Die W650 hat ab Werk nicht gerade das stabilste Fahrwerk mitbekommen, nicht als unfahrbar zu bezeichnen, aber bessere gibt es sicher und ein bisschen Lenkerflattern (Shimmy) (besonders im Schiebebetrieb) zwischen 60 und 80 km/h ist ganz normal.

Mit dem hohen breiten Lenker hat man, insbesondere bei leichterem Körperbau, relativ wenig Gewicht auf dem Vorderrad, und bekommt Unruhe im Fahrwerk deutlicher zu spüren und leitest sie zugleich auch etwas deutlicher selbst ein (flatternde Klamotten etc.).

Zudem ist die Werksbereifung für die W erwiesenermaßen die schlechteste Wahl, die sollte bei Gelegenheit zumindest gegen die ebenfalls eingetragenen Dunlop TT100, besser gegen Bridgestone BT45 ausgewechselt werden. Die BT 45 sind jedoch eintragungspflichtig, es gibt keine Freigabe.

Auch wenn man technisch nicht so weit vorne ist gibt es ein paar mögliche Ursachen für das Lenkerflattern, die man leicht selber überprüfen kann :

Luftdruck falsch
0.2 bis 0.3 über der Werksangabe hat sich als besser erwiesen. 2,3 bar vorne und 2,5 bar hinten sind ein erprobter Wert.

Reifen
Abgefahrene Reifen können die Neigung zum Flattern verstärken, auch der hintere.

Lenkkopflager verschlissen oder falsch eingestellt
Motor auf Hauptständer aufbocken und Vorderrad entlasten, der Lenker sollte sich frei, ohne Widerstand oder Geräusche von links nach rechts bewegen lassen, es darf auf keinen Fall einen Punkt gegen wo es sich anfühlt als würde der in der Stellung einrasten.
Anschließend die Gabel von vorne an beiden Standrohren packen und vor und zurück bewegen. Auch hier darf sic in der Gabel besonders am Steuerkopf kein Spiel erfühlen lassen.

Unwucht oder Schlag im Vorderrad
Motorrad aufbocken und Vorderrad von Hand etwas schneller drehen, es sollte leicht und ohne größere Schläge nach links oder rechts laufen. Sind die Wuchtgewichte noch dran ?

Speichen lose
Mit einem Schraubendreher oder anderem Metallteil nacheinander gegen alle Speichen schlagen, die Speichen einer Seite (eines Rades) sollten dabei in der gleichen Tonhöhe klingen.

Gabel- oder Achsklemmung nicht fest
Alle Schrauben auf festen Sitz prüfen

Gabel verspannt eingebaut
Motorrad abbocken und mit dem Vorderrad bis gegen eine Wand rollen, Bremse ziehen und mit Druck die Gabel einfedern. Das sollte leicht, gleichmäßig und ohne größeren Widerstand funktionieren.

Telefonische Seelsorge anfordern
Beim Bruno ist man in den besten Händen, also einfach mal anrufen, denn er hat mit Sicherheit noch ein paar Ideen und Tipps auf Lager !

Gruss
Martin

Von Jörg kommt noch diese Reifenübersicht, weil zum Thema passend:

Bridgestone Accolade AC in allen Varianten - der schlechteste Reifen, vor allem bei Nässe gefährlich, Finger weg !
Dunlopp TT100 - Standardreifen ohne große Stärken oder Schwächen - kann man machen, muss man aber nicht - Vorteil: er steht bereits in Brief und Schein.
Avon - besser als Accolade, aber nicht viel - besser nicht kaufen
Metzeler Lasertec - ähnlich wie TT aber mit einer besonderen Stärke: bei vielen Ws der Reifen mit der geringsten Shimmyneigung (Flatterproblem) - die Freigabe ist mitzuführen. Wenn über die Hälfte abgefahren, wird er aber kippelig.
Pirelli Sport Damon - insgesamt bester Reifen mit Freigabe

Andere Reifen passender Größen sind nicht ohne weiteres Legal - falls man mal richtig schnell fahren will, ist der Bridgestone BT45 eine Überlegung wert, er hat auch beste Eigenschaften bei Regenfahrten.

Zuguterletzt gibt es auch noch die Möglichkeit, Reifenbindungen austragen zu lassen - Man hat dann die freie Wahl bei den Reifen, nur die Größe muss noch stimmen. Das macht der TÜV in den alten und die Dekra in den neuen Bundesländern, aber nicht jeder Prüfer ist dazu bereit.

Und noch was: Bei Shimmy nicht erschrecken. Einfach den Lenker etwas fester packen und ruhig etwas Gas geben - schon ist der Spuk vorbei.


hier noch mal der Link zur W650-Reifenseite (mit allen Freigaben) :
http://www.w-650.de/Technik/reifen/index.html


Grüße
falcone