Eine kleine Weihnachtsgeschichte vom Huber Seppi, einem 10-jährigen Jungen aus Bayern.
Der Adpfend ist de schönste Zeit im Winta!
De meisten Leit habm im Winta a Grippe. De is mit Fieber.
Mir hom a oane, owa de is mit Beleichtung und man schreibts mit ´K´.
Drei Wocha bevor´s Christkindl kimmt, stellt da Pappa de Kripp´m im Wohnzimma auf und mei kloane Schwesta und i derma mithelfa.
Kripp´m san langweile.
Owa de unser ned, wei mia habm mordstolle Figurn drin. I hob amoi an Josef und s´Christkindl auf´n Ofa g´stellt, dass ses sche warm habm - und des war eahna z´hoass. S´Christkindl is schwarz worn und an Josef hats in lauta Trümma zrissn. Oa Fuaß vo eahm is bis in Platzldoag g´flogn und des war koa schöna Anblick. Mei Mamma hat mi g´schimpft und g´sogt, das ned amoi de Heiligen vor meiner Bledheit sicha sand. Wenn d´Maria ohne Mo und ohne Kind herumsteht, schaugst ned guat aus.
Owa i hob Gott seidank vej Figurn in meina Spuikistn - und da Josef is jetzt da Donald Duck. Ois Chistkindl woit i an Asterix nehma, wai der so kloa is, daß er in den Fuadertrog paßt.
Owa da hot d´Mama g´sogt, ma ko doch ois Chistkindl koan Asterix hernehma, do is ja no as verbrennte Christkindl bessa. Es is zwar schwarz, owa immerhin no a Christkindl.
Hintan Christkindl stehnan zwoa Oxn, a Esl, a Nilpferd und a Brontosaurier. Des Nilpferd und den Saurier hob i hig´stellt, wei da Ox und da Esl warn ma z´langweili.
Links neba den Stoi kemman grod de heilign drei König daher. Oa König is an Papa im letzten Adpfend beim Putzn owe g´foin und er war total hi. Jetzt hama nur mehr zwoa heilige Könige und an heiligen Batman als Ersatz.
Normal homand de heiligen Könige an haufa Zeig für´s Christkindl dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Pürree - oda so ähnlich ... Vo de unsan hod oana anstatt Goid a Kaugummipapierl dabei, des glänzt so schö. Da anda hot a Marlboro in da Hand, wei ma koan Weihrauch ham. Owa de Marlboro raucht a schö, wenn mas ozündt. Da heilige Batman hat a Pistoin dabei. Des is zwar koa G´schenk füa a Christkindl, owa damit konn er´s vom Saurier beschütz´n.
Hinta dene drei Heilige san a por rotheitige Indiana und a kaasiga Engl. Den Engl is a Fuaß obbrocha, drum haman auf a Motorradl g´setzt, daß er si leichta tuat. Mit´n Motorradl kann er fahrn, wenn er grod net fliagt.
Rechts neban Stoi habma a Rotkäppchen hig´stellt. Si hod a Pizza und drei Weißbier füa d´Oma dabei. An Woif hama ned, drum lurt unta am Baam a Bummerl ois Ersatzwoif viara.
Mehr steht in unsara Kripp´m ned drin, owa des reicht a. Auf d´Nacht schoit mas Liacht ei und dann is unsa Kripp´m erscht so richte schö. Mia sitz ma olle do und sing ma Liarda vom Adpfend. Manche gfoinma, owa de meistn san ma z´luasat.
Mei Opa hot ma amoi a Gedicht vom Adpfend glernt, du des geht so:
Adpfend, Adpfend, da Bärwurz brennt, erscht dringst oan, dann zwoa, drei, vier, dann hauts´te mit dem Hirn an d´Tür.
Obwohl des Gedicht recht sche is, hot d´Muata gsogt, das i mir´s ned merka deaf.
Bis ma schaut, is da Adpfend voabei und d´Weihnacht a und mit dem Johr geht´s dahi. D´Gschenk san auspackt und man griagt vor Ostern nixmehr, höx´tns an Geburtstag.
Owa oans is gwiß - da Adpfend kimmt olawei wieda !!!
Nach ca. 25 Minuten ausgiebigem Studiums habe ich (glaub' ich) das Meiste nun einigermaßen verstanden - bis auf zwei Ausdrücke,die mir völlig rätselhaft sind:
In Antwort auf:a Bummerl (ois Ersatzwoif - zur Substitution eines Canis Lupus)
und
In Antwort auf:san ma z´(sind mir zu) luasat
Welcher Heimatpoet aus Stoiberien klärt mich/uns auf?
