Ich habe ein altes Foto entdeckt, das vor langer Zeit aus der Richtung gemacht wurde, wo jetzt unser Häuschen steht. Die auf dem Foto sichtbaren Häuser sind am Ende unserer Straße und stehen noch (inzwischen von viel Grün verdeckt) - im Gegensatz zur Zeche, die als letzte Mülheimer Zeche Mitte der 60er geschlossen und dann irgendwann abgerissen wurde, relativ früh im Vergleich zu anderen Ruhrpottkohlestädten. Bei Neubauten in unserer Gegend müssen trotzdem noch Bohrungen erfolgen, weil manch alte Stollen, auch kleinere "private", die einigen Leuten nach dem Krieg das Überleben sicherten, auf keiner Karte verzeichnet sind.
Die o.g. Zeche trug übrigens den beschönigenden Namen "Rosenblumendelle". Auf dem Grundstück der benachbarten, allerdings schon viel früher stillgelegten Zeche "Humboldt" entstand das 1973 eröffnete Rhein-Ruhr-Zentrum, inzwischen mit Festival-Garden () und Cinemaxx. Im Wandel der Zeiten...
Feine Bilder - da wird mancher staunen! Dazu fällt mir ein:als mein Sohn ein Semester an der Uni in Freiburg verbrachte,hieß es fast immer (auf die Frage,wo er denn so herkäme) "Ruhrgebiet?Bäh,da könnt Ihr ja keine Wäsche in den Hinterhöfen aufhängen,weil die Luft da so dreckig ist!"Und dann die Mitleidigen Kommentare,ob er so 'ne (zugegeben...!) schöne Gegend wie im Breisgau überhaupz schonmal gesehen habe. Die Vorurteile halten sich doch ganz hartnäckig - heute noch!Wenn die alle wüßten,wie's hier wirklich aussieht in dem heute 60 Jahre alt gewordenem NRW!
Erfahrungen vererben sich nicht - jeder muß sie allein machen. (Kurt Tucholsky)
In Antwort auf:"Ruhrgebiet?Bäh,da könnt Ihr ja keine Wäsche in den Hinterhöfen aufhängen,weil die Luft da so dreckig ist!"
Hi,
obwohl ich nicht weit vom Ruhrgebiet wegwohne, muß ich ehrlich sagen, daß ich auch Vorurteile bzw. Alturteile in mir hatte. Ich weiß genau, wie wir früher auf unserem jährlichen Weg nach Langeoog (zweite Heimat) durchs Ruhrgebiet mußten. Die A3 damals noch ein Sträßchen, die 1 noch nicht fertig. Da hast du die Dunstglocke aber echt von weitem schon gesehen. An den Geruch erinnere ich mich nicht mehr, wohl aber an die Kommentare meines Vaters.
Vor zwei Jahren habe ich dann das erste Mal den Überflug über diese Riesenstadt gewagt - auch auf dem Weg nach Langeoog . Schön grün alles, mach ich immer wieder jetzt. Man findet sogar Notlandeplätze. Aber einige Ecken gibts doch noch, die ich gerne umfliege.
Die Breisgauer halten aber für andere Gebiete auch die entsprechenden Kommentare bereit. Die sind so. Meine Schwester hat längere Zeit in Horben (oberhalb Feiburgs) gewohnt und mein Onkel sitzt in Waltershofen (unterhalb Freiburgs, na sagen wir, Richtung Rhein). Ich freu mich auch immer auf eine Tour dahin.
Ob ich auch mal ne Tour durchs Ruhrgebiet plane? Vielleicht so nach Westfalen hin????
Gruß
Wännä
(wo der echte Rheinländer ja eigentlich nix zu suchen hat)
In Antwort auf:...da hast du die Dunstglocke aber echt von weitem schon gesehen...
Das ist war.
