Noch mal kurz zum Thema Staubsauger:
Früher waren das lustige, halbwegs handliche Geräte, an einer Art Besenstiel montiert und mit praktischen Stoffbeuteln zum Auffangen des angesaugten Drecks. Diese Beutel konnten abgenommen, entleert und Gewaschen werden. Das Gerät selber wog gerade mal 5 bis 8 Kilo, hatte einen lustigen kleinen 350 Watt Motor und war oft in einer schicken Beige-Tannengrünen Farbkombination gehalten. Ersatzteile gab es einzeln beim Freundlichen Elektro-Müller um die Ecke. Das Ding hat den groben Staub aufgesaugt und die Feinstpartikel einfach durch das Stoffgewebe wieder in die Wohnstube geblasen.
Heute sehen die Teile meist aus, als wären Sie bei der letzten Staffel Raumschiff Enterprise als Klingonenkreuzer verwendet worden, sind in 7 verschiedenen Farben (inklusive Metallic und Flip-Flop) erhältlich, wiegen etwa 47 kg und verteilen die Last auf 3 viel zu kleine und schmale Räder, die in jedem hochflorigen Bodenbelag hemmungslos einsinken. Sie haben Leistungsaufnahmen weit jenseits der 2 kW-Marke (Die Motoren dieser Geräte haben genug Kraft, um Leichtkrafträder oder kleinere Einachsschlepper auf brauchbare Geschwindigkeiten zu beschleunigen.)und 7-Fach Filtersysteme, die neben Staub auch Pollen, Feinstaub, Feinststaub, Mikropartikel, Bakterien und Viren zurückhalten. Natürlich nicht in einem Stoffbeutel, sondern in einem Papiefilter und mehreren nachgeschalteten Membranen (von diesen Papierfiltern gibt es gefühlte 7 Millionen verschiedene (untereinander vollkommen inkompatible) Varianten von mindesten 73 Herstellern. Auf der Packung sind dann die Bezeichnungen der passenden Staubsaugermodelle angegeben. Wohl dem, der sich dauerhaft eine 17-Stellige Zahlen/Buchstabenkombination merken kann...).
Solche Staubsauger sollen mit Ihren Unglaublichen Saugleistungen nicht nur den Staub entfernen, nein, sie erzeugen (laut Hersteller) eine praktisch keimfreie Umgebung. Tatsächlich setzen Sie mindestens zwei Drittel der wertvollen Energie in Krach und Wärme um.
Das ist absolut unvernünftig und sollte auch weiterhin Motorrädern vorbehalten sein . Wenn man also einen Staubsauger kaufen geht, dann lässt man die Frau ein Gerät aussuchen. Das sieht man sich dann an. Bevor mann es kauft bitte folgendes Beachten:
Wenn das Gerät einen 7000 Watt Turboboost hat, dann ist es kein Staubsauger, sondern K.I.T.T.
Man hebe das Gerät hoch und reiche es der Frau. Wenn es runterfällt: NICHT kaufen, sonst muss man es ewig die Treppe hoch oder runterschleppen. Außerdem kann nur gesaugt werden, wenn der Mann im Haus ist, was kontraproduktiv ist, da der normale Mann sich verzieht, wenn gesaugt wird (nur Staub, versteht sich!).
Das Gerät sollte nicht zu groß sein. Die normale Tür hat nur 90 cm in der Breite! In Altbauten sind es auch schon mal weniger. Außerdem sollte man sich vor Augen führen, wo das alte Gerät stand, und ob das neue dort auch Platz findet, oder ob evtl. angebaut werden muss...
Man ziehe es hinter sich her. Es sollte leicht laufen und möglichst 18" Räder mit Breitreifen haben.
Jetzt bitte einmal am Regal lang um die Ecke. Wenn das Gerät hängen bleibt oder das Regal umfällt, ist die Formgebung zwar geeignet für Warp 9, aber nicht für einen normalen Haushalt. Ich begreife nicht, warum die Designer es nicht hinkriegen, einen schlanken, ordentlich gepfeilten Bug zu integrieren. Stattdessen ist der Sauger normalerweise mindestens so breit wie die Schrankwand, um die er drumrum soll.