Die alte Regel "Auge um Auge" hinterläßt auf beiden Seiten Blinde
Meine Nachforschungen haben ergeben, dass ein "Bummerl" in diesem Zusammenhang nur ein kleiner Stier sein kann.
Und "z´luasat" bedeutet ziemlich sicher: fad, langweilig. "Langweili" kommt in ähnlichem Zusammenhang weiter oben schon mal vor.
Selbst meine eingeborene Lag hatte damit einige Schwierigkeiten, weil der Originaltext wohl aus der Oberpfalz stammt - und dass ist ziemlich weit weg von Bayern
Da hat es ein einbügerungwilliger Norddeutscher tatsächlich geschafft, unvoreingenommen das bairische Idiom zu verstehen - nein, fast schon zu verinnerlichen.
"Bummerl" trifft 100%ig zu (nur der Artikelgebrauch 'das' oder 'der' ist selbst in bayrischen Regionen schwankend.)
"luasat" ist auch weitestgehendgehend richtig interpretiert (langweilig, fad), nur fehlt hier die etwas umschweifig und nicht mal ganz griffig eingedeutschte Komponente 'frömmigkeits-/tugend-/konventionsverachtend'.
Ein Spiel kann langweilig/fad sein, ein Ritus/Brauch/Gesang dagegen ist eher 'luasat'.
Daher existieren ja logischerweise verschiedene Wörter (langweili / luasat).
Das ist ein Wort, das man kaum exakt erklären kann. Man muss es 'vor Ort' erleben.
Und das ist ja das Schöne an (allen !) Dialekten, dass sie für Eingeweihte ganz feine Nuancen ausdrücken können, die die Hochsprache schon lange niedergebügelt hat.
Alles klar? ...
--------------------------------------------------------------------------------- Man zimmert sich seine Karriere am besten aus den Brettern, die andere vor dem Kopf haben. ---------------------------------------------------------------------------------
Er wollte eigentlich schreiben L-A-G, aber er hatte wohl keíne Zeit für größere Umständ zur Paule-Über-Setzung.
--------------------------------------------------------------------------------- Man zimmert sich seine Karriere am besten aus den Brettern, die andere vor dem Kopf haben. ---------------------------------------------------------------------------------
In Antwort auf:Und das ist ja das Schöne an (allen !) Dialekten, dass sie für Eingeweihte ganz feine Nuancen ausdrücken können, die die Hochsprache schon lange niedergebügelt hat.
Einspruch. Die Hochsprache ist durchaus zu genauso feinen Nuancen fähig, wenn man sich ihr nur entsprechend bedient. Das dieses nur wenige tun, ist bedauerlich.
Vorteil der Hochsprache ist, dass potentiell mehr Leute zu ihr Zugang haben und somit diese Nuancen verstehen könnten, wenn sie ihr Ohr dafür schärfen. Was nützt mir die Feinheit der Sprache wenn - in extremis - nur ein paar Leute auf einer Hallig oder ein isoliertes Bergvolk dieses versteht.
Andreas
Es gibt nur 10 verschiedene Arten Leute: die, die binär Denken können, und die, die es nicht können.
In Antwort auf:...Vorteil der Hochsprache ist, dass potetiell mehr Leute zu ihr Zugang haben sollten ,sag' ich mal...
Da sagste 'was... Pisa läßt grüßen - Lesen tut not! Ich glaube,die Blagen lernen heutztage viel zu viel Scheiß,den sie sich genausogut auch woanders aneignen könnten (ich meine jetzt keine Koranschule)
Die alte Regel "Auge um Auge" hinterläßt auf beiden Seiten Blinde
In Antwort auf:dass potentiell mehr Leute zu ihr Zugang haben sollten
oder
In Antwort auf:dass potentiell mehr Leute zu ihr Zugang haben
Feinheit: Ich meine die Leute haben potentiell Zugang er wird Ihnen nicht verwehrt wöhrend hingegen potentiell den Zugang haben sollten unterstellt, das sie noch nichtmal potentiell den Zugang haben, d.h. der ihnen unter Umständen verwehrt wird. Potentiell und sollten währe im Sinne des Textes doppelt.
Haarspalterei oder feine Nuancen? Wat dem einen sin Uhl is dem annern sin Nachtigall
Andreas Es gibt nur 10 verschiedene Arten Leute: die, die binär Denken können, und die, die es nicht können.