Neu für mich, deswegen sind wir dabei. Gut, es werden wohl eher Demoläufe werden, aber auch die gehen volles Rohr. Gestartet werden soll Freitag und Samstag jeweils ab etwa 21.00 Uhr unter Flutlicht, Ende gegen 2.00 Uhr.
Tageüber können auf einer kleinen Strecke Passagiere im Seitenwagen Testfahrten machen.
Dazu ein gutes Rahmenprogramm und das Treffen der Zweitaktmotorräder aller Marken usw usw.
Wo:
Auf dem kleinen Verkehrsflugplatz Luneort bei Bremerhaven.
Nachtrennen -- oder: Die Wiesen von Bremerhaven...
Nachtrennen klingt ja man erstmal merkwürdig. Was macht man, wenn der Flugplatz tags zum Fliegen genutzt wird? : Nachts fahren, was sonst?!
Die Regeln sind einfach: Jede Fahrzeugbeleuchtung ist verboten, ein Rücklicht jedoch vorgeschrieben. So kachelt einem (hoffentlich) niemand ins Heck und alle sehen nach vorne gleich wenig.
Der Rundkurs ist etwa 2,2 Kilometer lang ein paar rechte Winkel, drei sehr enge Strohballenschikanen, eine Doppelrechts mit 180 Grad, lange Geraden.
Das THW stellt Flutlicht oder Gasleuchten in den Schikanen und den engen Kurven.
Gefahren wird ab 21.00 Uhr bis 2.30 Uhr.
Unser 1. Zeittraining startet gegen 23.00 Uhr, es ist recht wolkig finster. Es gibt ja schon reichlich Hasenherzen bei Tage, aber nachts macht Pampers glühenden Umsatz. Ein paar Helden vergessen von lauter Gebremse, daß sie eigentlich Rennen fahren wollten.
Wir machen keine Gefangenen und halten drauf, als wir vor einer 90 Grad Rechts auf einen Dreierpulk auflaufen.
Innen reinstechen, für ein oder zwei Gegner wird´s noch reichen. Da füllt der Erste schlagartig seine Windel und ankert wildentschlossen panisch. Nr. 2 und 3 retten sich in die Lücke. Wir haben reichlich Überschuß, also ab auf die Wiese.
Hier wird man ja bekanntlich immer schneller. Zudem beginnen wir einen Dreher, bleiben aber oben und knallen nun rechtwinklig vor dem Pampersboy nach der Kurve zurück auf die Piste: Weißes Auge meets Fadenkreuze. Und schon ist es wieder dunkel.
Das war der Warnschuß.
Wir werden 4. von 16 und sind stolz wie, ja, genau wie der!!!!
"Ab jetzt wird uns jeder höflich Platz machen". grinst Norbert breit und böse.
Im zweiten Training gegen 2.00 Uhr morgens brechen wir ab, weil die vordere Scheibe rechts hellrot glüht und Funken stiebt: Belag zerbröselt.
Das Rennen am Samstag findet uns so auf Startplatz 5. Wir wissen, daß wir den Platz beim Start nicht werden halten können und einigen uns auf die Krummsäbeltaktik (Säbel kreuzweise zwischen den Zähnen).
Wir kommen gut weg, Uwe zieht erwartungsgemäß vorbei. Aber nur bis zur ersten Schikane: Unsere Linie ist besser, vor der Schikane brennen wir uns durch. Es ist eng, seeehr eng.
Ausgangs der Schikane stellt sich eine Handbreit vor uns ein Mitbewerber quer. Den Unfall verhindere ich durch einen reflexartigen Linksruck. Das Boot steigt kurz, bevor wir auf die Wiese fliegen.
Die Haßhörner durchschlagen die Helme, während einer nach dem anderen an uns vorbeihuscht.
Zurück auf der Strecke gibt es nur noch digitale Gasstellungen. Zwei Kurven weiter ankert Herr Pampers mal wieder recht früh, diesmal fliegen wir zwischen zwei Kollegen nach links heraus und von der Strecke. Abstand vorn und hinten weniger als eine Hand, mehr Glück als Verstand. Aber das gehört auch dazu.
Meine beste Charaktereigenschaft, mein sagenumwobener Sanftmut, tritt nun hervor. Ich packe die Brechstange aus, ziehe die Haßkappe bis auf die Füße hinunter und jage dem kleiner werdenden Feld nach.
Eingangs der Doppelrechts vor der Gegengerade schnüffeln wir schon wieder am Auspuff des Letzten, gehen in der Kurve außen daneben und hetzen auf die Strohballenschikane zu. Es wir eng, wir haben die schlechtere Linie, aber die Lücke in der Perlenkette reichte für uns, wenn nicht, ja wenn nicht wieder jemand unbedingt seine Pampers ausprobieren müßte:
Straframmen, Strohballen durchbrechen oder auf die Wiese flüchten, das war die Frage. Mein friedliebendes Harmoniebedürfnis läßt uns die Schikane weiträumig auf der Wiese umsegeln.
