Motorrad » Zwei Bauernschlaue, ein Dieb & der Prototyp in der Scheune

Eigentlich ist die Geschichte eher Stoff für den „Komödienstadl“ als für den „Tatort“. Zum Lachen dürfte den Beteiligten allerdings nicht zumute sein. Denn sie haben jetzt massiven Ärger mit der Polizei. Die Mitwirkenden an dem Bauernschwank um ein verschwundenes und einzigartiges Edelmotorrad im Wert von 200.000 Euro: ein Adlkofener Landwirt, sein ganz schlauer und geschäftstüchtiger Spezl und ein 39-jähriger Messebauer, dem angeblich ein bedauerliches „Versehen“ unterlaufen ist.

Montag, 20. September: Besagtes Motorrad, ein Prototyp, verschwindet auf der Münchner Motorradmesse bei Abbauarbeiten spurlos. Die Motorradwerke Zopschau („MZ“) hatten sich den heißen Ofen aus den USA extra für ihren Stand auf der Messe ausgeliehen. Die Maschine ist bei Bikern in der ganzen Welt als „Super-Moto“ bekannt. In Fachkreisen hat es die Bezeichnung Q 450. Als der Diebstahl Anfang Oktober bekannt wird, gibt es einen regelrechten Pressewirbel. Die Boulevardblätter berichteten über den aufsehenerregenden Diebstahl. Aufregung herrscht auch in Fachkreisen. Sogar in internationalen Biker-Foren im Internet gibt es einen Fahndungsaufruf mit Foto. Fast hätte man meinen können, der Diebstahl sei von Profis kaltschnäuzig durchgezogen worden. Die Firma „MZ“ setzt eine Belohnung von 5.000 Euro aus.

Der Spezl des Landwirts, ein 42-jähriger Schlosser, tritt auf den Plan. Er lagert in der Scheune seines 63-jährigen Freundes aus Adlkofen Material ein. Wie er später der Polizei erklären wird, macht er dabei eine überraschende Entdeckung. Da steht plötzlich das gestohlene „Super-Moto“, von dem er in der Zeitung gelesen hat. Ein 39-jähriger Messebauer, der die Scheune des Bauern angemietet hat, hatte es dort kurz zuvor untergestellt.

Statt aber sofort zur Polizei zu gehen, schmiedet der Schlosser mit seinem Spezl, dem 63-jährigen Landwirt, jetzt einen tollen Plan. Sie wollen sich bei der Firma „MZ“ persönlich melden. Angeblich, erklären sie später, will man so das „Polizeiaufgebot“ auf dem Bauernhof vermeiden. Die Belohnung für das Bike soll durch zwei geteilt werden. Gesagt, getan – der 42-jährige nimmt Kontakt zur Firma „MZ“ auf.

Der Treffpunkt für die Übergabe des Motorrades soll wohl ein neutraler Ort sein. Deshalb sucht man sich die Gemeinde Wörth aus. Als aber der „MZ“-Mitarbeiter zwecks Auszahlung der „Belohnung“ die genauen Personalien vom Finder haben will, wird dem 42-Jährigen die Sache doch „zu heiß“. Er verfrachtet das Super-Bike in seinen Lieferwagen und fährt damit schnurstracks zur Autobahnpolizei, um sein wertvolles „Fundstück“ abzugeben und die ganze Geschichte zu erzählen. Kurz darauf klopfen Ermittler dann auch schon bei dem 39-jährigen Messebauer an, der das Motorrad in der Scheune untergestellt hatte. Als er mit den Vorwürfen gegen ihn konfrontiert wird, ist er um eine abenteuerlich anmutende Erklärung nicht verlegen. Gegenüber der Polizei gibt er an, das Motorrad „aus Versehen beim Abbau mitgenommen“ zu haben.

Wegen dieses „bedauerlichen Versehens“ ermittelt jetzt die Polizei gegen den Messebauer. Und auch die „Finder“ bekommen statt einer satten Belohnung erst mal Ärger mit der Polizei wegen ihres abenteuerlichen Plans. Die Ermittler müssen natürlich jetzt abklären, ob sich auch wirklich alles so zugetragen hat, wie ausgesagt – oder ob vielleicht ein noch viel schlauerer Plan hinter der ganzen Sache steckt. Alle drei müssen laut Müncher Polizei mit Anzeigen rechnen. Und das Super-Moto? Das ist wieder auf dem Weg in die USA zu seinem Besitzer.

Gruß

Manne

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