. . . dann bleibt kein Auge mehr trocken.
Hi liebe Gemeinde,
am Wochenende war ich leider ziemlich mit Arbeit belegt, so daß ich meiner Freundin keinen Dienst erweisen konnte. Sie wollte aber unbedingt einen Schrank, und zwar am Wochenende, sonst wäre die Welt untergegangen. Also schnappt sie sich ihre Freundin und will los. Meine Tochter springt auch noch mit ins Auto und das Damentrio ist komplett.
Buche oder Foliendesign, Türen oder Schubladen, Facettenschliff oder Tränenglas - das sind alles Themen, von denen Männer nix verstehen. Da halt ich mich eh lieber raus, sonst sag ich noch was falsches.
Irgendwann hörte ich das Wiedereintreffen der drei und sah Töchterchen in den Schuppen laufen, um die Sackkarre zu holen. Kurzes Gefachsimpel über den richtigen Gebrauch dieses Hi-Tech-Transporters. (Mit Säcken hätte sich meine Frau Doktor ja noch ausgekannt, aber mit der Karre dran wurds kompliziert).
Nach einiger Zeit - während mein CAD so richtig glühte - hörte man Gerumpel und Gepumpel im Nebenzimmer, unterbrochen von kurzen Abschnitten der Stille, in die Wortfetzen "Ah so!" oder eine Kinderstimmer "nein Daria!" undeutlich eingebracht waren.
So verging der Nachmittag.
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Abends dann, nachdem ich mein Waterloo mit der neuen Dachbodentreppe erlebt hatte und einfach niemanden mehr finden konnte, dem ich das Desaster in die Schuhe schieben konnte, wurde mir der neue Schrank präsentiert. Wirklich sehr schön! Buche mit Glasfacettenschliff, kleine Türen für die Fächer, Schubladen, . . .einfach alles dran. Vielleicht die Türen etwas wackelig, na, ich hol mal Werkzeug . . "Nix da, der gehört so!" Ok, ok, schon gut, wollte ja nur helfen. Eigentlich wollte ich ja nur mein Gewissen erleichtern und mich damit über die Dinge stellen. Das hat wohl meine Frau Psycho-Doktor gleich wieder messerscharf erkannt.
Abends dann der "Gute-Nacht"-Rundgang. Die Tochter erzählt aus ihrem Hochbett noch vom Kauf des Schrankes. Sie hätte erst das Modell ausgesucht, dann aber hätte ihre Zweitmama gemeint, sie bräuchten ja noch Schrauben dafür. Gleich gegenüber ist doch der Baumarkt, da könne man doch beraten werden, was man dafür so braucht?
Die Verkäuferin hätte sie aber beruhigt und gesagt, da sei alles dabei, alle Schrauben, alle Haken, einfach alles, was dazugehört. Meine zuweilen etwas mißtrauische Freundin habe daraufhin die Verpackung geöffnet, um sich davon zu überzeugen. Die Fülle der kleinen Plastiktütchen habe sie mit gerunzelter Stirn in der Hand gewogen und dann sei ihr ein kleines, weißes Tütchen aufgefallen.
"Und was ist das?"
"Das ist der Leim für die Dübel."
"Unglaublich, in so einem kleinen Paket. Das ist ja wirklich toll. Annette (so heißt unsere Tochter) guck mal, da ist sogar eine kleine Lampe dabei, falls es spät wird beim Zusammenbau!"
"Nein!" sagte die Verkäuferin: "das ist die Innenbeleuchtung."
Diese Frau muß demnächst unbedingt geheiratet werden.
Gruß
Wännä