetzt sich all deinen Anweisungen...
Das wird dann ja mal lustig, wir sehen uns spätestens auf der Strecke!