Jetzt sucht Ihr eine Steckdose mit Strom. Einstöpseln, einschalten und auf volle Leistung hochfahren. Folgendes sollte nicht passieren: 1. Die Beleuchtung sollte nicht merklich dunkler werden. 2. Ältere Herrschaften sollten nicht nach Luftschutzbunkern suchen, weil sie glauben, dass StuKas im Anflug sind.
3. Die Polizei sollte nicht wegen Ruhestörung anrücken und 4. Die anwesenden Jugendlichen mit laufenden MP3 Playern sollten nicht (auf keinen Fall!) anfangen Ihre Trommelfellvernichter lauter zu stellen!
Wenn eines dieser Phänomene eintritt: Finger Weg von dem Gerät, es sei denn man steht auf explodierende Stromzähler, Ärger mit den Nachbarn und taube Frauen.
Wenn nach der Saugprobe die Farbe aus der Auslegware des Geschäfts verschwunden ist, die Auslegware sich vom Estrich gelöst oder teilweise im Staubsauger verschwunden ist, dann ist das Gerät etwas zu kräftig. Vielleicht gibt es ein etwas schwächeres Schwestermodell...
Nach alldem sollte das Gerät folgende Merkmale auweisen:
- Leistungsaufnahme unter 1500 Watt. Alles was sich dann noch im Teppich festkrallen kann, hat es verdient an Ort und Stelle zu bleiben.
- Gewicht im Einstelligen Bereich. Geräte, die schwerer sind als eine Kiste Bier sollten über eigenen Antrieb verfügen!
- Unempfindliche Oberfläche, umlaufender Kantenschutz (damit der Flip-Flop-Lack nicht leidet (oder die Einrichtung in Knöchelhöhe schicke bunte Flecken kriegt)) und leidlich Türrahmengeeignete Formgebung.
- Akzeptable Geräuschentwicklung, jedes Gerät, das lauter ist als das eigene Mopped erfordert eine offenere Auspuffanlage!
- Am besten Filterlos. Jeder Zahlendreher oder jedes "der sieht auf dem Bild ja praktisch genauso aus wie unserer" beim Filterkauf wird Gnadenlos bestraft. Dann stapeln sich in irgendeiner Schrankecke die Fehlkäufe, bis man (Frau!) einen neuen Schrank braucht.
- Nicht zu teuer! Die Gehäuse moderner Staubsauger sind meist zusammengeclipst, geklebt, genietet oder die Schrauben sind hinter Räder, geclipsten oder geklebten Teilen versteckt. Hat man das Ding dann mit dem Ziegenfuß aufgebracht, dann stellt man fest, dass die Teile da drin ebenfalls nicht demontierbar sind. Sollte man doch das defekte Teil identifizieren und entnehmen können, so dauert die Ersatzteilbeschaffung (falls überhaupt möglich) 8-12 Wochen und das Teil (das selbstverständlich nicht passt) kostet 50 € oder mehr. Sollte man den Sauger tatsächlich repariert kriegen passiert folgendes: Entweder geht ein weiteres Teil kaputt, die Filtergröße ist nicht mehr erhältlich oder der Holden gefallen die Spax-Schauben und das Panzertape, mit denen man das Gehäuse sorgfältig wiederverschlossen hat, nicht. Alos: Neukauf, die ganze Leier von vorne...
Frischgesaugte Grüße!
PS.: Man hört immer wieder von Unfällen, bei denen Staubsauger zum ansaugen von speziellen Körperteilen genutzt wurden. Also bitte, Vorsicht, immer schön bei niedrigster Leisungsstufe beginnen...
PPS.: Der Staubsauger findet sicher jeden entlaufenen Hamster. Die weiterverwendbarkeit des Staubsaugers ist weitgehend sichergestellt, die des Hamsters nicht!