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Dieses Thema hat 1 Antworten
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Falcone Offline




Beiträge: 113.816

22.03.2014 12:06
Tankdeckelschloss, austauschen und "universalisieren" Antworten

Bedingt durch die zunehmenden Umbauten kommen doch immer mehr Tankdeckel in Umlauf, die noch ein Schloss drin haben, zu dem kein passender Schlüssel mehr existiert.
Aus einem Tankdeckel kann man das Schloss ausbauen, die Sperrzungen herausnehmen und das Schloss somit für jeden Schlüssel schließbar machen.
Auch wenn man ein anderes Zündschloss verbaut hat, kann so eine „Universalisierung“ interessant werden.
Dies Anleitung nützt aber auch, wenn man ein Tankdeckelschloss erneuern oder gegen ein anderes austauschen will.
Einen neuen Schließzylinder für den Tankdeckel kann man bei Kawasaki auch einzeln erwerben (kostet ca. 56 Euro). Es ist dann ein Schlüssel dabei. Eventuell kann man durch Umstecken der Schließzungen den Zylinder an den vorhandenen Schlüssel anpassen.

Für die Arbeiten am Tankdeckel braucht man einen kleinen und einen mittleren Kreuzschlitz (Phillips, kein Pozidrive), wobei der kleine besonders gut passen muss. Dazu Uhrmacherwerkzeug und eine spitze Zange

Erst mal den Tankdeckel vom Tank abschrauben. Dazu lösen wir die beiden Kreuzschlitzschrauben. Achtung unter der Befestigungslasche sind die Schraubenbohrungen zum Tank hin mit O-Ringen abgedichtet, damit kein Wasser in den Tank sickern kann. Die Ringe nicht verlieren.



Kreuzschlitzschrauben lösen
Jetzt legen wir den Deckel mit der Oberseite auf ein Tuch und lösen die drei kleinen Kreuzschlitzschrauben. Hier sollte der Schraubenzieher wirklich spielfrei passen, denn die Schrauben sind sehr weich und somit schnell vermurkst.



Im Grunde muss man diese Chromkappe nicht mal abnehmen, aber sie ist beim kommenden Hantieren schnell verkratzt. Besser ist das also.

Jetzt haben wir den nackten Tankdeckelkorpus vor uns:



Wir legen ihn auf den Kopf und lösen die beiden Kreuzschlitzschrauben:



Ganz vorsichtig heben wir diese damit gehaltene Kappe, den Schließzungenträger, nach oben ab. Am besten über einem großen sauberen Lappen, denn darin befindet sich „Mechanik“:


Die Innereien unter dem Schließzungenträger

Einmal ist es eine gelbchromatierte Scheibe, die herausfallen kann und – ganz wichtig – ein kleiner Ring, der als Gleitring des Schließmechanismus dient. Nimmt man den Schließzungenträger gerade nach oben ab, hat man die Chance, dass alles an seinem Platz bleibt.
Nimmt man aber dazu, wie ich es gemacht habe, den gesamten Tankdeckel in die Hand, kullert alles lustig durch die Gegend.

Hier ein Blick von unten in diesen Schließzungenträger samt Schließzunge und Feder. Beides kann an seinem Platz bleiben. In die Aussparung der Schließzunge rechts von der Feder im Bild greift der Schließmechanismus des Schlosses mit seinem kleinen Gleitring:


Wenn der Deckel auf der Werkbank liegen bleibt, hat man auch die Chance, dass der große gelbchromatierte Ring auf seinem Platz bleibt. Darunter sind nämlich fünf kleine Spiralfedern, die dafür sorgen, dass der Deckel später wieder dicht wird. Die sollte man natürlich nicht verlieren:



Also heben wir nun den Ring ab und nehmen die fünf Federn aus ihren Sitzen und bewahren sie so auf, dass sie nicht verloren gehen.



Die gelbchromatierte runde Scheibe kann man auch einfach abnehmen.

Ist der kleine Gleitring noch an seinem Platz geblieben, dann nehmen wir den auch ab und verwahren ihn gut! Ohne ihn schließt der Deckel nicht mehr.

Nun nehmen wir mit einer spitzen Zange den Gleitringträger ab, auf dem der kleine Gleitring gesessen hat. Einfach noch ober rausziehen, es sitzt nicht fest.

Diese Teile liegen nun vor uns:



Aus dem danebenliegenden Loch nehmen wir auch das Oberteil des Belüftungsventils. Das ist zwar ohne Belang für den Schlosswechsel, könnte aber sonst rausfallen und verloren gehen.



Man kann auch die gesamte Belüftungsventileinheit herausnehmen, aber Vorsicht, das Unterteil wird durch zwei Dichtungen (eine drüber, eine drunter) abgedichtet, die nicht zu Schaden kommen sollten, man kann sie nicht nachkaufen. Von selbst fällt es nicht heraus.

Nachdem der Gleitringträger abgenommen ist, kommt darunter noch ein Teil zum Vorschein, das einen Zapfen trägt, der an seinen Seiten abgeflacht ist. Auch dieses Teil lässt sich mit einer Zange nach oben einfach herausziehen:




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Als ich so weit gekommen war, war ich erst mal ratlos. Ich war davon ausgegangen, dass man nun den Schließzylinder aufschließen und mit dem Schlüssel rausziehen könne. War aber nix.
0346-1

Ich habe unter der Chromkappe eine irgendwie geartete Verriegelung vermutet und habe die Kappe abgehebelt. Das sollte man tunlichst nicht tun. Es ist zum einen unnötig, wie sich später herausstellte, und zum anderen purzelt einem dann der Verschlussschieber und ein winziges Federchen entgegen. Zum Zusammensetzen braucht man dann spitze Finger (hab ich nicht) und Geduld (hab ich). Also: Chromkappe drauf lassen!