Junge, bin ich sanftmütig !!!!
Doch wird jetzt doch lieber die Strategie geändert und die Brechstange abgeworfen. Man muß ja nicht gleich in der ersten Runde usw. Ein Teil des Resthirnes scheint noch zu arbeiten.
So bildet sich ein Pulk aus einem Pampersfreund, einem Radikalinski auf einem Vierzylindergespann und einem F2 Gespann, das besser in die Kettcarszene wechseln sollte, und uns. Wir schenken uns gegenseitig ordentlich ein, bis in der Doppelrechts vor Start- Ziel der Radikalinski den Beifahrer des davor fahrenden Gespannes einfach aus dem Boot zieht.
Unglaublich: Der Beifahrer hängt weit draußen, der Radikalinski läuft auf, während das erste Gespann nach innen zieht. Radikalinski läßt stehen (vielleicht bremst der erste auch ein wenig pampersaffin), erwischt den Beifahrer an Kopf und Schulter und zerrt ihn aus dem Boot und überfährt ihn mit seinem Seitenwagen ein wenig hoppelig.
Derweilen hopst der alleingelassene Fahrer mit lustigen Bocksprüngen allein ins gnädige Dunkel der Nacht.
Ich rechne mit Abbruch, aber es geht voll weiter, nun eben nur noch zu dritt und für uns noch ein weiteres Mal neben der Strecke. Am Ende haben wir beide erwischt und wir werden noch 6. Und schwören gnadenlose Rache für den zweiten Lauf . Wo wir doch mindestens 4. werden wollten....
Übrigens waren wir im Rennen weitere 3 Sekunden schneller als im Training. Wozu doch ein wenig Sanftmut nütze sein kann... :-)
Es folgen ein paar Solistenrennen mit kleineren Unfällen und Streckenverölungen, was im Dunkeln so richtig gut kommt und deswegen zeitintensiv beseitigt werden muß. Dem THW sei Dank.
Der Zeitplan wankt und man entschließt sich, den zweiten Lauf zu streichen. Beleidigt pfeifen wir auf ein ersatzweises, freies Fahren ohne Wertung. Wo wir doch kämpfen wollten... (wie zwei Mann, wenn der Querverweis hier erlaubt sei :-) ) .
War schon eine dolle Erfahrung. Nachts ist es sauschwer, Entfernungen und Bremspunkte korrekt zu schätzen. Man kennt die Straßenbreite nicht, orientiert sich im Finsteren an Flutlichtern und Gasleuchten, muß sich an Streckendetails blind erinnern. Der ständige Hell - Dunkelkontrast ermüdet. Und jeder Fehler rächt sich gnadenlos.
Aber es macht einen Höllenspaß und war mit rund 100 km/h Durchschnitt schneller als in z.B. Oschersleben. Das wird im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder auf dem Terminplan stehen !
Der Film aus dem Seitenwagen folgt in den nächsten Tagen hier.
Noch ein Wort zu den Gastfahrten: Sie wurden tags auf einem kurzen Schikanenoval abseits der Piste gefahren. Nach etwa 10 Testrunden sind wir ´raus und ich frage den Organisator: "Hey, wo sind die Opfer?" DAS findet er gut und führt uns reichlich Unerschrockene zu. Der Herr Bürgermeister wird uns jedenfalls so schnell nicht vergessen :-) . Teilweise kommen Leute im Fahrerlager zu uns und wollen buchen: Der Organisator habe gesagt, wenn sie was erleben wollten usw usw . Na ja, wer drum bettelt... :-)
Auch das F2 Gespann haben wir getestet und für einsatzfähig befunden. Auch wenn es noch Lichtjahre vom Bestzustand entfernt ist...
derart friedliche und unerschrocken nachtblind fahrende Menschen verdienen ein lautes "Holla!"
Der Bericht klingt nach viel Kurzweil und Spaß - im nachsten Frühjahr werd ich mal schaun, ob ich euch besuchen komme! (Aber mit Ohrenschützern und einem Fläschchen Minzöl für die geplagte Nase...)
Weiterhin viel Geduld und Barmherzigkeit ...
Bis denne der Dackel
Gewalt ist keine Lösung. -Wenn man nur darüber spricht!
Blaublut
(
gelöscht
)
Beiträge:
23.06.2009 21:09
#7 RE: Nachtrennen und Zweitakttreffen Bremerhaven Luneort 19.-20.6.09