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Dieses Thema hat 1 Antworten
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Muck Offline




Beiträge: 8.460

27.06.2009 19:25
Heute vor zwanzig Jahren Antworten

gabs einen Event, den der Maizière später als Anfang vom Ende der DDR bezeichnet hat. Der Außenminister von Österreich-Ungarn, der seltsamer Weise aus zwei Herren namens Horn und Mock bestand, schnitt bei Sopron den Stacheldrahtzaun durch.

Am 19. August machten die Ungarn dann die Grenze während eines Picknicks des alten Habsburg tatsächlich auf. Und weil dessen Tochter bei den wartenden Noch-Leibeigenen der DDR einen Haufen Flyer verteilt hatte, hauten bei der Gelegenheit ein paar hundert ab. Die Ösi-Grenzer schauten weg. Der ungarische Grenzoffizier, der noch Schießbefehl hatte, gab den nicht weiter (und fürchtete etliche Tage lang, dafür nach Sibirien zu kommen).

Am späten 10. September hockten wir die erste lange Nacht vor dem Fernseher, um dem Ostblock beim Zugrundegehen zuzuschauen. Da hatten die Ungarn angekündigt, um Mitternacht die Grenzen für die wartenden DDR-Bürger zu öffnen. Der ORF übertrug direkt, und es war berührend, als die ersten die nächste Telefonzelle ansteuerten, um den Verwandten in der BRD mitzuteilen, dass sie in Freiheit waren. Später dann kam Prag, und dann die Berliner Mauer, und dann läuteten sie wieder in Prag die Kommunisten mit den Wohnungsschlüssel nach Hause. Das Ende war dann der Putsch in Moskau, bei dem ein unbekannter abgesetzter Bürgermeister von Moskau auf die Panzer kraxelte, um die Macht aufzuheben, die auf der Straße lag. Auch live, CNN.

Und der Witz daran war, dass die Schnipselei in Sopron Original Ösistan war. Formal zwar richtig, im Detail aber von vorne bis hinten gelogen.

Denn der Eiserne Vorhang war für die Ungarn bereits obsolet. Die durften eh schon ausreisen. Deren Pässe galten seit 1988 für die ganze Welt (was den Geschäftsleute einer Wiener Einkaufsstraße das Überleben sicherte. Die wurden nämlich von den Wienern wegen der U-Bahn-Bauarbeiten gemieden, aber von den Ungarn gestürmt. Die Mariahilferstraße wurde zeitweise Magyarhilferstraße genannt).

Die Befestigungen an der Grenze waren zwanzig Jahre alt und verrottet. Die Ungarn hatten keine Lust, sie auf ihre Kosten zu sanieren, um Untertanen anderer Länder aufzuhalten. Anfang 1989 hatte Gorbatschov wissen lassen, er hätte andere Sorgen als die Befestigung an der Westgrenze. Also wurde der Zaun seit Anfang 1989 in aller Stille abgerissen. Zuerst am Dreiländereck Ungarn-Slowakei-Ösien. Weil die lieben Bruderländer wisen sollten, woran sie waren. Nur sagten die Tschechoslowaken nix weiter. Die hielten das für eine Übung und konnten sich nicht vorstellen, dass die Ungarn es ernst meinten.

In Sopron musste daher von der Armee ein Stück Vorzeigezaun aufgebaut werden, denn die verrotteten Ständer und die verrosteten Stacheldrähte mochte der Herr Minister der Pressemeute nicht vor die Kameras halten. Links und rechts gab es die allerdings noch. Aus denen schnitten die Berichterstatter echte Original-Souvenire fürs private Archiv. Denn am Tag vorher noch wäre man für längere Zeit eingeliefert worden, hätt ma behauptet, man würde demnächst unter Aufsicht der ungarischen Grenztruppen ein Stück aus dem Eisernen Vorhang schnippseln. Und die Ungarn täten noch den Bolzenschneider dafür liefern.

Und: Bei der ganzen Geschichte hatte weder der Zufall noch die Weisheit der Weltgeschichte Regie geführt. Ein mäßig beleumundeter Fotograf hatte vom Abbau der Stacheldrähte Wind bekommen und dem Büro Mock die Idee so eines Fototermins aufgeschwatzt. Das erhoffte Mördergeschäft ließ freilich vorerst auf sich warten. Denn erst nach dem Ende der DDR kamen die internationalen Agenturen drauf, wie man den Konkurs des Ostblocks visualisieren konnte. Der alte Hopi machte doch noch sein Geschäft:
http://www.richard-hillinger.de/sopron.htm
(wobei mich schon interessieren tät, was der dritte Herr von links auf dem Kopf hat. Ein getarnter Conehead fürs UFO-Forum?)

Schotte Offline




Beiträge: 21.104

27.06.2009 23:56
#2 RE: Heute vor zwanzig Jahren Antworten

Habe heute auch die Berichte im Fernsehen gesehen. Ja, waren schon irre Zeiten damals, so von Sommer 89 bis Herbst 90 .... die Ereignisse üerschlugen sich teilweise stündlich. Hier in der Provinz konnte sich anfangs allerdings noch keiner Vorstellen, was aus dieser Tat der Ungarn mal werden könnte. Erst als die Demonstranten immer mehr und mehr wurden ...und im Herbst dann hysterische DDR Politiker eine "chinesische Lösung" forderten, merkte dann auch der letzte, das es erst wird ....Mann oh Mann ....das die ganze Wende so unblutig ablief ... ein Glück!!!! Hätte auch ganz anders kommen können ....

Ich selber hatte damals übrigens noch dienletzten Tage meines Grundwehrdienstes abzuleisten. Wie die "Sackies" jeden Tag konfuser und planloser agierten, war schon echt erschreckend ....ein Kumpel von mir war seinerzeit in Berlin, die saßen schon in Bereitschaft, mit Schlagstock und scharfer Munition ...und haben gebetet, das kein Einsatzbefehl kommt ....ob die im Ersnstfall wohl die Knarren rumgedreht hätten???? Besser, das wir es nie erfahren mußten ...

Schotte

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Lieber ne gesunde Verdorbenheit, wie ne verdorbene Gesundheit!

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