Tankdeckelkorpus ohne Chromkappe auf dem Schließzylinder

Nachdem die Kappe ab war, war ich kein Stück weiter und schaut blöd aus der Wäsche.
Da es den Schließzylinder aber einzeln zu kaufen gibt, muss er ja auch austauschbar sein.

Die Lösung des Rätsels ist eine kleine Federzunge, die nur schwerlich als solche erkennbar ist. Mit einem kleinen Uhrmacherschraubenzieher kann man sie axial, also zur Mitte hin, drücken, damit entriegelt man quasi den Schließzylinder und kann ihn nach oben hin raus ziehen oder drücken.



Und schon hat man den Schließzylinder vor sich:




Leer geräumter Tankdeckelkorpus


Nun muss der Schließzylinder nur noch „universalisiert“ werden.

Dazu müssen die Sperrzungen herausgenommen werden, denn die sind auf den jeweiligen Schlüssel angepasst Auf der einen Seite sieht man neben der Führung der Sperrzungen Bohrungen. Von dieser Seite her packt man die Sperrzungen mit einer gut greifenden Zange und kann sie mit etwas Kraft herausziehen. Achtung: in den Bohrungen sitzen winzige Spiralfedern. Nicht verlieren (obwohl, wir brauchen sie zumindest bei unserer „Universalisierung“ gar nicht mehr)! Alle drei Sperrzungen herausziehen, aber nicht(!) die große untere!


Sperrzungen in Stellung „verriegelt“ (Schlüssel abgezogen)


Sperrzungen in Stellung „offen“ (Schlüssel eingesteckt)


Sperrzungen ziehen


Federn

In meinem Falle konnte ich nun die Chromkappe wider auf den Schließzylinder aufsetzen.
Dazu musste ich erst den Verschlussschieber und die kleine Feder positionieren:



Dann sehr der Schließzylinder wieder so aus:



Nun können wir den Schließzylinder wieder in den Deckelkorpus zurücksetzen, die große Zunge rastet ein und der Zylinder kann sich drehen. Das geht nun mit jedem Schlüssel, auch mit einem schlanken Schraubenzieher.

Jetzt den Tankdeckelkorpus mit der Schlossseite nach unten auf ein Tuch legen und die einzelnen Bauteile an ihren Platz bringen. Zuerst das Belüftungsventil (Dichtung – Ventil-Unterteil – Dichtung - Ventiloberteil) dann die Schließteile: Aufsatz – Lagerringträger –Lagerring.

Belüftungsventil einsetzen, falls alles ausgebaut war:







Schließeinheit zusammenbauen:


Der Schließzylinder sitzt, an seinem Platz, nun Zapfenträger einsetzen (Position wie auf Bild)


Gleitringträger aufsetzen. Die Aussparung ist asymmetrisch, richtig einrasten lassen.



In dieser Position muss der Gleitringträger sitzen


Gleitring aufsetzen:



Gleitring sitzt:




Jetzt kommen die fünf kleinen Spiralfedern auf ihre Sitze und dann legen wir den großen, gelbchromatierten Ring auf die Federn:







Nun kommt noch die gelbchromatierte Scheibe an ihren Platz auf dem Tankdeckelkorpus. Sie muss in die beiden Zapfen einrasten und sauber aufliegen, sonst klemmt das Schloss später:



Achtung! Die Scheibe liegt auf dem Foto falsch herum. Die 43 darf nicht sichtbar sein. Siehe auch Foto ganz unten.

Als nächstes wird nun der Schließzungenträger aufgesetzt. Die Schließzunge sollte man mit einem Tropfen Öl oder etwas Fett versorgen, sie gleitet dann besser.

Der Schließzungenträger wird nun genau senkrecht auf den Tankdeckelkorpus aufgeschoben. Setzt man den Schließzungenträger genau senkrecht auf, verschiebt sich auch keines der Teile und alles greift sauber ineinander.
Die beiden langen Kreuzschlitzschrauben setzen wir nun mit einer Schraubensicherung (z.B. Loctite) ein. Sollten sie sich nämlich später lösen, plumpsen sie in den Tank und man bekommt sie kaum wieder raus. Sanft, aber ausreichend fest anziehen.


Schrauben mit Schraubensicherung




Tankdeckelkorpus und Schließzungenträger zusammengebaut


Nun bitte probieren, ob das Schloss sauber und leichtgängig schließt.



Als letztes setzen wir den verchromten Zierdeckel wieder auf und schrauben in mit den drei kleinen Kreuzschlitzschrauben fest:



Den kompletten Tankdeckel schrauben wir nun auf den Tank und probieren noch mal, ob er gut schließt:



Das war´s. Er ist nun mit jedem beliebigen, schlanken Schlüssel zu öffnen – oder …


… mit jedem Schraubenzieher

Grüße
Falcone

Falcone Offline




Beiträge: 113.816

03.02.2016 16:20
#2 RE: Tankdeckelschloss, austauschen und "universalisieren" Antworten

Wrtlprmft hat auf einen Fehler aufmerksam gemacht.
Die Stahlscheibe liegt auf zwei Fotos dieses Berichtes falsch herum.

Bitte nicht wie auf folgendem Foto einbauen, sondern so herum, dass die Zahl 43 nicht sichtbar ist.

Grüße
Falcone

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