Ich bin ja dort geboren und aufgewachsen - für uns war das völlig normal,und die Dunstglocke haben wir nur einmal im Jahr bemerkt,wenn wir aus den Ferien zurück nach Hause kamen !Damals hat Willy Brandt hier vor Ort versprochen,das der Himmel über der Ruhr wieder blau werden solle,und daher kam deshalb auch der Begriff "Das Blaue vom Himmel lügen"... Das das im Endeffekt hauptsächlich deshalb gelungen ist,weil alle Großindustrie (und somit auch die Beschäftigten) aufgehört haben zu arbeiten,war wohl so nicht geplant ... ich kann mich an Zeiten erinnern,da wurde Hoesch groß beweihräuchert,weil sie neuerdings ihre Stahlkonverter mit Filtern ausgerüstet hätten (per Gesetzt allerdings ...).Nachts,wenn's keiner gesehen hat,haben sie dann ihrerseits die Stadt "beweihräuchert" - indem sie die teueren Filter umgedreht und wieder sauber geblasen haben .
Aber heute ist das Ruhrgebiet echt eine schöne (immer schon!) und saubere Gegend.Und Flugplätze gibt's da obendrein reichlich - wenn ich nicht mitfliegen muß,komm' ich gern mit der W zur Begrüßung mal an einem vorbei !
Erfahrungen vererben sich nicht - jeder muß sie allein machen. (Kurt Tucholsky)
Witzig - das war 40 Jahre lang, d.h. erst mit meinen Eltern, später mit meinen Kindern, unsere geliebte Familienurlaubsstamminsel, bis es mit Hund zu umständlich und mít 3 oder mehr Kindern insgesamt zu teuer wurde. Es stand dann auch einfach mal was anderes an.
In Antwort auf:heute ist das Ruhrgebiet echt eine schöne (immer schon!) und saubere Gegend
Schön schon (in weiten Teilen), aber bzgl. Sauberkeit würde ich doch Abstriche bei der Luftqualität machen, nicht mehr wegen Kohle, sondern wegen oft extremer Verkehrsströme. In Verbindung mit reichlich LKW-Verkehr ist das schon recht nervig (aber wohl das Schicksal jeder Großstadt/jeden Ballungsraums). Nicht jeder kann - wie Claudia, wenn ich nicht irre - im grünen Süden wohnen... (Für Ortsfremde: die Städte der Ruhrpott-Mittelachse, DU-MH-E-BO-DO, haben in sozialer Hinsicht ein deutliches Nord-Süd-Gefälle bzw. andersrum, will heißen die edleren Wohngebiete liegen mehr im Süden dieser Städte, wo übrigens ab Mülheim flussaufwärts auch die Ruhr verläuft - Baldeneysee usw.).
@ Steve, danke für die Tipps. Habe mit meinen Eltern von 60-64 in Altenessen gewohnt. Aus dem Wohnzimmer konnten wir Richtung Katernberg auf die Kokerei Zollverein sehen. Vor allem abends war das ein Spektakel, wenn die rotglühenden Kohle mit dem Zug zum Löschturm gefahren wurde. Auch tagsüber ein imposanter Anblick, wenn die Wasserschwaden aus dem Kühlturm stiegen. Die Aussicht ist heute versperrt. Unsere Äcker, wo wir Drachen steigen liessen und Kartoffelfeuer machten, sind mit Häuser bebaut. Zollverein ist stillgelegt.
Wenn wir vom Besuch der Großeltern aus Nordhessen zurück kamen, hatten wir mehrere Tagen Kopfschmerzen, bis wir uns wieder an die Luft gewöhnten. Wenn ich heute aus dem Urlaub zurück komme und mit dem Wagen über die 555 fahre, mache ich immer einen tiefen Atemzug -endlich daheim- So riecht es nirgendwo, wenn ihr jemals durch eine Chemiefabrik gefahren seid, könnt ihr das verstehen. Da haben die Erkältungsbazillen keine Chance , gell Wänna.
Nun ja, als ganz weit Außenstehender kann ich im Detail nicht so mitreden.
