Weltweit höchster Maibaum von der Zugspitze geklaut Die Diebe schleppten den 20 Meter langen Stamm offenbar mit einem Hubschrauber ab. Entführer fordern vier Saisonkarten für die Zugspitzenbahn und Bier
Der Zugspitzen-Maibaum im Jahr 2000 Foto: ddp Garmisch-Partenkirchen - Der wohl weltweit höchste Maibaum ist gestohlen worden. Der 20 Meter lange und 800 Kilogramm schwere Stamm wurde mit einem Hubschraubers abgeschleppt, eine Sprecherin der Bayerische Zugspitzbahn am Mittwoch mitteilte. Dies hätten ihr die Entführer mitgeteilt. „Die Diebe haben am Nachmittag Kontakt mit uns aufgenommen.“
Über die Forderungen der „Entführer“ werde noch verhandelt, sagte die Sprecherin. Die Diebe hätten vier Saisonkarten für die Zugspitzenbahn sowie vier Brotzeiten plus Bier gefordert. Die Betreiber der Bahn lehnten dies jedoch ab.
Wie es zu dem Raub kommen konnte, kann dich bei der Bergbahngesellschaft niemand richtig erklären. Mitarbeiter hätten den Maibaum seit Tagen wie ihren Augapfel gehütet, hieß es. Nachdem den Maibaum-Wächtern das Versteck in der Pistenraupengarage am Zugspitzplatt zu unsicher schien, vergruben sie den Baum am Dienstagabend kurzerhand vor der Garage. Doch als sie am Mittwochmorgen wieder nach oben kamen, tat sich vor ihren Augen ein riesiges Loch auf.
Eine Sprecherin der Diebe sagte der „Süddeutschen Zeitung“, dass sie bereits vor acht Jahren an derselben Stelle einen Maibaum entführt hätten. Die Aktion sei mit einem Hubschrauber von österreichischer Seite des Berges durchgeführt worden. Das Versteck sei geheim, noch bleibe Zeit für weitere Verhandlungen.
Stehlen und Auslösen eines Maibaums ist bayerischer Brauch, der bis ins 16. Jahrhundert zurück geht. Der geklaute Baum war in der vorigen Woche mit einem Hubschrauber auf den mit 2962 Metern höchsten Berg Deutschlands gebracht worden. Auf der Zugspitze wurde der erste Maibaum 1996 aufgestellt, der zweite im Jahr 2000.
"Entführt" und zurückgeflogen
"Der Maibaum gelandet." "Der Maibaum ist heil gelandet", das war die Vollzugsmeldung von Stephanie Vogel, Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn. Er sei nur etwas verschmutzt - aber das sei kein Problem, so Vogel. Lange schien es fast aussichtslos - so unterschiedlich waren die Positionen der beiden Parteien. Die "Entführer" hatten zehn Saisonkarten für das Skigebiet auf dem Zugspitzplatt und einen ganzen Winter freie Brotzeit im Selbstbedienungsrestaurant gefordert. Die Betreibergesellschaft hielt die Forderungen für überzogen, sie gingen weit über das übliche Brauchtumsmaß hinaus. Nach anfangs zähen Verhandlungen einigte man sich dann aber doch auf 150 Brotzeiten und 100 Halbe Bier.
Vier Rentner und ein Hubschrauber Bei den "Dieben" handelt es sich um eine vierköpfige Senioren-Bande. Für die "Entführung" hatten sie einen Hubschrauber organisiert - zusammen mit einem Fernsehteam des Kultursenders "arte". Gedreht wurde eine Dokumentation über Deutschlands höchsten Berg, die dortigen Beschäftigten und Stammgäste. Die Rentner gehören zu letzteren, sie sind leidenschaftliche Skifahrer und oft auf der Zugspitze. Sie haben zugegeben, "Wiederholungstäter" zu sein - vor acht Jahren gelang ihnen angeblich schon einmal das Kunststück, den Zugspitz-Maibaum zu entführen.
Das Verschwinden war lange mysteriös Die Mitarbeiter der Bayerischen Zugspitzbahn waren zunächst baff: "Als am Mittwochmorgen der Liftbetrieb wieder aufgenommen wurde, war der Baum nicht mehr an Ort und Stelle - völlig mysteriös", so Vogel. Die Diebe hatten schwere Arbeit geleistet: Zugspitzbahn-Mitarbeiter hatten das 20 Meter hohe und rund 800 Kilogramm schwere Brauchtumsstangerl nämlich extra in einer Garage für Pistenraupen gelagert. Als ihnen das immer noch zu unsicher erschien, vergruben sie es vor dem Gebäude in einem Meter Tiefe. Schließlich ist es ein besonderer Maibaum: er soll auf dem Zugspitzplatt in einer Höhe von 2.600 Metern errichtet werden und gilt damit als der weltweit höchstgelegene.