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Dieses Thema hat 10 Antworten
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3-Rad Offline



Beiträge: 34.851

14.11.2006 16:16
RITUALE ZUM ÜBERLEBEN EINES DORFFESTES Antworten
Bitte nur lesen,wenn man es auch mal etwas derber mag.

Erinnert mich ein wenig an meine Jugend auf dem Dorf.

RITUALE ZUM ÜBERLEBEN EINES DORFFESTES

Das hört sich einfach an, ist es aber nicht, weil es beim Bierzelt-Saufen fest-stehende Rituale gibt, die man unbedingt beachten muss:

1. Bier bestellen
Ein Bier bestellen geht schon mal gar nicht. Damit sagt man, dass man ’ne knickrige Sau ist, keine Freunde hat oder Antialkoholiker ist, quasi das Allerletzte. Also immer mindestens zehn Stück bestellen. Nie vorher abzählen, wie viele Leute um einen herum stehen und dann genau die Anzahl bestellen! Einfach irgendeine Zahl über die Theke grölen. Ganz falsch: Die Umstehenden fragen, ob sie überhaupt noch ein Bier haben wollen. Wichtige Regel: Gefragt wird nicht - sau-fen ist schließlich kein Spaß.

2. Großzügigkeit zeigen
Wenn der Stoff da ist, nicht blöd rumgucken und überlegen, wem man denn eins in die Hand drücken soll. Am besten die Gläser wild in der Umgebung verteilen, denn nur so zeigt man seine Großzügigkeit. Nur der kleinkarierte Pisser stellt sich da an.

3. Bezahlen und Nachbestellen
Wer zahlt wann welche Runde? In der Regel kommt jeder der Reihe nach dran. Ganz miese Wichser saufen die ersten neun Runden an der Theke mit und wenn sie an der Reihe wären, müssen sie plötzlich pissen.
Der erste Besteller bestimmt die Dauer des Projekts: Wenn er zwölf Bier bestellt, müssen alle solange warten, bis zwölf Runden durch sind. Wichtig ist, dass der Strom nie abreißt. Also: Wenn alle noch die Hälfte im Glas haben, sofort die nächste Runde ordern und das neue Glas in die Hand drücken. Was voll peinlich ist: Mit zwei Gläsern in der Hand an der Theke stehen. Deshalb ist Tempo angesagt beim reinschütten, ist schließlich kein Kindergeburtstag.

4. Beschleuniger
Richtig fiese Schweine bestellen zwischendurch noch ’ne Runde Korn oder die absolute Hölle "Meyers Bitter", eine Art grünes Schlangengift, das mit dem Eiter von toten Fröschen verfeinert wurde. Hier wird's ernst. Sollte sich so was andeuten, kann man bloß noch die Flucht ergreifen.
Merke: Biersaufen auf dem Zeltfest kann man mit etwas Planung und Glück überleben; nach Meyers Bitter aber weigert sich sogar der Notarzt, diese Schweinerei wiederzubeleben.

5. Pausen
Konsequent durchgezogen, bist Du normalerweise im Zelt um halb Neun stramm wie die Kessel-flicker. Um diese Zeit kannst du allerdings noch nicht nach Hause, wegen Verdacht auf Weichei. Was also dann? Pause machen!
Dafür sind in der Regel zwei Sachen vorgesehen:

a) Bratwurstfressen Vorteil: an der Bude gibt’s kein Meyers Bitter, da bist Du also ’ne zeitlang sicher vor der Al-koholvergiftung. Nun sind aber die Bratwurststände auf Zeltfesten immer so konzipiert, dass die Nachfrage immer größer ist als das Angebot. In der Bude arbeiten auch meistens Fachkräfte, denen man beim Grillen die Schuhe besohlen kann. Einzige Qualifikation: Sie können mit einem Sauerstoffanteil in der Luft von unter 1% überleben. Deswegen wirken sie auch so scheintot. Nun sagt der Laie: „Was für’n Scheiß, das könnte man doch viel besser organisieren. Zackzack kämen die Riemen übern Tresen.“ Falsch, die mickrigen Bratwurst-buden mit den Untoten am Grill sind absichtlich so konstruiert. Hier kann man Asyl bean-tragen von der Sauferei und je länger man auf die Fettpeitsche warten muss, desto größer die Überlebenschance.

b) Tanzen Im Vergleich zu Bratwurstfressen natürlich die schlechtere Alternative, weil anstrengend und mit Frauen. Aber irgendwann geht halt kein Riemen mehr rein in den Pansen und Du musst in den sauren Apfel beißen. Also zack, einen Rochen von den Bänken gerissen und ir-gendwie bescheuerte Bewegungen machen. Wenn Du Glück hast, spielt die Kapelle mehr als zwei Stücke und Du kannst Dir ein paar Bier aus den Rippen schwitzen. Hast Du Pech, kommt sofort nach dem ersten Stück der Thekenmarsch und Du stehst wieder da, von wo Du gerade geflohen bist.