Aber vor ca. 10 Jahren hatte ich mal das 'Vergnügen' mich per Taxi vom Flughafen Köln-Bonn nach Bocholt stauen zu lassen, was natürlich nicht mal eine oberflächlichste Beurteilung der Verhältnisse zulässt. Durchs Autobahngedärm selbstverständlich. Jedenfalls wunderte ich mich dennoch, wo denn die vielen großen und mittelgroßen Städte wären, verbunden durch alte Zechenruinen, Industrieanlagen etc. p.p. Nichts. Nur fast normal zersiedelte Landschaft mit viel jungem Grün, wie sie so oft in D anzutreffen ist, konnte ich beim Blick aus dem Fenster erkennen. Kein Klein Los Angeles, kein Grau aber eben auch keine kleinen Fluchten oder abschreckende Stätten in Restgrau. Natürlich nur, wie bereits erwähnt, sehr oberflächlich im Dahinhuschen und -stauen.
Einheimische kennen sicher das eine oder andere entdeckenswerte positive und (noch oder schon wieder) negative Kleinod.
Man müsste halt mal Urlaub im "Pott" machen. Ich kann mir vorstellen, ich würde staunen.
Wieso schreibe ich hier eigentlich in Mitten der Insider? Wohl nur, damit auch mal ein 'Fremdländer' hier seinen Senf dazu gibt (mal ohne so ganz abzuschweifen!!).
In Antwort auf:Wieso schreibe ich hier eigentlich in Mitten der Insider?
1.) Warum nicht? 2.) Du hast was zum Thema beizutragen, auch wenn die Linie Köln-Bocholt das Ruhrgebiet nur streift - aber in vielen Threads haben wir es doch mit ganz anderen Entfernungen zu tun. 3.) Wenn Insider unter sich bleiben, wird´s irgendwann langweilig...
So abwegig wäre ein Urlaub im Pott gar nicht. Hier gibt´s auch für Kulturinteressierte ´ne ganze Menge zu sehen, hören und erleben.
wir hatten ja eben den Abschweifer vom Ruhrgebiet ins Rheinland und kurz nach Langeoog. Damit die Sehnsucht wieder geweckt wird, einige Bilder von Mai 2005, schön war´s dort.
Die Insel für´s Leben. Aber ohne Mopeds , aber auch ohne Dosen
Nimm mal das zweite Foto, das vom Wasserturm runter aufgenommene. Im Hintergrund rechts sieht man ja gut die evangelische Kirche. Da gehste nochmal einen Steinwurf weiter dahinter und n bißchen tiefer.
DA WOHNT MEINE MUDDI ! ! !
In L.O. ists teuer, das ist wahr. Da ich Angehöriger einer Insulanerin bin, brauch ich keine Kurtaxe zahlen und bei mein Muddi zahl ich auch keine Miete. Dafür muß ich dann ab und zu irgendwas durch den Garten schleppen. Das eine Jahr hin, das andere wieder zurück - na denn. Wenn ich richtig zahlen müßte, könnte ich mir das niemals leisten.
Meine Freundin nennt mich scherhaft "Halbinsulaner", wenn ich meinen Ausweis zücke. Sie sagt das so, als würde sie meinen: "Halbostfriese". Ach ja, die Fähre nimmt mich dadurch auch zum halben Preis mit.
Meine alte Dame geht so langsam auf die 80. Ich hoffe, daß sie dort noch eine Weile leben kann. Du glaubst nicht, wie das ist. Wenn man statt mit Auto mit dem A-Eroplan dort anrückt und quasi über der Küstenlinie schon die Landung anmeldet. Du hast kaum Zeit, die Fähre noch zu sehen aus der Luft, da bist du schon drüben. Eine halbe Platzrunde und beim Landen fliegen die Möwen auf. Das iss was, wenn man zweieinhalb Stunden vorher noch im Rheinlandkessel gehockt hat.