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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 283 mal aufgerufen
 Allgemeines Forum
der W Jörg Offline




Beiträge: 30.309

24.11.2004 09:36
tv tipp - heute 23:00 ARD Antworten

Wenn Michael Moore seine Kamera schultert wie ein Großwildjäger sein Gewehr, dann sollte man sich vor diesem Schwergewicht bloß in Acht nehmen. Wo der Mann hinfilmt, bleibt kein Auge trocken, und mancher Zeitgenosse, der angesichts dieses augenscheinlich etwas tapsig auftretenden Problem-Analytikers glaubt, leichtes Spiel mit seinem Gesprächspartner zu haben, hat bereits verloren. Moores Oscar-gekrönte Dokumentation "Bowling for Columbine" läuft am Mitwoch um 23 Uhr in der ARD.
Sein neuestes und prominentestes Opfer: Charlton Heston, der einst als Pferdekutscher in Roms Colosseum Runden drehte, seit längerer Zeit aber nur noch als Vorsitzender des Waffen-Fetischklubs National Rifle Association (NRA) unangenehm auffällt. Jedenfalls bei den Menschen, die nicht jeden Abend mit der geladenen Pistole unter dem Kopfkissen schlafen gehen und die dicken Bohnen mehr abgewinnen können als blauen. Von der Interview-Technik, mit der Moore den stockkonservativen Hollywood-Veteranen bloßstellt, in die Enge treibt und ihn schließlich dazu zwingt, die Flinte ins Korn zu werfen, können sich sämtliche der hiesigen TV-Profis eine Scheibe abschneiden.

Ausgehend vom Massaker, das zwei College-Studenten an der Highschool von Littleton angerichtet haben - ihrem Amoklauf fielen am 20. April 1999 zwölf Schüler und ein Lehrer zum Opfer - sieht sich Moore im waffenverrückten Heimatland um und kommt angesichts der durchschnittlich 11.000 Menschen, die jährlich durch den geplanten oder zufälligen Missbrauch von Colts, Revolvern und Gewehren ihr Leben lassen müssen, zu einer bemerkenswerten Schuss-Gegenschuss- These: Nicht etwa Gewaltfilme, Ballerspiele oder die so oft gescholtenen Schock-Rocker sind die Auslöser und Stimulanten für massenhaften Kanonen-Donner im Land, es ist die allgegenwärtige, von Politikern, Erziehern, Werbeagenturen und Medienleuten geschürte Angst, die zu "Ich-muss-doch-meine-Familie-verteidigen-können"- Psychosen, zu aggressiven Selbstschutz-Neurosen und zu selbstherrlicher Rassen-Paranoia führt. Bombenstimmung allüberall.

Wie Michael Moore seine gar nicht so frohen Botschaften unters Volk bringt, ist schon einzigartig. Weg vom "Ich-muss-alles-beweisen"- Dokumentarismus hin zur unterhaltsamen, bissigen, atemraubenden Real- Satire, in der das Mehr an filmischer Freiheit durch wagemutige Assoziationsmontagen und die hemmungslose, aber sinnstiftende Vermengung von Spielfilmausschnitten, schriftlichen Quellen, Gesprächsausschnitten, Nachrichten-Szenen und Bild-Dokumenten auch ein Mehr an Denkprozessen in Gang setzt. Als krönender Gag einer ganz und gar nicht lustigen Theorie-und-Praxis-Folge in Sachen amerikanischer Gesellschaftsanalyse ein Comic, der die US-Geschichte der Angst aus dem Blickwinkel der anarchischen "South Park"-Kreativen schildert.

Mit solch rücksichtsloser und geharnischter Kritik an seinen Landsleuten, in vorderster Front Präsident George W. Bush, macht sich Moore selbstverständlich viel mehr Feinde als Freunde. Und nach weiteren Dokumentarfilm-Vorhaben befragt, gab der Elefant im Porzellanladen des Patriotismus in einem Interview der englischen Zeitschrift "Uncut" denn auch vielversprechend Auskunft: "Als nächstes werde ich mich um den 11. September kümmern, und danach werde ich die USA wohl für immer verlassen müssen."

(ARD, 23 Uhr: Bowling for Columbine, USA 2002, 110 Minuten, Regie: Michael Moore)




Und wenn auch alles im Eimer ist, so bleibt uns doch der Eimer
WWL-Ehren-Mädel

windi Offline




Beiträge: 2.312

24.11.2004 20:14
#2 Bowling for Columbine Antworten

seeeehr empfehlenswert, und auch NACH der wahl gut und wichtig!!

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