6. Sektbar
Eine richtig gruselige Bude, quasi die Abferkelbox im Festzelt. Hier ist es so voll und so eng, hier bleibst Du auch noch stehen, wenn’s eigentlich nicht mehr geht. Doch der Preis, den Du für die Stehhilfe zahlst ist hoch: Du musst Sekt aus mickrigen Blumenvasen saufen. Ziemlich eklig alles. Wenn’s keine Sektbar gibt, gibt’s meist ’ne Cocktailbar: Cocktail heißt im Zelt aber nicht Caipi-rinha oder Margherita sondern Hütchen oder Wodka-O. Also vorsichtig: Hier kann’s ganz schnell zu Ende gehen.


7. Kotzen
Bevor Du endlich nach Hause darfst, kommt noch ein ganz wichtiger Punkt, nämlich das Kotzen. Klingt zwar scheiße, du wirst aber dankbar sein, wenn Dein Körper Dir dieses Geschenk berei-tet. Du hast Platz für neue Bratwürste und vielleicht sogar Glück, dass Du die letzten zwanzig Bier noch erwischst, bevor sie Dein Gehirn erreicht haben. Der Profi jedenfalls kotzt oft und gern.

8. Die Letzten
So jetzt wären wir auch schon bald beim Nachhause gehen. Haha. Wenn Du aber den Zeitpunkt verpasst hast, und Du kommst vom Pissen oder Bratwurstkotzen wieder ins Zelt und es sind bloß noch zwanzig Mann übrig, dann Ätsch: Arschkarte gezogen.
Ab jetzt geht es um so spannende Sachen wie Fass-Aussaufen (es ist immer mehr drin, als man denkt) oder Absacker trinken. Wenn’s ein Meyers Bitter ist, kannst Du Dir gleich den Umweg über den Notarzt sparen und den Bestatter anrufen.
Jeder passt jetzt auf, dass keiner heimlich abhaut. Die ersten sacken einfach so vor der Theke zusammen, damit sie jedenfalls nicht noch mehr saufen müssen. Vorteil dieser Phase des Zelt-festes: Du musst nicht mehr extra nach draußen latschen für Pissen und Kotzen: geht jetzt alles vor Ort.

9. Nach Hause gehen
Fällt aus. Mach Dir keine Illusionen: alleine schaffst Du´s nicht mehr. Taxis gibt’s nicht auf’m Land und wenn, würden sie Dich bestimmt nicht mitnehmen. Deine Frau kommt nicht, um Dich zu holen, die ist froh, dass dieses Wrack nicht in der Wohnung liegt und der Gestank in die Pols-termöbel und Gardinen zieht. Was bleibt ist..

10. Der Morgen danach
Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Ritzen in der Zeltplane. Du wirst wach von einem Zungenkuss, wie Du ihn noch nie in Deinem ganzen Leben gekriegt hast. Leidenschaftlich küsst Du zurück. Dann machst Du Deine verklebten Augen auf und blickst in das fröhliche Gesicht des zottigen Köters von dem Karussellfritzen. Und mit einem eigenen Beitrag zum Thema Würfel-husten fängt der Tag wieder an. Dein Kopf fühlt sich an wie nach einem Steckschuss. Jetzt hilft nur noch: Stützbier (auch Reparaturbier genannt) bis die Maschine wieder halbwegs normal läuft.

__________________
mfg
Norbert
----------------------------------------
Ein Motorrad darf jede Farbe haben,Hauptsache es ist schwarz.

Falcone Offline




Beiträge: 113.818

14.11.2006 16:57
#2 RE: RITUALE ZUM ÜBERLEBEN EINES DORFFESTES Antworten

Bei uns gehörte aber auch noch immer eine Schlägerei dazu. Ohne die war es kein richtiges Dorffest.
Ansonsten gut beobachtet

Grüße
falcone
Ton-Up Boys Hessia - und Schwarzfahrer!

3-Rad Offline



Beiträge: 34.851

14.11.2006 18:32
#3 RE: RITUALE ZUM ÜBERLEBEN EINES DORFFESTES Antworten

Der Text ist nicht auf meinem Mist gewachsen.

Hat aber wohl allgemeine Gültigkeit.
Das mit der Schlägerei und der anschließenden Versöhnungsrunde fehlt wirklich.

Das nennt man dann Brauchtum.

Gruß Norbert
----------------------------------------
Ein Motorrad darf jede Farbe haben,Hauptsache es ist schwarz.

Furchendackel Offline




Beiträge: 2.038

14.11.2006 18:57
#4 RE: RITUALE ZUM ÜBERLEBEN EINES DORFFESTES Antworten

Moinsen,

ähnlich so gehts bei uns in der Dorfkneipe, wenn einer von den Hardcoreschluckern
den Wirt nach dem Knobelbecher fragt. Da kann man nur augenblicklich die Flucht ergreifen oder den Abend unter "ich kann mich an nichts mehr erinnern" abschreiben.
Und wenn man das nächste mal den Schankraum betritt, mit dem vorher beantragten Kleinkredit den Deckel bezahlen.

Bis denne
der Dackel

one Bourbon, one Scotch, one Beer!

Hobby Offline




Beiträge: 42.405

14.11.2006 19:51
#5 RE: RITUALE ZUM ÜBERLEBEN EINES DORFFESTES Antworten

In Antwort auf:
Erinnert mich ein wenig an meine Jugend auf dem Dorf


Wie

das ist doch ein ganz normaler Samstagabend oder ??
.
.
Gruß Hobby

Je älter ich werde um so schneller war ich früher...

Telli Offline




Beiträge: 739

14.11.2006 19:53
#6 RE: RITUALE ZUM ÜBERLEBEN EINES DORFFESTES Antworten

Hallo Norbert,

jetzt ahne ich, warum ich dich vorhin nicht angetroffen habe:
du warst auf irgendeinem Dorffest um Freilandstudien zu betreiben.
Und das auch noch während der Arbeitszeit


Telli
You can't always get what you want ...

montcorbier Offline




Beiträge: 13.023

14.11.2006 20:03
#7 RE: RITUALE ZUM ÜBERLEBEN EINES DORFFESTES Antworten

Moin,


was Ihr nur habt, wird doch Brauchtum und Geselligkeit im Dorf noch großgeschrieben.
Wie sieht's denn in einer Großstadt aus?


Gruß
Manfred

WWerner Offline




Beiträge: 1.709

14.11.2006 20:20
#8 RE: RITUALE ZUM ÜBERLEBEN EINES DORFFESTES Antworten

In Antwort auf:
Wie sieht's denn in einer Großstadt aus?


Wir machen so etwas nicht. Wenn es denn sein muss dn gehen wir zu den Kollegen auf das Land.

Gruß der WWerner, der keine Kollegen auf dem Land hat
.......................................................................
W650 Nr:4670 Bj.08/99; 65750 km tendenz steigend

Lanz-Fahrer Offline




Beiträge: 235

14.11.2006 20:38
#9 RE: RITUALE ZUM ÜBERLEBEN EINES DORFFESTES Antworten

Moin!

Mensch, allerbest getroffen. Wunderbar. Haarscharf beobachtet und wirklich zu 100% aus dem Leben gegriffen.

Danke!

@Furchendackel:

In Antwort auf:
...in unserer Dorfkneipe...


Jetzt mal Butter bei die Fische: Welche isses?
- Hempen Fied?
- Spohler Krug?
- Tange?
- Zum Drögen Hasen?



Schöne Grüße

Hendrik


In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen. (Laurence J. Peter)

claudia Offline




Beiträge: 16.034

15.11.2006 12:51
#10 RE: RITUALE ZUM ÜBERLEBEN EINES DORFFESTES Antworten

In Antwort auf:
Wie sieht's denn in einer Großstadt aus?



In der Großstadt nennt man das Schützenfest. Dazu wird dann regelmässig ein Vorort in den Dorfstatus erhoben und man verfolgt obigen Ablaufplan.

Live gesehen habe ich mal einen sogenannten XXX-Appell (keine Ahnung wie der genau heisst). Zu Pfingsten wird die gesamte Schützenmannschaft dann bei Bullenhitze im Festzelt in einen Kreis gestellt. Ohne Unterlass werden Schnäpse gereicht. Wer zuletzt noch steht hat gewonnen.

War ein beeindruckendes Erlebnis (übrigens - welch ein Zufall - genau in dem Ortsteil von Essen, in dem der liebe Martin W. ansässig ist )
--- WWL-Befugte und Anführerin des Pott-Chapters DOW ---

IHR SEID GROSSARTIG!!!!
Meine W heisst Babe!

"Wenn man nicht weiss, wohin man geht, landet man irgendwo anders", Lawrence J. Peter

Furchendackel Offline




Beiträge: 2.038

15.11.2006 19:26
#11 RE: RITUALE ZUM ÜBERLEBEN EINES DORFFESTES Antworten

oinsen,

das ist bei Pelle in der Buschklause. Die ist in Hartum, meinem Heimatdorf. Das liegt in NRW bei Minden, könnte aber genauso gut in Kuck sien Diet stattfinden
Bis denne
der Dackel

one Bourbon, one Scotch, one Beer!

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